Jenny Elvers veröffentlicht Autobiografie Ein Leben zwischen Glamour und Absturz

Lüneburg · In ihrer Autobiografie schildert Jenny Elvers eindrucksvoll ihren Alkoholabsturz – und ihr Leben im Showbusiness. Ein klassisches Suchtbuch sei das nicht, sagt sie: Ihr Blick gehe auch nach vorn.

 Jenny Elvers während der Fashion Week in Berlin im Januar 2018.

Jenny Elvers während der Fashion Week in Berlin im Januar 2018.

Foto: dpa/Soeren Stache

Schon mit 46 Jahren hat Schauspielerin Jenny Elvers ihre Autobiografie geschrieben. Zunächst geht es dabei um ihre Alkoholsucht, gnadenlos schildert sie deren Folgen. „Ich liege auf dem harten Fliesenboden einer Restauranttoilette – mit dem Gesicht nach unten“, lautet der erste Satz. „Meinen Körper spüre ich nicht. Ich kann mich nicht bewegen.“ Am 17. September 2012 lallt und kichert sie in einer Livesendung des NDR – ihre Sucht wird schlagartig öffentlich.

Elvers macht einen Entzug. „Ich kann vor Schmerzen nicht einmal mehr schreien“, schildert sie die ersten Tage in Therapie. „Mein Weg führt durch die Hölle. Einmal komplett durch, ohne Abkürzung.“ Den peinlichen Fernsehauftritt nennt sie heute „meine Erlösung“.

„Das war lebensrettend“, sagt sie im Gespräch. „Ich habe das Buch jetzt geschrieben, weil meine Seele gesund ist“, betont sie. „Es ist ein langer Prozess gesund zu werden.“ In „Wackeljahre: Mein Leben zwischen Glamour und Absturz“ geht es keineswegs nur um Alkohol. „Es ist eine Biografie, die auch erzählt von einer jungen Frau, die aus der Lüneburger Heide loszieht, um die Welt zu erobern“, sagt Elvers. „Der rote Faden ist der Alkohol, es ist aber kein klassisches Suchtbuch“, sagt sie. „Ich möchte niemanden therapieren, aber ich wollte erzählen, wie man da hinkommt. Und dafür musste ich natürlich ganz vorne anfangen.“ Das Buch sei ein guter Abschluss.

Dazu gehören Stationen als Heidekönigin 1990, als Model und beliebtes Motiv auf roten Teppichen – an der Seite berühmter Männer. Vor Instagram und Facebook seien die Boulevardzeitungen die Plattform zur Selbstdarstellung gewesen. „Diese naive Eitelkeit war ein Fehler“, schreibt sie. „Plötzlich galt ich als Vorreiterin eines ganz neuen Berufsstandes: Ich war Deutschlands vermeintlich erstes Luder.“

Elvers kann auch über sich lachen, mit viel Selbstdistanz gibt sie Auskunft. „Ich kann jetzt schon mit 46 auf ein bewegtes Leben zurückblicken. So wirklich ruhig war es nie“, sagt sie. „Es hat auch viele lustige Momente – 28 Jahre Showbusiness ist ja auch schon ganz schön.“ Sie beschreibt sich in „Wackeljahre“ als zielstrebige Perfektionistin mit Lächel-Fassade, die immer wieder Aufmerksamkeit sucht und auch an den eigenen Ansprüchen und Unsicherheiten zu zerbrechen droht. „Sei aufgeschlossen, freundlich und unkompliziert - dann sind alle mit dir zufrieden“ - das habe sie früh gelernt. „Immer lustig. Immer nett.“ Trotzdem hat sie Angst, etwa davor, trotz teils begeisterter Kritiken als Mogelpackung auf der Bühne entlarvt zu werden. Ängste, Schlafstörungen, Alkohol – bis der Körper nicht mehr mitmacht.

Ausführlich schildert Elvers ihre erste große Liebe zu einem Rockstar, sie nennt ihn nicht. „Er hält sein Privatleben komplett privat, das sollte man respektieren“, sagt sie dazu. Als sie sich kennenlernen, war sie 17. „Da bin ich mit Hauruck in eine ganz andere Welt gekommen.“ Später geht es auch um die schwierigen Beziehungen mit Schauspieler Heiner Lauterbach und Musiker Thomas D.

Ihren Durchbruch hat Elvers 1996 mit dem Kinofilm „Männerpension“ von Detlev Buck. Eine Szene verfolgt sie bis heute – kurz lupft sie den Rock, ein Höschen trägt sie nicht. Erste Fernsehrollen folgen. Später wird es durchaus seriös. Sie spielt im Hamburger Schauspielhaus und die Buhlschaft im Berliner „Jedermann“. Für ihre Rolle in Bucks Film „Knallhart“ findet sie 2006 weithin Anerkennung – „selbst das Feuilleton schrieb sehr wohlwollend über mich“, heißt es dazu. Zu spät. „Bei mir kam diese Ehre nicht an. Ich fiel...tiefer und tiefer.“

Der Vater ihres Sohnes Paul (17) wird nicht genannt, Trennung und Sorgerechtsstreit mit Sänger Alex Jolig werden nicht erwähnt. Am Schluss schlägt das Buch den Bogen zum Ende der Therapie. Die Jahre danach fehlen. Nichts über die Teilnahme an „Promi Big Brother“ oder den zweiten Playboy-Auftritt 2016. „So ist es runder“, sagt Elvers, die mit Paul in Lüneburg lebt. „Vielleicht gibt es in einigen Jahren noch ein zweites Buch.“ Alkohol soll nicht darin vorkommen.

(dpa)
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