Friedwälder Der Wald als letzte Ruhestätte boomt

Düsseldorf (RPO). Immer mehr Bundesbürger lassen sich in sogenannten Friedwäldern bestatten. Wie die "Wirtschaftswoche" am Wochenende meldete, werden in diesem Jahr schätzungsweise 20.000 Verstorbene in einem der bundesweit rund 150 Bestattungswälder beigesetzt. Dabei handelt es sich um in Waldgebieten ausgewiesene Friedhöfe, in denen die Asche Verstorbener unter Bäumen beigesetzt wird.

 Der Friedwald Odenwald, ein naturbelassenes Waldstück, das als Friedhof ohne Grabmale dient.

Der Friedwald Odenwald, ein naturbelassenes Waldstück, das als Friedhof ohne Grabmale dient.

Foto: AP, AP

Pionier in Deutschland war die 2001 entstandene Friedwald GmbH aus Griesheim bei Darmstadt. Sie will laut Zeitungsbericht die Zahl ihrer mindestens 20 Hektar großen Bestattungswälder bis 2015 auf 50 steigern und lässt ihre Förster ständig geeignete Wälder suchen. Derzeit betreibt das Unternehmen nach Angaben der Zeitung 29 Bestattungswälder, in denen 2009 gut 4.200 Urnen beigesetzt wurden - 800 mehr als 2008.

Der 2004 gegründete Wettbewerber Ruheforst GmbH aus Erbach im Odenwald betreibt laut Zeitung derzeit 37 etwas kleinere Bestattungswälder, auf denen in diesem Jahr ähnlich viele Urnen beigesetzt werden. Bestattungswälder bleiben zugänglich für Spaziergänger. Durch Erinnerungssteine oder Plaketten mit oder ohne Kreuz an den Baumstämmen kann an die Namen der Toten erinnert werden.

Die katholische Kirche begegnet den Friedwäldern mit Skepsis. Sie sieht darin auch neuheidnische und naturreligiöse Elemente, die unvereinbar mit der christlichen Vorstellung von der Einzigartigkeit der Person seien. Die Kirche fürchtet außerdem, dass der Trend zu anonymen Bestattungen verstärkt wird, christliche Symbole für Tod und Trauer unsichtbar werden und eine Grabpflege als Form der Trauerarbeit unmöglich ist. Allerdings haben mehrere Bistümer inzwischen signalisiert, katholische Seelsorger dürften trotz grundsätzlicher Bedenken unter bestimmten Voraussetzungen bei Urnenbeisetzungen auf Friedwäldern mitwirken.

(KNA/sdr)
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