Mühlheim am Main Drei Tote und 13 Verletzte bei Zugunglück

Mühlheim am Main · Auf gerader Strecke prallte eine Regionalbahn in der Nacht zu Freitag auf einen Schienenbagger. Der Lokführer und zwei Bauarbeiter kamen ums Leben.

Tote bei schwerem Zugunglück in Hessen
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Tote bei schwerem Zugunglück in Hessen

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"Wir gehen davon aus, dass sie sofort tot waren", sagte ein Polizeisprecher auf dapd-Anfrage. Sechs Menschen wurden schwer verletzt, waren aber nicht in Lebensgefahr. Viele der Reisenden erlitten Knochenbrüche. Die Unfallursache war zunächst unklar.

"Wir sind außerordentlich betroffen", sagte Klaus Vornhusen, DB-Bevollmächtigter in Hessen. "Für die Bahn ist heute ein trauriger Tag." Den Familien der Opfer sei Hilfe angeboten worden. Der Passagierzug mit etwa 35 Insassen war gegen 01.00 Uhr nahe dem Mühlheimer Stadtteil Dietesheim mit dem Baufahrzeug kollidiert, der Triebwagen entgleiste. Der Zug war nach Angaben der Bahn auf dem Weg von Frankfurt nach Wächtersbach.

Weil sich der Zweiwegebagger und die Regionalbahn stark ineinander verkeilt hatten, habe sich die Bergung der Todesopfer schwierig gestaltet, sagte ein Polizeisprecher. "Es waren Schweiß- und Schneidearbeiten erforderlich." Zudem drohte der entgleiste Triebwagen des Zuges zu kippen, weswegen er mit Spanngurten gesichert werden musste.

Bergung der Opfer schwierig

Erst gegen 10.00 Uhr konnte deshalb der Leichnam eines Bauarbeiters als letztes der drei Todesopfer geborgen werden. Zwei Stunden zuvor war der tote Lokführer aus dem Führerhaus geholt worden. Das dritte Opfer, ebenfalls ein Bauarbeiter, war bereits in der Nacht geborgen worden. Sie gehörten einem Bautrupp an.

Die genaue Anzahl der Arbeiter werde die Deutsche Bahn einstweilen nicht nennen, sagte Vornhusen. Ein Bundespolizist an der Strecke sprach von insgesamt vier Mitgliedern bei dem Bautrupp. Zwei von ihnen seien mehrere Hundert Meter von der Unglücksstelle entfernt gewesen.

Laut Vornhusen sollten die Arbeiter Schienen auswechseln, eine externe Gleisbaufirma sei damit beauftragt gewesen. Bei dem Aufprall habe sich der Bagger in den Führerstand des Zugs geschoben. Das Baufahrzeug sei bis zum Stillstand der Regionalbahn rund 400 Meter mitgeschleift worden, sagte der DB-Manager. Der Zweiwegebagger, der auch straßentauglich ist, habe sich möglicherweise zu früh oder an einer falschen Stelle auf dem Gleis befunden.

Mehr als 200 Einsatzkräfte am Unglücksort

Nach DB-Angaben liegt die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf dem Streckenabschnitt bei 140 Stundenkilometern. Wie schnell die Regionalbahn tatsächlich unterwegs war, sei noch nicht bekannt, sagte Vornhusen. Ungeklärt sei bisher auch, ob der Lokführer noch bremsen konnte. Die Ursache und der genaue Hergang des Unglücks werden von der Staatsanwaltschaft und dem Eisenbahnbundesamt untersucht.

"Wir haben mit der Sicherung von Beweisen begonnen", sagte ein Sprecher der Eisenbahn-Unfalluntersuchungsstelle auf Anfrage.
Die Ermittlungen gingen in alle Richtungen. So würden etwa Aufzeichnungen des Fahrtverlaufs und Zugfunkgespräche ausgewertet.
Bis wann gesicherte Erkenntnisse vorlägen, lasse sich schwer vorhersagen.

Insgesamt waren nach Angaben der Polizei mehr als 200 Einsatzkräfte am Unfallort, darunter Feuerwehrleute, Rettungsdienste und Kriseninterventionsteams. Am frühen Nachmittag traf ein spezieller Baukran aus Nordrhein-Westfalen an der Unglücksstelle ein, mit dessen Hilfe die Unfallfahrzeuge geborgen wurden.

Trotz der Streckensperrung verzeichnete die Bahn nur geringe Auswirkungen auf den Nah- und Fernverkehr. Die betroffene Strecke sollte das ganze Wochenende über gesperrt bleiben. Die Bahn will die Instandsetzungsarbeiten bis Montagmorgen abgeschlossen haben.

(APD)
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