Ida Schneider steht vor ihrem 112. Tandemsprung Diese 85-Jährige kann das Fallschirmspringen nicht lassen

Schöngleina · Ida Schneider hat mit 66 Jahren das Fallschirmspringen für sich entdeckt. Inzwischen ist die Rentnerin aus Thüringen 85 Jahre alt - und steht vor ihrem 112. Tandendemsprung. Wenn sich Ina Schneider aus dem Flieger stürzt, jodelt sie aus voller Brust.

Ida Schneider - Fallschirmspringen mit 85
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Ida Schneider wird ganz hibbelig, wenn sie die Segelflieger am Himmel kreisen sieht. "Am liebsten wäre ich mit da oben", sagt die 85-Jährige und rutscht auf ihrem Stuhl hin und her. Doch an diesem Tag sind dunkle Wolken am Flugplatz Jena-Schöngleina aufgezogen. Eigentlich wollte die Seniorin wieder einmal aus einem Flieger springen und für ein paar Sekunden im freien Fall durch die Luft sausen.

Denn während sich andere in ihrem Alter zur Ruhe setzen, hat sie das Fallschirmspringen für sich entdeckt und schon 111 Tandemsprünge hinter sich. Damit gehört sie zu den ältesten Springern in Deutschland.

"Bei mir ist das eine Sucht", sagt die Frau aus Münchenbernsdorf im thüringischen Kreis Greiz. "Sobald ich gelandet bin, denke ich: Wenn ich nur schon wieder oben in der Luft wäre."

Zu dem Hobby kam sie erst im Rentenalter. Einem der Sänger in ihrem Chor, der selbst Fallschirmspringer war, erzählte sie, dass sie gern einmal mitspringen würde. Das war ein Donnerstag im Jahr 1995, und sie war 66 Jahre alt. "Am nächsten Tag bekam ich einen Anruf, dass ich am Samstag um halb zehn auf dem Flugplatz sein soll", erinnert sich die Seniorin, die einst als Verkäuferin gearbeitet hat. "Um 8 Uhr war ich mit meinem Mann schon da, weil ich es gar nicht erwarten konnte."

Ida Schneider stürzte sich schon aus 4000 Metern Höhe

Seither sucht Ida Schneider immer wieder den Adrenalin-Stoß in den Lüften. Aus mehr als 4000 Metern Höhe ist sie schon gesprungen, auch rückwärts aus dem Flieger und mit Überschlag. Sie hat bei Formations- und Zielspringen mitgemacht und ist auch schon Tandem aus einem Ballon gesprungen. "Die Ballonfahrt alleine war mir zu langweilig", erzählt sie. Fürs Springen ist sie sogar schon nach Kuba gereist. Das Schönste sei stets die kurze Zeit im freien Fall. Dabei jodelt sie schon mal aus voller Brust oder trällert das Holzmichel-Lied.

"Der Tandemsprung ist für Ältere auch noch mit 70 oder 80 Jahren die Möglichkeit par excellence, einen Fallschirmsprung zu erleben", sagt der Geschäftsführer des Deutschen Fallschirmsportverbandes, Helmut Bastuck. Dabei werden sie von einem erfahrenen Springer begleitet.

Eine Lizenz ist nicht nötig, nur eine kurze Einweisung. Daher kämen in Deutschland immer mehr Menschen auf den Geschmack: Vor 15 Jahren seien es noch weniger als 18 000 Tandemsprünge jährlich gewesen, 2012 - aktuellere Zahlen liegen nicht vor - rund 45 000.

Er kenne durchaus Senioren, die ein paar Dutzend Sprünge absolviert haben. "So viele Sprünge wie Frau Schneider und in dem Alter - das ist aber absolut herausragend."

Alle Sprünge zusammengerechnet, hat Ida Schneider mehr als eine Stunde im freien Fall verbracht und gut 324 Kilometer zurückgelegt. Auch eine Knie-Operation vor drei Jahren konnte sie vom Fallschirmspringen nicht abhalten. Eigentlich hatte sie mit dem 111. Sprung aufhören wollen. "Aber es juckt mich immer wieder."

(dpa)
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