Bundesweit 80.000 Angriffe auf Retter In NRW werden Einsatzkräfte am häufigsten angegriffen
Berlin · Mindestens 80.000 Einsatzkräfte sind im vergangenen Jahr zum Ziel von körperlichen oder verbalen Angriffen in Deutschland geworden. Und Nordrhein-Westfalen nimmt dabei eine unrühmliche Spitzenposition ein.
Dies ergab eine am Samstag veröffentlichte Umfrage des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) in Behörden von allen 16 Bundesländern. Ziel der Angriffe waren demnach rund 76.000 Polizisten, tausend Feuerwehrleute und 2100 andere Rettungskräfte. In allen Bundesländern zeigt sich der Umfrage zufolge eine steigende Tendenz.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft beklagte als Reaktion auf die Zahlen „Kampagnen gegen die Einsatzkräfte der Polizei“ und einen „permanenten Generalverdacht“ gegen Beamte. Dies seien „einige der Ursachen, die Gewalttäter immer wieder dazu verleiten, schon bei kleinsten Anlässen auszurasten und die Konfrontation zu suchen“, erklärte die Gewerkschaft.
Spitzenreiter im Ländervergleich der RND-Zeitungen ist nach absoluten Zahlen das bevölkerungsreichste Bundesland Nordrhein-Westfalen. Dort sei 2022 bei 20.163 Straftaten eine Polizistin oder ein Polizist als Opfer registriert worden. Bei 795 von ihnen handelte es sich um schwere oder gefährliche Körperverletzung. 12.152 Fälle oder 60 Prozent der Angriffe waren den Zeitungen zufolge „Widerstandshandlungen“ ohne Verletzung der Polizisten. Schwer verletzt wurden zudem 31 Feuerwehrleute und 64 sonstige Rettungskräfte in NRW.
In Bayern waren demnach 6502 Polizisten Opfer eines tätlichen Angriffs, 4532 Polizisten waren Geschädigte von Widerstand und 5364 von Beleidigungen - einer weiteren häufigen Straftat gegen Einsatzkräfte, die als Form des verbalen Übergriffs erfasst wird. Insgesamt gab es in Bayern 19.057 Fälle.
Die Quote betroffener Einsatzkräfte ist damit in Bayern besonders hoch: 2022 gab es im Freistaat dem Bericht zufolge 34.204 Polizeivollzugsbeamte, so dass rechnerisch deutlich mehr als die Hälfte im Dienst angegriffen wurden.
Gemessen an der Einwohnerzahl werden die Einsatzkräfte in Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und im Saarland am häufigsten Opfer von Angriffen im Dienst.
Der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, beklagte einen Mangel an Rückhalt durch die Regierung. „Der Staat präsentiert sich, wie seine Politiker, schwach, unentschlossen und ohne Kompass“, erklärte Wendt. „Schon Zwölfjährige bauen sich auf und erklären unseren Kolleginnen und Kollegen im Einsatz, dass sie ihnen nichts zu sagen hätten und sowieso nur Nazis in Uniform seien.“
Wendt verlangte eine „gesellschaftliche Zeitenwende“: „Staatlich Beschäftigte müssen stolz darauf sein, für dieses Land da zu sein - im Moment sorgt die Politik für das Gegenteil.“