NS-Verbrecher "Dr. Tod" Deutsche Ermittler wollen Überreste von Heim aufspüren

Stuttgart/Wien (RPO). Deutsche Ermittler wollen in Ägypten die sterblichen Überreste des Nazi-Verbrechers Aribert Heim aufspüren. Es werde ein entsprechendes Rechtshilfeersuchen an die ägyptischen Behörden geben. Die Ermittler geben sich noch skeptisch: "Ich glaube es erst, wenn die Leiche identifiziert werden könnte."

 Aribert Heim wird bis heute gesucht. Dieses

Aribert Heim wird bis heute gesucht. Dieses

Foto: LKA Baden-Wuerttemberg , AP

Stuttgart/Wien (RPO). Deutsche Ermittler wollen in Ägypten die sterblichen Überreste des Nazi-Verbrechers Aribert Heim aufspüren. Es werde ein entsprechendes Rechtshilfeersuchen an die ägyptischen Behörden geben. Die Ermittler geben sich noch skeptisch: "Ich glaube es erst, wenn die Leiche identifiziert werden könnte."

Das sagte der Sprecher des Landeskriminalamts Baden-Württemberg, Horst Haug, am Donnerstag in Stuttgart. Auch die österreichischen Behörden gehen den jüngsten Hinweisen nach, Heim sei 1992 in Kairo gestorben.

Die deutschen Zielfahnder hätten seit kurzem "ernstzunehmende Informationen" aus dem persönlichen Umfeld Heims, dass der ehemalige KZ-Arzt vermutlich 1992 in Ägypten gestorben sei, sagte LKA-Sprecher Haug. Mit den Ermittlungen in Kairo solle die Identität Heims "mit letzter Sicherheit" geklärt werden. Das ZDF hatte am Mittwochabend berichtet, dass der seit Jahrzehnten international gesuchte NS-Verbrecher Heim seit 1992 tot ist.

Ermittlungen 1948 eingeleitet

Der stellvertretende Leiter der Zentralen Stelle zur Aufklärung von NS-Verbrechen, Joachim Riedel, äußerte sich skeptisch zu den Berichten über den Tod Heims. "Ich glaube es erst, wenn die Leiche identifiziert werden könnte", sagte Riedel. Er hielt es für denkbar, dass in diesem Fall mutwillig "falsche Spuren" gelegt worden sein könnten.

Die österreichischen Behörden gehen Hinweisen auf Heims Ableben in Kairo ebenfalls nach. Die Polizei werde das überprüfen, sagte der Sprecher der Linzer Staatsanwaltschaft, Rainer Schopper, der Nachrichtenagentur AFP. Bereits 1948 seien in Österreich gegen Heim Ermittlungen wegen Mordes und Völkermordes eingeleitet worden.

Am 28. März 1950 sei auf dieser Grundlage ein Haftbefehl der Behörden in Wien an die deutsche Justiz übermittelt worden. Damals sei auch der mutmaßliche Wohnort Heims bei Bad Nauheim angegeben worden. Die deutschen Behörden hätten geantwortet, dass Heims Aufenthaltsort bei ihnen nicht bekannt sei. Dieser lebte bis 1962 unbehelligt in Deutschland.

Unter falschem Namen in Ägypten

Nach den dem LKA und dem Landgericht Baden-Baden vorliegenden Informationen soll Heim seit 1963 unter falschem Namen in Ägypten gelebt haben und dort 1992 beerdigt worden sein. Bereits 1965 und 1967 waren demnach beim LKA Hinweise eingegangen, wonach der ehemalige KZ-Arzt in Ägypten tätig gewesen sein soll. Eine damalige Überprüfung durch die ägyptischen Behörden auf Ersuchen der deutschen Ermittler konnte dies laut LKA aber nicht bestätigen.

Das ZDF beruft sich auf Augenzeugen sowie auf Dokumente aus einer Aktentasche, die der frühere KZ-Arzt bis zu seinem Tod in seinem Zimmer in einem Kairoer Hotel aufbewahrt habe. Zur Tarnung sei er Anfang der 80er Jahre zum Islam konvertiert und habe den Namen Tarek Farid Hussein angenommen. Die Recherchen werden laut ZDF von zahlreichen Zeugen bestätigt, unter ihnen der Sohn des Gesuchten, der derzeit in Baden-Baden lebt. "Ja, mein Vater hat in Kairo gelebt", sagte Rüdiger Heim dem ZDF.

Der 1914 geborene Heim wurde wegen Mordes an hunderten Gefangenen des in Österreich gelegenen Konzentrationslagers Mauthausen während des Zweiten Weltkrieges gesucht. Der französische "Nazi-Jäger" Serge Klarsfeld forderte, bei der Suche nach Nazi-Verbrechern nicht nachzulassen. Auch wenn viele inzwischen über 90 Jahre alt seien, müsse verhindert werden, dass NS-Täter "in totaler Straflosigkeit" lebten und "sich öffentlich ihrer Verbrechen rühmen" könnten, sagte Klarsfeld dem Radiosender France Info.

(AFP)
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