Safer Internet Day Kinderhilfswerk fordert besseren Schutz für Kinder-Influencer

Berlin · Das Deutsche Kinderhilfswerk fordert die stärkere Berücksichtigung des Kindeswohls für Kinder-Influencer in sozialen Medien. Kinder dürften nicht gedrängt, gelockt oder gar gezwungen werden, vor der Kamera zu agieren.

Deutsches Kinderhilfswerk: Kinder-Influencer im Internet schützen
Foto: dpa/Waltraud Grubitzsch

„Wenn arrangierte Szenen gezeigt werden, in denen zugleich, und egal wie subtil für Produkte geworben wird, ist das ganz klar Kinderarbeit. Die ist in Deutschland grundsätzlich verboten“, erklärte Kinderhilfswerks-Präsident Thomas Krüger am Dienstag in Berlin anlässlich des Safer Internet Day. Das ist ein von der Europäischen Union initiierter jährlich veranstalteter weltweiter Aktionstag für mehr Sicherheit im Internet.

Bisher hätten die Gewerbeaufsichtsämter Kinder-Influencer noch nicht auf dem Schirm und lägen diesbezüglich im „digitalen Tiefschlaf“, bemängelte der Präsident des Deutschen Kinderhilfswerks. Anbieter von Social-Media-Plattformen wie Instagram und Videoportalen wie Youtube müssten ebenso wie Agenturen und Werbetreibende ihrer Verantwortung für den Kinderschutz nachkommen.

Außerdem sei zu beobachten, dass immer wieder Kinder-Influencer rechtswidrigen Eingriffen auf ihre Integrität ausgesetzt seien, erklärte Krüger. „Filmen beim Aufwecken, der Besuch beim Kinderarzt oder im Krankenhaus, im Badezimmer, im Planschbecken - das geht gar nicht“, warnte Krüger. Das Deutsche Kinderhilfswerk sehe zudem mit Sorge, dass in zunehmendem Maße Interessenkonflikte zwischen dem Schutz des Kindeswohls und den finanziellen Interessen der Eltern bestehen.

Auch der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes‐Wilhelm Rörig, hat zum „Safer Internet Day“ am Dienstag wirksame Maßnahmen zum Kinderschutz bei digitalen Angeboten gefordert. „Wir brauchen eine Debatte zum Verhältnis von Datenschutz und Kinderschutz im Netz“, erklärte der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs am Montag in Berlin. Im Internet seien unzählige Bilder und Filme, die sexuelle Gewaltverbrechen an Kindern und Jugendlichen zeigen, problemlos verfügbar. Produzenten, Besitzer oder Verbreiter solcher Missbrauchsabbildungen kämen zu leicht ungestraft davon. Der „Safer Internet Day“ am 11. Februar macht auf die Gefahren des Internets für Kinder und Jugendliche aufmerksam.

Kinder sollten die Chancen digitalen Lernens maximal nutzen, betonte Rörig. Zugleich benötigten sie auch eine maximale Aufklärung über die Risiken im Netz. Gebraucht werde „dringend ein eigenes Schulfach Medienkompetenz“. Die Bekämpfung sexuellen Missbrauchs und das sichere Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen mit Medien müsse in Deutschland endlich als nationale Aufgabe verstanden werden, sagte der Missbrauchsbeauftragte.

Die Ermittlungsinstrumente müssten „dringend geschärft und der bestehende Strafrahmen endlich besser ausgeschöpft werden“. Der Missbrauchsbeauftragte begrüßte den Vorstoß von Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD), dass Ermittler künftig computergenerierte Bilder verwenden und sich damit Zutritt zu einschlägigen Darknet‐Foren verschaffen können. Das sei wichtig zur Verhinderung schwerster Sexualverbrechen, so Rörig.

(ala/epd)
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