Umfrage in Deutschland Vor allem Geldsorgen sind schuld an Kinderlosigkeit

Hamburg · In Deutschland werden unterdurchschnittlich viele Kinder geboren. Einer Umfrage zufolge glaubt die Mehrheit der Bundesbürger, dass kinderlose Paare vor allem wegen der hohen Kosten auf Nachwuchs verzichten.

Darum klappt es mit dem Kinderwunsch nicht
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Foto: Shutterstock/Andresr

63 Prozent der Befragten einer Studie der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen äußerten diese Einschätzung - und zwar unabhängig von Alter, Einkommen, Geschlecht oder Wohnortgröße. Vor fünf Jahren hatten noch 58 Prozent die Kosten als Hauptgrund für Kinderlosigkeit angesehen, heißt es in der am Mittwoch in Hamburg vorgestellten Untersuchung.

Die Stiftung stellte 2066 Menschen die Frage "Warum bekommen die Deutschen keine Kinder mehr beziehungsweise wollen keine Familie gründen?" und gab neun Antwortmöglichkeiten vor. Dabei konnte man auch mehrfache Antworten angeben. Auf Platz zwei des Rankings kam die Sorge, eigene Freiheiten einzubüßen (61 Prozent), gefolgt von der Überzeugung, dass Karriere wichtiger sei als die Gründung einer Familie (55 Prozent).

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts bekamen 2014 in Deutschland 100 Frauen 147 Kinder - elf weniger als im EU-Durchschnitt. Die höchste Geburtenziffer innerhalb der EU hatte Frankreich, wo rechnerisch 2,01 Kinder pro Frau auf die Welt kamen - gefolgt von Irland und Schweden. Die niedrigsten Geburtenziffern verzeichneten Portugal (1,23 Kinder pro Frau), Griechenland (1,30) und Zypern (1,31).

Im vergangenen Jahr verzeichneten die Statistiker in Deutschland jedoch deutlich mehr Geburten als noch im Jahr zuvor. Insgesamt kamen rund 738.000 Kinder auf die Welt - 23.000 oder 3,2 Prozent mehr als 2014. Die Kosten pro Kind veranschlagen die Statistiker auf rund 600 Euro pro Monat, also knapp 130.000 Euro bis zur Volljährigkeit des Nachwuchses.

Vereinbarkeit von Familie und Beruf schwierig

Doch nicht nur Kosten, Freiheit und die persönliche Karriereplanung halten Bundesbürger für Gründe gegen ein Kind. Auch die Probleme bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf schrecke weiterhin ab. So gaben trotz der Bemühungen etlicher Unternehmen, familienfreundliche Strukturen zu schaffen, 51 Prozent der Befragten an, dass sich Kinder und Karriere nur schlecht vereinbaren ließen. Knapp die Hälfte der Bürger (46 Prozent) nannte als Grund die Sorge um die Zukunft der Kinder in einer unsicheren Gesellschaft.

Rückläufig sei dagegen die Zahl jener Männer und Frauen, die wegen fehlender staatlicher Hilfen auf Nachwuchs verzichten. Die mehr als 150 verschiedenen familienpolitischen Leistungen sowie Leistungen wie Kinder-, Eltern- oder Betreuungsgeld in Höhe von mehr als 60 Milliarden Euro jährlich scheinen nach Angaben der Studienmacher zu wirken. So bemängelten in der Umfrage nur noch 41 Prozent fehlende staatliche Voraussetzungen - nach 46 Prozent vor fünf Jahren.

Die Ergebnisse der Umfrage beziehen sich auf die Gesamtbevölkerung, wie Studienleiter Prof. Ulrich Reinhardt sagte. Aber auch, wenn man nur kinderlose Paare zwischen 25 und 49 Jahre befragte, käme annähernd das gleiche Ergebnis heraus. Da sei nur auffällig, dass sie im Vergleich zu allen anderen unterdurchschnittlich angaben, was ihnen üblicherweise in Bezug auf Kinder unterstellt werde: zu teuer oder zu wenig Freiheit. "Was überdurchschnittlich genannt wird ist, dass der richtige Partner fehlt und dass die Unsicherheit für die Zukunft der eigenen Kinder da ist", sagte Reinhardt. Ansonsten entsprächen kinderlose Paare "sehr, sehr stark dem Durchschnitt der Bevölkerung".

(felt/dpa)
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