Ängste-Studie Die Deutschen sorgen sich vor allem um das liebe Geld

Berlin · Ukraine-Krise, Irak-Konflikt, US-Spionage und immer noch die Euro-Krise. Es gibt viele Ereignisse in der Welt, die den Deutschen Angst machen könnten. Einer neuen Studie zufolge sind die Bundesbürger aber so entspannt wie schon lange nicht mehr. Die Sorge ums liebe Geld bleibt allerdings nach wie vor Spitzenreiter.

Seit mehr als 20 Jahren lässt die R+V Versicherung fragen, wie es um die Sorgen und Nöte der Deutschen bestellt ist. Und in diesem Jahr kann sie verkünden: Die Bundesbürger befinden sich in einem Stimmungshoch. "Nie zuvor in der R+V-Langzeitstudie 'Die Ängste der Deutschen' befürchteten so wenige Bundesbürger, dass es mit der Wirtschaft bergab geht und die Arbeitslosenzahlen steigen", teilt die Versicherung mit.

Angesichts der guten Wirtschaftslage in der Bundesrepublik vermag dies auch nicht zu verwundern. Die Euro-Krise hat Deutschland gut überstanden, die Arbeitslosenquote ist niedrig, und die von Ökonomen erwartete schlechtere Wirtschaftslage ist noch zu wenig greifbar, als dass sich die Bürger darüber wirklich Sorgen machen dürften.

Nur vier Ängste bei mehr als 50 Prozent

Aber nicht nur im Bereich Wirtschaft kann die Studie gutes vermelden in Bezug auf die Ängste der Deutschen. Und noch wichtiger: Der Angst-Index , also der Durchschnitt aller in den vergangenen Jahren abgefragten Ängste, sank demnach um zwei Punkte auf 39 Prozent. Das sei der niedrigste Wert seit 20 Jahren. Zudem lägen 2014 nur vier Ängste über der Marke von 50 Prozent.

Der Spitzenreiter ist dabei allerdings ein Klassiker — das liebe Geld. "Die Mehrheit der Deutschen befürchtet, dass die Euro-Schuldenkrise die Steuerzahler teuer zu stehen kommt und die Lebenshaltungskosten weiter steigen", sagte Rita Jakli, Leiterin des R+V-Infocenters bei der Vorstellung der Studie in Berlin. Und auch Politologe Manfred G. Schmidt von der Universität Heidelberg, der das R+V-Infocenter berät, sagt: "Die Bürger registrieren sehr aufmerksam, dass nicht nur die steigenden Nahrungsmittelpreise zu den hohen Lebenshaltungskosten beitragen." Allerdings sank der Wert von 61 Prozent im Vorjahr auf 58 Prozent in diesem Jahr.

Auf Platz zwei der Skala liegen zwei Sorgen der Deutschen gleichauf. Da ist zum einen die Angst davor, ein Pflegefall zu werden. Ein Thema, das auch die Politik immer wieder thematisiert angesichts von derzeit rund 2,5 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland und der Maßnahmen, dem entgegen zu steuern. 51 Prozent der Bundesbürger fürchten dies, Frauen sogar noch mehr als Männer.

Sorge vor Krieg leicht gestiegen

Mit 51 Prozent stehen aber auch Naturkatastrophen ganz oben auf der Liste der Ängste der Deutschen. Ein Grund dafür dürften die vielen Unwetterschäden im vergangenen, aber auch in diesem Jahr sein, allerdings lag die Zahl mit 56 Prozent im vergangenen Jahr auch noch ein Stück weit höher. Eine Sonderbefragung der Studie ergab aber andererseits auch, dass trotz des Bewusstseins für Naturkatastrophen nur jede Fünfte glaubt, dass sein Auto durch Hochwasser, Hagel oder auch Sturm schwer beschädigt werden könnte.

Auch wenn die Stimmung unter den Deutschen in diesem Jahr so gut ist wie nie, die Krisen dieser Welt lassen sie dennoch nicht kalt. Die Studie zeigt etwa auch, dass sich rund jeder dritte Deutsche Sorgen um Krieg und politische Krisen macht. Das sei eine der wenigsten Ängste, die in diesem Jahr zugenommen hat, wenn auch nur um drei Prozent. Im Gesamtranking liegt dies auf Platz zehn. Dass es zu einem Krieg zwischen der Ukraine und Russland kommen könnte, fürchten übrigens 37 Prozent der Deutschen.

Politologe Manfred G. Schmidt resümiert, dass die Deutschen auf aktuelle Ereignisse und Probleme reagierten. "Die meisten Ängste sind wirklichkeitsnahe Reaktionen auf die Top - Themen der Politik und der öffentlichen Debatte", sagt er.

(das)
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