Ursache noch immer unklar Drei Tote bei Explosion einer Fliegerbombe

Göttingen (RPO). Nach der Explosion ein Zehn-Zentner-Bombe in Göttingen mit drei Toten hat eine 25-köpfige Expertenkommission die Suche nach der Ursache des tragischen Unglücks aufgenommen. Bei den Ermittlungen steht der Säurezünder der Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg im Mittelpunkt. Nach Angaben des niedersächsischen Innenministeriums vom Mittwoch war die Bombe mit einem als besonders gefährlich geltenden Säure-Langzeitzünder ausgestattet.

Fliegerbombe in Göttingen explodiert
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Fliegerbombe in Göttingen explodiert

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Die 65 Jahre alte Bombe war Dienstagabend um 21.37 Uhr eine knappe Stunde vor der geplanten Entschärfung plötzlich detoniert. Dabei wurden drei Mitarbeiter des Kampfmittelräumdienstes im Alter von 55, 52 und 38 Jahren getötet. Zwei Mitarbeiter des Dienstes im Alter von 49 und 46 Jahren wurden zudem schwer verletzt, vier andere erlitten einen Schock. Die getöteten Männer waren erfahrene Fachleute, die zum Teil schon 700 Entschärfungen vorgenommen hatten.

Nach Angaben der Polizei hielten sich die Getöteten im Moment der Explosion in unmittelbarer Nähe der Bombe auf. Am Mittwochvormittag wurde die Unglücksstelle auf dem Göttinger Schützenplatz von Mitarbeitern des Kampfmittelräumdienstes aus dem benachbarten Thüringen auf weitere Gefahren untersucht. Auf dem Platz wird derzeit eine Großbaustelle eingerichtet.

Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft

Die Staatsanwaltschaft Göttingen leitete wegen des Unglücks Vorermittlungen gegen den vor Ort verantwortlichen Kolonnenführer des niedersächsischen Kampfmittelräumdienstes ein. Man prüfe, ob dem Kolonnenführer eventuell der Vorwurf der fahrlässigen Tötung zu machen sei, sagte ein Justizsprecher. Vor allem untersuche man, ob bei der Vorbereitung der Entschärfung der Bombe die Sicherheitsvorschriften eingehalten wurden.

Der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) äußerte sich bestürzt über das Unglück in Göttingen. "Die Nachricht hat uns alle tief erschüttert, unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und Freunden der Opfer sowie den Verletzten", sagte der CDU-Politiker. "Die Opfer haben ihr Leben zur Sicherheit aller riskiert und verloren", betonte er.

Säurezünder besonders gefährlich

Mit Säurezündern ausgestattete Bomben aus Zweiten Weltkrieg bergen für Räumdienste auch heute noch große Gefahren. "Der Sprengstoff verändert sich nicht, und das Zündsystem rostet nicht durch", sagt Volker Scherff vom Bund Deutscher Feuerwerker und Wehrtechniker (BDFWT) dem DAPD. Die Göttinger Bombe sollte mit einem sogenannten Wasserstrahl-Schneidegerät zu entschärft Werden. Dabei durchtrennt ein Wasser-Granulat-Gemisch die Hülle der Bombe zwischen Zündverstärker und Sprengstoff ab.

Nach Angaben des Innenministeriums in Hannover hatte es zuvor in Niedersachsen seit Jahrzehnten bei Bombenentschärfungen keine tödlichen Unfälle mehr gegeben. Allerdings habe sich vor sechs Jahren in Bayern ein ähnlicher Unfall mit einem Toten ereignet, sagte Sprecher Klaus Engemann.

Das Unglück auf dem Göttinger Schützenplatz ereignete sich, als die Evakuierungsmaßnahmen in der Umgebung kurz vor dem Abschluss standen. Nach den Plänen der Stadt hatten für die Entschärfung 7.200 Menschen in einem Umkreis von 1.000 Metern rund um den Fundort ihre Wohnung zu verlassen. Auf dem Göttinger Schützenplatz war bereits in der Nacht zum vergangenen Freitag eine andere Zehn-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft worden.

(DDP/APN//csr)
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