Ingo Thiel schreibt Buch Der Mirco-Ermittler und seine Erinnerungen

Mönchengladbach · Ingo Thiel war Leiter der Mönchengladbacher Sonderkommission Mirco, die den Mord an dem Zehnjährigen aus Grefrath aufgeklärt hat. Sein Buch über diesen und drei weitere Kriminalfälle wird Ende September erscheinen.

 Ingo Thiel leitete die Soko Mirco.

Ingo Thiel leitete die Soko Mirco.

Foto: Kaiser

Es ist Mittwoch, der 26. Januar 2011. Eben hat Hauptkommissar Ingo Thiel erfahren, dass Olaf H., der Mörder des zehnjährigen Mirco aus Grefrath, die Ermittler der Soko Mirco zur Leiche des Jungen führen wird. Diese Nachricht setzt in Thiel Emotionen frei. Fast fünf Monate haben er und seine Kollegen auf diesen Augenblick hingearbeitet und gewartet. Thiel nimmt sein Handy und pfeffert es quer durch sein Zimmer im Mönchengladbacher Polizeipräsidium. Und dann fängt er an zu weinen.

Diese Erinnerung ist auch neun Monate nach der Verurteilung von Mircos Mörder zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe eine der bewegendsten für den Mönchengladbacher Chefermittler Ingo Thiel. Und auch in seinem Buch wird sie eine zentrale Rolle spielen. Thiel sagt, er hätte gerne ein Buch "Soko im Einsatz — Der Fall Mirco und weitere brisante Kriminalgeschichten" (Ullstein, 240 Seiten, 14,99 Euro) nur über den Fall Mirco geschrieben. Aber solche Bücher hätten andere Kollegen schon publiziert.

Also entschloss sich der in Waldniel geborene 49-Jährige, der seit 20 Jahren bei der Polizei in Mönchengladbach Mordfälle klärt, über "den Fall seines Lebens" — so nennt er die Emittlungen der Soko Mirco — und drei weitere Kriminalfälle zu schreiben. Welche das sein werden, stehe noch nicht endgültig fest.

Thiel erzählt, ein Journalist schreibt

In der Reihe "Ullstein extra", in der auch Thiels Erstling am 28. September erscheinen soll, werden laut einer Verlagssprecherin "Erlebnis-Sachbücher" publiziert, darunter aktuell mehrere Titel, die von Polizisten oder Kommissaren geschrieben wurden. Derzeit sei besonders das Buch "110 — Ein Bulle hört zu — aus der Notrufzentrale" von Cid Jonas Gutenrath ein Verkaufserfolg, so die Sprecherin. Mit welcher Erstauflage "Soko im Einsatz" in den Verkauf starten wird, gab der Verlag am Mittwoch noch nicht bekannt.

Der Kontakt zum Ullstein-Verlag kam über einen Journalisten des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" zustande. Der Verlag habe ihm dann den freien Journalisten Bertram Job als Co-Autor zur Seite gestellt. "Beschnuppert euch einmal, ob das passt, haben sie gesagt", erzählt Thiel. Und es passt. In seiner Freizeit sitzen Thiel und Job nun zusammen. Thiel hat seine Autorentätigkeit angemeldet und sich von seiner Behörde genehmigen lassen.

Der Hauptkommissar erzählt, Job schreibt. Er kennt den Fall Mirco nur aus den Medien. Auch das Cover haben Thiel und Job bereits ausgesucht, auf dem als Autorenname nur der des Mönchengladbacher Mordermittlers stehen wird. "Ich werde aber nie behaupten, dass ich das Buch geschrieben habe", sagt Thiel. Aufsätze schreiben sei schon zu Schulzeiten nicht seine Stärke gewesen. "Das Puzzeln hat mir mehr gelegen", sagt Thiel.

Einige "Mausefallen" haben zugeschnappt

Und das scheint ihm und der Soko bei der Ermittlungsarbeit geholfen zu haben. Puzzlestein für Puzzlestein fügte sich im Laufe der Ermittlungen ein Bild vom Täter zusammen, ein Bild, von dem selbst Thiel erstaunt war, wie genau es passte, als am 26. Januar 2011, morgens um sechs Uhr, Ermittler der Soko nach Schwalmtal fuhren, um Olaf H. in seinem Haus festzunehmen. DNA-Spuren hatten ihn überführt.

"Mausefallen" hatten Ingo Thiel und seine 70-köpfige Soko aufgestellt, um Mircos Mörder zu schnappen. Einige hätten auch zugeschnappt, sagt Thiel, doch welche das sind, das wird er auch in seinem Buch nicht preisgeben. "Das wäre fatal, wenn ich Methoden verraten würde, die uns geholfen haben und anderen Kollegen auch noch helfen können", sagt Thiel.

Aber er wird schreiben über das, woran er am häufigsten denkt, wenn er sich an die Soko Mirco zurückerinnert. Auch wenn die Erinnerungen verblassen, am präsentesten ist ihm noch der Anruf der Kriminalwache Mönchengladbach am Samstag, 4. September 2010. Die teilte ihm mit, dass in Grefrath ein Junge vermisst werde. Thiel müsse den Fall übernehmen.

Erzählen wird Thiel auch von dem tollen Team, das die Soko gewesen sei. Noch heute hätten die Kollegen Kontakt. "Am Samstag wird einer von uns in Grefrath 50 Jahre alt, da treffen sich einige wieder", sagt der Soko-Chef. Und mit seinem Stellvertreter Mario Eckartz fährt Thiel bald nach München. Dort sollen sie bayerischen Kollegen über den Fall Mirco berichten.

(RP/das)
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