Fünf Tote bei Schiffsunglück in Österreich Drama: Deutsche sterben im eiskalten Wasser

St. Pölten/Düsseldorf (rpo). Bei einem Bootsunglück in Niederösterreich sind am Montag fünf Touristen einer Seniorenreisegruppe aus dem Großraum Aachen ertrunken. Das Schiff kenterte aus bislang ungeklärten Gründen auf dem größten unterirdischen See Europas.

Die vier Frauen und ein Mann im Alter zwischen 59 und 77 Jahren ertranken, als sich ihr Motorboot in der Seegrotte von Hinterbrühl südlich von Wien aus noch ungeklärter Ursache um die eigene Achse drehte und kenterte, wie die Polizei mitteilte. Bei den deutschen Todesopfern handelte es sich um Mitglieder einer Reisegruppe aus Aachen. Das Reiseunternehmen Wirtz im nordrhein-westfälischen Würselen, bei dem die Deutschen eine einwöchige Wien-Reise gebucht hatten, zeigte sich "betroffen".

Das Unglück ereignete sich nach den Worten von Gendarmeriekommandant Wolfgang Nicham kurz vor dem Ende der unterirdischen Fahrt auf dem Bergwerkssee bei Mödling. Alle knapp 30 Insassen wurden über Bord ins nur sieben Grad kalte Wasser geworfen, als sich ihr Boot plötzlich drehte. Das Wasser war an der Unglücksstelle nicht tiefer als 1,50 Meter. Für die vier Frauen und den Mann kam dennoch jede Hilfe zu spät. Sie gerieten offenbar unter den Bootsrumpf und konnten sich nicht befreien. Zwei Touristen wurden ins Krankenhaus gebracht, die anderen Geretteten wurden von der Gemeinde Hinterbrühl mit trockener Kleidung versorgt, Psychologen kümmerten sich um die geschockten Urlauber.

"Weniger als 30" Menschen an Bord

Nicham zufolge waren an Bord des Motorbootes "weniger als 30" Menschen. Die Feuerwehr hatte zuvor von 33 Insassen gesprochen. Damit wäre das für 29 Menschen zugelassene Boot überladen gewesen. Nach Angaben der Nachrichtenagentur APA nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen zur Ursache des Unglücks auf. Der Feuerwehr zufolge waren alle fünf Todesopfer unter dem Rumpf des gekenterten Bootes eingesperrt, sie hätten erst von Feuerwehrtauchern geborgen werden können. Die Rettungsarbeiten wurden nach Angaben der Feuerwehr durch die Enge der Stollen des einstigen Bergwerks bei Hinterbrühl behindert. Etwa 100 Helfer waren vor Ort, darunter auch Taucher sowie mehrere Ärzte.

Nach Angaben einer Mitarbeiterin von Wirtz-Reisen in Würselen umfasste die deutsche Reisegruppe insgesamt 41 Touristen. Sie hätten eine einwöchige Wien-Reise gebucht, in deren Verlauf der Besuch der Seegrotte ein zusätzliches Ausflugsprogramm war, sagte Astrid Jongen der Nachrichtenagentur AFP. Wieviele Mitglieder der Reisegruppe sich in dem Unglücksboot befanden, konnte sie nicht sagen. In der Regel würden ältere Menschen solche Reisen buchen. Die Reisenden sollten voraussichtlich am Dienstag, einen Tag früher als geplant, nach Nordrhein-Westfalen zurückfahren.

Größter unterirdische See Europas

Die Seegrotte liegt rund 20 Kilometer südlich von Wien und zieht jährlich bis zu eine Viertelmillion Touristen aus aller Welt an. Mit 6200 Quadratmetern ist das Gewässer in der Seegrotte von Hinterbrühl der größte unterirdische See Europas. Er bildete sich 1912 nach einer Sprengung im einstigen Gipsbergwerk. Mehr als 20 Millionen Liter Wasser fluteten damals die Gänge und Stollen. Der See wurde erst in den 30er Jahren von einem Team internationaler Höhlenforscher entdeckt und anschließend der Öffentlichkeit als Schaubergwerk zugänglich gemacht. Die Touristenattraktion zog seither mehr als zehn Millionen Menschen an.

Während des Zweiten Weltkrieges nutzten die Nationalsozialisten die Grotte als Bunker für die unterirdische Flugzeugfabrik der Heinkel-Werke, die dort mit KZ-Häftlingen Flugzeugteile herstellte.

Für Angehörige wurde unter der Nummer 0043-2742-90050 eine Hotline eingerichtet.

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