Schulschiff setzt Ausbildung aus Dunkle Schatten über der Gorch Fock

Glücksburg (RPO). Es ist eines der schönsten Segelschiffe der Welt: die Gorch Fock. Das Schulschiff der deutschen Marine wird gern auf Reisen als Botschafter Deutschlands eingesetzt. Doch nun, nach dem erneuten Todesfall einer Kadettin, hat das Schiff vorerst den Schulbetrieb eingestellt. Es ist nicht der erste Schatten, der auf den strahlenden Dreimaster fällt.

Die Gorch Fock - Schulschiff der Deutschen Marine
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73 Teilnehmer des aktuellen Ausbildungslehrgangs treten nun ihre Rückreise nach Deutschland an. Eigentlich wollten sie in Kürze vom brasilianischen Hafen Salvador da Bahia auslaufen. Doch der Tod einer 25-Jährigen Anfang November hat alles verändert.

Die junge Kadettin war aus den Masten auf das Deck gestürzt und erlag kurze Zeit später ihren Verletzungen. Ein schwerer Schlag für die Crew und die deutsche Marine. Zudem konnte die Ausbildung aufgrund der Ermittlungen nicht fortgesetzt werden. So fiel die Entscheidung, die Ausbildung auf dem Großsegler auszusetzen und sie erst im September nächsten Jahres fortzusetzen.

Seit 1958 auf den Meeren unterwegs

Das Aushängeschild der deutschen Marine steht seit längerem in der Kritik. Denn die Unfälle auf dem Schiff haben sich in den letzten Jahren gehäuft und werfen einen Schatten auf die vormals viel gelobte Ausbildung. Seit das Schiff 1958 das erste Mal ablegte, gab es insgesamt sechs Todesfälle.

Der wohl tragischste war der Fall einer 18-jährigen Offiziersanwärterin aus Nordrhein-Westfalen. Sie stürzte im September 2008 während der Seewache nördlich von Norderney über Bord. Ein Besatzungsmitglied hatte gesehen, "wie ein Schatten über Bord" ging, und sofort wurden die Suchmaßnahmen eingeleitet.

Vergeblich, zwölf Tage später fand man die Leiche der jungen Frau 120 Kilometer von Helgoland entfernt. Wie es zu dem Unglück kommen konnte, ist bis heute nicht geklärt. Die Staatsanwaltschaft stellte im Januar vergangenen Jahres die Ermittlungen ein. Lediglich eines sei klar: Es habe kein Fremdverschulden vorgelegen. Auch ein Suizid ist ausgeschlossen

Ausbildung nicht infrage gestellt

Nur wenige Wochen vor diesem tragischen Tod, im August 2008, hatte es ebenfalls einen Zwischenfall gegeben. Damals stürzte ein 18-jähriger Soldat bei einer Nachtübung aus zwölf Metern Höhe ins Wasser. Er kam mit Prellungen davon.

Weniger Glück hatte 2002 ein 19-Jähriger, der ebenfalls aus der Takelage gestürzt war und starb. 1998 fiel ein ebenfalls 19-Jähriger aus dem Großmast auf die Planken. Er kam ebenfalls zu Tode.

Trotz aller auch tödlicher Zwischenfälle - die Ausbildung selbst, so machte die Marine nun noch einmal deutlich, werde nicht infrage gestellt. Denn sie sei die einzige Möglichkeit für die Marineanwärter, praktische Erfahrungen zu sammeln. Die Kritik aber wird sich die Marine gefallen lassen müssen. Doch sie betont zugleich, dass in der gesamten Ausbildungszeit mit 14.500 Anwärtern nur wenige Unfälle passiert seien.

Doch nun bekommt der Großsegler erst einmal eine Verschnaufspause — zumindest bei der Ausbildung. Denn wegen der Repräsentationspflichten muss die Crew selbst bald wieder auslaufen. In Bezug auf das Lehrschiff selbst will die Marine zunächst die Ermittlungen abwarten und dann möglicherweise daraus Konsequenzen ziehen.

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