Maike Kohl-Richter im Visier Die Tragödie der Kohls: Sohn Peter klagt an

Düsseldorf · Auch der jüngere Sohn Helmut Kohls beschuldigt Maike Kohl-Richter, die zweite Ehefrau seines Vaters, Zwietracht zu säen.

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"Zerfall einer Familie, der Tragödie x-ter Teil" — so ließe sich das Stück betiteln, das im Hause Helmut Kohls spielt und das von Gebrechen, Zwietracht, Eifersucht und Hass erzählt. Der Hauptdarsteller — politischer Gigant, Geschichtsbeweger und gleichsam bei lebendigem Leib in die Historie eingegangen — kommt in der Tragödie kaum zu Wort. Was daran liegt, dass er, der am 3. April 83 Jahre alt wird, nach einem schweren Sturz im Februar 2008 eine Sprachbehinderung hat und zum Pflegefall wurde.

In dem blutvollen Stück spielen Jäger (von Nachrichten) vor der abgeschirmten Kohl'schen Trutzburg in Ludwigshafen-Oggersheim, Marbacher Straße 11, eine wichtige Rolle. Ferner liegen Schützen (auch Heckenschützen) im Anschlag. Sie greifen in relativ kurzen Abständen zur Waffe (der Schrift oder des Wortes).

Eigen Fleisch und Blut

Der jüngste heißt Peter Kohl. Er und seine Mitschützen haben in ihrem heiligen Zorn stets dasselbe Ziel im Visier: Maike Kohl-Richter, die um 34 Jahre jüngere Gemahlin des alten Platzhirschen. Letzterer tritt ganz selten noch auf die Lichtung, auch deshalb, — so unterstellen es Verwandte und alte Freunde Kohls — weil die junge Ehefrau nahezu alle Menschen von ihm fernhält — selbst, wie es so schön heißt, dessen eigen Fleisch und Blut, sprich die Söhne Walter und Peter sowie die Enkelkinder.

Den ersten Teil der Tragödie hat Walter, der älteste Sohn Helmut Kohls, mit seinem aufwühlenden, auch weinerlichen Buch verfasst, das sich blendend verkaufte. Helmut Kohl hat das Buch mit allerlei Interna aus dem Familienleben der Kohls und der Seelenpein des Filius' unter einem dominanten, daheim indes selten anwesenden Patriarchen als Verrat empfunden.

Es folgten entlarvende Publikationen über das diszipliniert ertragene Leid von Kohls erster Ehefrau Hannelore, die sich im Juli 2001 das Leben genommen hatte, sowie verbitterte Plaudereien und Wehklagen von Kohls Chauffeur, Diener und Duzfreund Ekki Seber. Der hatte sich die neue Frau an Helmut Kohls Seite vorgeknöpft, die ihn, den mehr als 40 Jahre treuen Kameraden ihres Mannes, 2008 auf dem Parkplatz einer Heidelberger Rehaklinik im Stile einer kaltherzigen Lady aus der Dienerpflicht entlassen habe.

Kaum verhüllter Hass

Nun also der vorläufig letzte Akt der Ludwigshafener Familientragödie. Er stammt von dem 47-jährigen, in der Schweiz lebenden Unternehmer Peter Kohl, dem Zweitgeborenen von Helmut und Hannelore Kohl. In der Zeitschrift "Bunte" liest man eine Mischung aus Mutter-Verehrung, Verwunderung über den Vater sowie kaum verhülltem Hass auf Maike Kohl-Richter. Man mag es kaum fassen, was Peter Kohl berichtet: Per Anwalt sei ihm und seinem Bruder untersagt worden, E-Mails an das Büro des Vaters und Kanzlers a.D. zu schicken. Giftpfeile werden abgeschossen: "Ich denke, dass mein Vater nicht die Absicht hatte, diese Frau zu heiraten, nicht vor seinem Unfall." Und: "Aber dann kam eben der Unfall — und in gewisser Weise ein Kontrollverlust."

Peter Kohl, der ebenso wie sein Bruder von der zweiten Heirat des Vaters durch ein Telegramm erfuhr, wirft Maike Richter-Kohl vor — sie soll ihr lebenslanges Idol schon Ende der 90er Jahre gut gekannt haben —, 2004 mit einer Familientradition zu Weihnachten gebrochen zu haben. Der Vater habe damals seinen Kindern mitgeteilt, man werde erstmals seit vier Jahrzehnten nicht als Familie zusammen feiern. Der Witwer flog stattdessen mit der Gefährtin zum Urlaub nach Sri Lanka.

Irritierend klingen Peter Kohls Andeutungen, der Vater habe nach dem Suizid seiner Ehefrau Hannelore, in die er sich in der Tanzstunde verliebt hatte, tief verzweifelt auch an Freitod gedacht: "Ich habe jedenfalls seine Warnsignale vernommen." Seiner Mutter, die am 7. März 80 Jahre alt würde, setzt Peter Kohl ein wundervolles Denkmal. Deren Vermächtnisbitte "Vertragt euch" vermochten die drei nicht zu erfüllen — die eigentliche Tragödie.

(RP/sgo)
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