Untersuchungsbericht zu ICE-Unfall Deutsche Bahn hat versagt

Berlin (RPO). Ein ICE mit 135 Passagieren an Bord ist im April in eine Schafherde gerast und im hessischen Landrückentunnel entgleist. 19 Fahrgäste wurden verletzt. Bei dem ICE-Unglück hat das Katastrophenmanagement der Deutschen Bahn (DB AG) versagt. Das geht aus einem Untersuchungsbericht des Regierungspräsidiums Kassel hervor.

ICE rast in Schafherde
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In dem Bericht heißt es, die Leistungsfähigkeit der DB-Notfallleitstellen habe sich als "sehr begrenzt" erwiesen. Die Information und Alarmierung der Rettungskräfte sei "mangelhaft" gewesen.

Eine der Leitstellen habe das Ausmaß des Unglücks "heruntergespielt". Der Feuerwehr seien Informationen nicht oder nur unzureichend übermittelt worden. Der Lokführer eines speziellen Rettungszuges der DB AG sei nach Angaben der Feuerwehr "nicht nüchtern" gewesen. Ein zweiter Lokführer habe die Technik des Zuges nicht bedienen können.

In dem Papier heißt es weiter, dass die ICE-Strecke zwischen Hannover und Würzburg bauliche sicherheitstechnische Defizite aufweise und nicht sicher sei. Anderslautende Versicherungen von Vertretern der DB AG hätten sich als "nicht richtig erwiesen". Auf der Strecke fehlten "zwingend erforderliche technische Ausstattungen, die heute Stand der Technik" seien. Das Unglück wäre dem Bericht zufolge "wahrscheinlich vermeidbar gewesen", wenn der Bahntunnel, so wie es bei Straßentunneln üblich sei, per Videokamera überwacht worden wäre.

Der FDP-Verkehrsexperte Horst Friedrich sagte, die "Fülle der Sicherheitsprobleme unterschiedlichster Art in der letzten Zeit" sei beunruhigend. Er forderte eine neue Sicherheitsphilosophie bei der Bahn. Die FDP werde dies auch im Bundestag zum Thema machen. Der Grünen-Politiker Winfried Hermann nannte den Bericht "alarmierend und schockierend". Die DB AG tue hier offensichtlich zu wenig für die Sicherheit. Sie müsse die Mängel schnellstmöglich abstellen.

(afp)
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