Unter Amok-Verdacht "Ein schüchternes Mädchen"
Sankt Augustin (RP). Wer ist das Mädchen, das am Montag offensichtlich versucht hat, seine Schule abzubrennen und dabei eine Mitschülerin mit dem Messer schwer verletzte? "Sie ist ein freundliches, aber eher schüchternes Mädchen", berichtet Nachbar Eduard Enns über Tanja O., nach der den ganzen Tag über fieberhaft gefahndet wurde, bis sie sich am Abend freiwillig stellte.
Mai 2009: Amok-Alarm am Gymnasium in St. Augustin
Tanjas Familie stammt aus der Ukraine und lebt in in einer Doppelhaus-Hälfte in Sankt Augustin. Das Viertel, in der ihre Familie wohnt, wirkt unauffällig und solide. Schmucke Einfamilienhäuser, aber auch einige Lagerhallen am Rand der Siedlung. Der Vater arbeitet als Kaufmann und hat einen kleinen technischen Betrieb am Ort. Zu der Familie gehören außer Tanja vier Geschwister. Die 16-Jährige ist die Älteste von ihnen. Offensichtlich war die Familie im Ortsteil gut integriert. Der Vater hatte sogar die Patenschaft über einen Spielplatz übernommen.
In keinem sozialen Netzwerk
"Ich hätte nie gedacht, dass Tanja so etwas tun könnte", berichtet Nachbar Enns weiter. Allerdings ist ihm aufgefallen, dass sie niemals Besuch von Freunden erhielt. "Das war schon etwas merkwürdig. Auch wenn wir gemeinsam gegrillt haben, hat sie sich nie dazugesetzt. Sie hat auch nur selten mit uns gesprochen." Überraschend für ein Mädchen ihres Alters, dass es offenbar in keinem sozialen Netzwerk des Internets wie etwa SchülerVZ vertreten ist. Ihr Name fehlt auch in den Ergebnislisten von Sportvereinen, taucht im Internet überhaupt nicht auf. Tanja muss sehr zurückgezogen gelebt haben.
Am Montagabend rief die Polizei eine Öffentlichkeitsfahndung mit Personenbeschreibung aus: zwischen 1,60 und 1,65 Meter groß, dunkle, nackenlange glatte Haare und blaue Augen. Zur Tatzeit mit einem dunkelbraunen T-Shirt und Jeans bekleidet, möglicherweise noch mit Blutresten auf der Kleidung. Das Mädchen wirke ein bis zwei Jahre jünger, als es ihrem Alter entspricht.
Tanja muss auf ihrer Flucht gesehen haben, mit welchem Aufwand nach ihr gefahndet wurde. Um 23 Uhr stellte sie sich freiwillig am Kölner Hauptbahnhof.
