Bei Olpe Drei Babyleichen in Kühltruhe entdeckt

Wenden (RPO). Im Keller eines Einfamilienhauses in Wenden bei Olpe hat die Polizei drei tote Kinder entdeckt. Die Leichen der Babys lagen in einer Tiefkühltruhe. Die Polizei hat die 44-jährige Mutter unter dringendem Verdacht der Kindstötung festgenommen. Sie soll in den 80er Jahren die Babys zur Welt gebracht, in Plastiktüten verpackt und eingefroren zu haben.

Polizei findet drei Babyleichen in Tiefkühltruhe
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Polizei findet drei Babyleichen in Tiefkühltruhe

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Die Kinder seien wahrscheinlich lebend zur Welt zur Welt gekommen, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Siegen, Johanns Daheim, am Montag der AP.

Die Frau selbst war am Sonntagabend mit ihrem 47-jährigen Mann und der 24-jährigen Tochter auf der Polizeiwache erschienen und hatte Selbstanzeige erstattet, nachdem ihr Sohn sie zur Rede gestellt hatte. Die korpulente Frau habe ihre Schwangerschaften ersten Ermittlungen zufolge sowohl vor der Familie als auch vor den Nachbarn verborgen gehalten, sagte der Leiter der Mordkommission, Herbert Fingerhut, am Montag in Siegen. "Es kling unglaubwürdig, aber es gibt Beispiele, dass so etwas durchaus möglich ist", sagte der Ermittler.

Die Leichen seien inzwischen in die Gerichtsmedizin gebracht worden und sollten dort obduziert werden. Dies werde allerdings noch einige Zeit dauern, da die Leichen zuvor aufgetaut werden müssten, hieß es bei der Staatsanwaltschaft.

Mutter legt Teilgeständnis ab

Die Tatverdächtige habe in ihre ersten von Weinkrämpfen unterbrochenen Aussagen mehr oder weniger eingeräumt, die Kinder zur Welt gebracht und später in der Tiefkühltruhe deponiert zu haben, sagte der Ermittler Martin Feldmann. Sie stehe aber unter Schock und befinde sich inzwischen in psychiatrischer Behandlung.

Das grausige Geheimnis war durch Zufall am Samstagnachmittag entdeckt worden. Als die Eltern über das Wochenende zu einem Kurzausflug in den Schwarzwald aufgebrochen waren, wollten der 18-Jährige und seine 24 Jahre alte Schwester eine Pizza aus der Tiefkühltruhe in der Waschküche nehmen. Dabei stellten sie fest, dass bei vielen eingelagerten Lebensmitteln die Haltbarkeitsdauer bei weitem - teilweise um Jahre - abgelaufen war. Sie beschlossen, die Tiefkühltruhe aufzuräumen. Dabei stieß der 18-Jährige am Boden der Tiefkühltruhe auf drei gleich aussehende Pakete. Als er eines davon öffnete, sah er den Kopf und den Arm eines in ein Handtuch eingewickelten Babys.

"Ganz normale, gutbürgerliche Familie"

Nach ihrer Entdeckung warteten die Kinder noch einen Tag lang die Rückkehr ihrer Eltern ab und stellten sie zur Rede. Daraufhin seien dann Vater, Mutter und die Tochter bei der Polizei erschienen, sagte Fingerhut.

Zumindest eine der Taten glaubt die Polizei datieren zu können. Denn in dem Beutel fand sich eine Zeitung vom Dezember 1988. Wann die anderen Kinder geboren wurden, war zunächst noch offen. Doch handele es sich offenbar um Einzelgeburten und nicht um Drillinge.

Die Obduktionen zur Feststellung von Todesursachen und -zeitpunkten sollen frühestens am Dienstag vorgenommen werden. Die Leichen müssten erst bei normaler Temperatur auftauen, erklärte Fingerhut. Deshalb sei auch noch nicht auszuschließen, dass keine Tötung vorliege.

Die ganze Familie sei geschockt und traumatisiert und werde psychologisch betreut, berichteten die Ermittler. Es handele sich um eine "ganz normale, gutbürgerliche Familie", betonte die Polizei. Die Mutter sei 44 Jahre alt, der Mann, ein Elektriker, drei Jahre älter. Zwei Söhne im Alter von im Alter von 18 und 23 Jahren wohnen noch im Haus. Die 24-jährige Tochter studiere. Die Familie lebe seit 1984 in ihrem Einfamilienhaus und sei gut in die Gemeinschaft integriert.

Eine 47-jährige Nachbarin sagte: "Das ist unfassbar - vor allem, dass keiner gemerkt hat, dass sie schwanger ist." Nachbarin Alexandra Stracke berichtete: "Das war eine nette freundliche Frau." Sie selbst habe in ihrer Kindheit gelegentlich in deren Haus gespielt. "Das war immer gutbürgerlich, nichts Besonderes." Möglicherweise seien die Schwangerschaften nicht aufgefallen, da die Frau schon immer korpulent gewesen sei.

Wendener Bürgermeister ist entsetzt

Der Bürgermeister der 20.000-Einwohner-Stadt, Peter Brüser, zeigte sich entsetzt über die Ereignisse. "Ich bin jetzt 14 Jahre Bürgermeister, und das ist bestimmt der schlimmste Tag, den ich erleben musste", sagte er der AP. "Wir werden hier lange brauchen, das zu verarbeiten." Die Familie sei hilfsbereit und unauffällig gewesen. "Niemand hätte sich im entferntesten vorstellen können, dass da noch etwas anderes ist." Die Menschen im Dorf stünden unter Schock: "Man hat immer wieder gelesen, dass so etwas passiert in der Welt. Aber das war ganz weit weg, und jetzt ist es mitten in der Gemeinschaft", sagte der Bürgermeister.

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