Spektakuläre Raubserie auf NRW-Autobahnen Diebe springen auf fahrende Lastwagen

Düsseldorf · Eine Bande von Dieben hat sich darauf spezialisiert, Lastwagen während der Fahrt auf der Autobahn auszurauben. Schon rund 50 Mal haben die Täter mit ihrer spektakulären Masche zugeschlagen - immer in Nordrhein-Westfalen. Die Polizei fahndet nach mindetens vier Männern.

Eine Spur zu konkreten Verdächtigen gebe es aber noch nicht, sagte der Dortmunder Staatsanwalt Henner Kruse am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Die Unbekannten haben sich darauf spezialisiert, bei hoher Geschwindigkeit mitten auf der Autobahn die Ladefläche von Lastwagen zu entern, um dann dort Beute zu machen. "So weit ich weiß, ist das ein NRW-Problem", sagte Kruse. Ihm seien keine Fälle aus anderen Bundesländern bekannt.

Wie das in Bielefeld erscheinende "Westfalen-Blatt" berichtete, beläuft sich der Schaden der seit November bekanntgewordenen Fälle auf mehr als 250.000 Euro. Polizei und Staatsanwaltschaft in Dortmund sind landesweit zuständig für die Ermittlungen.

Diebe schlagen immer nachts zu

Die halsbrecherischen Beutezüge finden nachts statt. Betroffen sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft insbesondere zwei international agierende Paketdienste. Ob die Täter über Insiderwissen verfügten, sei zurzeit unklar, sagte Kruse.

Oberstaatsanwältin Barbara Vogelsang sagte dem "Westfalen-Blatt", die Zahl der Verdächtigen könne sich erhöhen. Es sei möglich, dass es sich um mehrere Banden handele, die für das sogenannte Truck Robbery (Raub aus Lastwagen) infrage kämen.

Inzwischen gebe es nähere Erkenntnisse zur Vorgehensweise der Täter: Sie seien bei den Raubzügen mit drei Fahrzeugen unterwegs. Ein Auto setze sich vor den Lastwagen und bremse ihn aus. Ein zweites Fahrzeug fahre dicht hinter den Laster. Einer der Täter steige bei voller Fahrt durch ein Schiebedach auf die Motorhaube und flexe dann Türen oder Rolltor des Lastwagens auf. Der Dieb klettere dann auf die Ladefläche und werfe die Beute dem Komplizen im Auto zu. Ein drittes Täterfahrzeug sichere die nur wenige Minuten dauernde Aktion ab.

Schon vor Jahren hatte die Dortmunder Polizei eine sechsköpfige Bande dingfest gemacht, die sich auf diese Weise über Lkw-Ladungen hermachte: Im Juni 2008 hatten die Beamten mit eigenen Augen beobachtet, wie die Ganoven im Dunkeln von hinten an einen Lastwagen heranfuhren und einer von ihnen über die Motorhaube des eigenen Autos dessen Ladetür erreichen konnte.

(lnw/jco)
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