Es wird nicht alles schlecht Diese neun Menschen machen Mut für 2017

Düsseldorf · Terroranschläge, das Ableben beliebter Prominenter und die globale Flüchtlingskrise lassen 2016 wohl in schlechter Erinnerung bleiben. Damit diese Negativ-Ereignisse nicht ganz die Wahrnehmung des Jahres bestimmen, stellen wir einige Menschen vor, die Mut machen.

Kristian Peters-Lach (Stadionsprecher in Krefeld)
Für seine emotionale Ansprache zum Lkw-Attentat in Berlin durch den Terrorverdächtigen Anis Amri bekam Kristian Peters-Lach viel Beifall. Als Stationsprecher im Krefelder Königpalast hatte er darauf bestanden, vor einem Spiel der Krefelder Pinguine gegen Köln nicht einfach nur die vorgefertigte Rede der Eishockey-Liga zu verlesen, sondern seine eigenen Worte zu sagen: "Liebe kennt keine Herkunft, keine Religion, keine Orientierung. Liebe ist universell, und sie ist stärker als Hass, die Sprache der Dummen." Das kam an und zeigte, dass es auch Optimisten gibt, die das Jahr 2017 besser machen könnten als das vergangene.

Armin Dörr (Fahrradschrauber)
Um Obdachlose, Arbeitslose und arme Menschen mobil zu machen, arbeitet der Düsseldorfer Armin Dörr alte Fahrräder auf, die ihm Bürger spenden. Der Schrauber fährt mit seiner mobilen Werkstatt der Hilfsorganisation "Vision:teilen" zu verschiedenen Veranstaltungen in der Stadt und repariert kostenlos oder gegen einen kleinen Zuschuss zum Materialpreis die Räder der Bedürftigen. "Für Menschen mit geringem Einkommen soll es immer kostenlos sein", sagt Dörr. Damit hilft er nicht nur den Menschen, sondern trägt auch ein bisschen zum Image der "Fahrradstadt" bei, das Düsseldorf sich geben will. Dass er Bedürftigen hilft und zugleich mit seiner Arbeit die verstopften Straßen ein bisschen leerer macht, macht ihn auch zu einem Hoffnungsträger für das Jahr 2017.

Christian Streich (Trainer des SC Freiburg)
Seine direkte Art machte ihn zum Liebling der Sportjournalisten: Christian Streich ist anders als viele Trainer, die auf Pressekonferenzen entweder inhaltsleeres Geschwafel oder fragwürdiges Deutsch von sich geben. Streich nimmt seine Spieler in Schutz und sorgte mit seiner Verteidigungsrede für den jüngsten Ausraster von Roger Schmidt für Aufsehen. Auch zu Flüchtlingsthemen äußerte er sich ("Wenn man mich mit 30 Jahren in ein Haus mit ganz vielen anderen gesperrt hätte und ich nicht hätte arbeiten dürfen, wüsste ich nicht, was ich gemacht hätte.") Und er versucht auch sonst immer wieder, einer agressiven Debatte den Wind aus den Segeln zu nehmen. Das können wir wohl auch im Jahr 2017 gut gebrauchen.

Birgit Schnabel (Tierärztin)
Die Nöte, die viele Menschen in Entwicklungsländern haben, teilen deren Nutz- und Haustiere. Birgit Schnabel aus Radevormwald reiste deshalb schon nach Malawi und zuletzt nach Gambia, um Tierärzte auf dem afrikanischen Kontinent auszubilden und dafür zu sorgen, dass auch in den Problemregionen im Inland die Tiere nicht an fehlender medizinischer Versorgung zu leiden haben. "In Gambia ist alles anders", sagt sie und spricht von schwierigen Bedingungen und mangelnden Kräften für die Tierbehandlungen. Deshalb will sie sich auch in Zukunft weiter für Tiere in Afrika einsetzen — weitere Reisen schließt die freiwillige Entwicklungshelferin nicht aus, obwohl sie in Rade auch noch ihre eigene Praxis führt.

Martin Schulz (EU-Parlamentspräsident)
SPD-Parteichef, Kanzerkandidat oder potenzieller Außenminister: Niemand kann vorhersagen, wo für Martin Schulz die Reise hingehen wird. Auch bei seiner Abschiedsrede als Präsident des EU-Parlaments hat er nicht durchblicken lassen, ob er sich schon für eine Kandidatur in der Bundestagswahl 2017 entschieden hat. Wenn doch, dann könnte er als Rivale von Angela Merkel (CDU) den Wahlkampf wieder spannend machen. Ein Schulz als Antwort auf die K-Frage der SPD könnte Bewegung in die Politik bringen — und damit vielleicht auch Politikverdrossenen wieder einen Anlass bieten, zur Wahl zu gehen.

Wolfgang Stötzner (Bürgerverein Gruiten)
Stellvertretend für alle engagierten Menschen, die sich von den Nachrichten der hohen Flüchtlingszahlen nicht eingeschüchtert, sondern zu Taten berufen gefühlt haben, steht Wolfgang Stötzner. Der Haaner und Vorsitzende des Gruitener Bürger- und Verkehrsvereins rief schon 2015 dazu auf, zu helfen. 100 Bürger meldeten sich als Ehrenamtler, Stützner organisierte die Betreuung der Notunterkunft durch sie. Hilfsbereite Vereine und Menschen wie Stötzner, die sich in kleinen Orten großen Aufgaben widmen, lassen den Optimismus für das Jahr 2017 wachsen.

Jan Knobel (Schlosser)
Wären alle Menschen wie Jan Knobel, hätte die Medizin ein Problem weniger. Der Schlosser aus Solingen lebt nicht nur selbst gesund, sondern rettet auch die Gesundheit von anderen. Als Knochenmarkspender half er einem fünfjährigen polnischen Jungen, mit dem er regelmäßig Briefe schreibt. Obwohl er nicht weiß, ob seine Spende dem Kind das Leben gerettet hat, hofft er doch, dass andere ihm nacheifern und sich als Knochenmarkspender registrieren lassen.

Giulia Silberberger (Aktivistin gegen Verschwörungstheorien)
Einige Menschen glauben, die Erde sei eine Scheibe. Andere sind der festen Überzeugung, sie sei rund, dafür aber von Echsenmenschen bewohnt. Giulia Silberberger stört das, weshalb sie die Facebook-Seite "Der Goldene Aluhut" ins Leben rief, die bislang 23.000 Abonnenten hat. Dort will sie aufklären darüber, dass Kondensstreifen keine Chemtrails sind, Rauchen nicht die Gesundheit fördert und der Mond keine Ufo-Basis für das Vierte Reich ist. Bleibt nur zu hoffen, dass Silberberger damit auch 2017 weitermacht.

Edris (7, aus Afghanistan)
Viel zu viel Scheu haben manche vor der Politik und den Menschen, die sich beruflich mit ihr beschäftigen. Nicht so der kleine Edris: Auf einer CDU-Veranstaltung in Heidelberg wollte er sich bei Angela Merkel bedanken, dass er in Deutschland bleiben darf. Persönlich, also mit Handschlag. Sie ließ sich von dem Siebenjährigen überzeugen, stieg vom Podest und reichte Edris die Hand. Der musste vor Rührung weinen - und sorgte so für Bilder, die manchen das Herz erweichten und Hoffnung darauf machten, dass auch im kommenden Jahr noch etwas von der mancherorts schon totgesagten Willkommenskultur übrig ist.

(bur)
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