JVA Stadelheim Demjanjuk im selben Gefängnis wie Hitler

München (RPO). Der mutmaßliche NS-Verbrecher John Demjanjuk ist unmittelbar nach seiner Ankunft in München in die Justizvollzugsanstalt Stadelheim gebracht worden. Das Haus hat eine bewegte Vergangenheit. Prominentester Insasse war wohl Adolf Hitler.

Demjanjuks Widerstand gegen die Auslieferung
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Foto: AFP

Die JVA Stadelheim liegt im Süden Münchens auf einem Areal von 14 Hektar. Im Volksmund wird es St. Adelheim genannt. Seine Geschichte spiegelt die deutsche Geschichte des 20. Jahrhunderts wider.

1892 wurde der Grundstein zum Gefängnis gelegt, 1901 war der Bau mit einer Hinrichtungsstätte und einer Anstaltskirche abgeschlossen. 465 Gefangene fanden im ersten Bauabschnitt Platz, heute gibt es nach verschiedenen Erweiterungen und Modernisierungen Platz für 1500 Gefangene.

Viele Kleinkriminelle - und Hitler

Nach Ende des Ersten Weltkriegs wurde Stadelheim erstmals zum Schauplatz blutiger politischer Auseinandersetzungen. In dem Gefängnis wurden zwei führende Repräsentanten der Münchner Räterepublik, Gustav Landauer und Eugen Leviné, von in den Wachmannschaften eingesetzten Freikorpssoldaten ermordet.

In der Weimarer Republik diente das Gefängnis im Wesentlichen der Inhaftierung von Kleinkriminellen und Untersuchungsgefangenen. Der Prominenteste war Adolf Hitler: Zwischen dem 24. Juni und dem 27. Juli 1922 saß Hitler in Stadelheim. Er war damals wegen Landfriedensbruchs zu drei Monaten Haft verurteilt worden, zwei Monate wurden ihm erlassen. Grund der Verurteilung war, dass Hitler mit seinen Anhängern gewaltsam verhindert hatte, dass einer seiner Gegner öffentlich im Löwenbräukeller sprechen konnte.

Über tausend Hinrichtungen

Nach seiner Machtergreifung machte Hitler Stadelheim selbst zum Ort des Schreckens. Am 1. Juli 1934 ließ er dort von einem SS-Kommando den damaligen SA-Chef Ernst Röhm erschießen. Während des Zweiten Weltkriegs wurde Stadelheim zur Vollzugsstätte für Todesurteile. Weit über tausend Menschen wurden hier hingerichtet, am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden mehr als dreißig Todesurteile pro Tag vollzogen. Zu den in Stadelheim getöteten zählen die Widerstandskämpfer der Weißen Rose um die Geschwister Sophie und Hans Scholl.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gefängnis auch zum Schauplatz der Aufarbeitung der NS-Geschichte. Zuletzt wurde dort 2001 in einem dafür eingerichten Prozesssaal der frühere KZ-Aufseher Anton Malloth zu lebenslanger Haft verurteilt.

(AFP)
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