Licht kostet 800 Euro pro Tag Dauerbeleuchtung an 53 Bahnhöfen

(RP). Die Deutsche Bahn lässt an zahlreichen Haltepunkten in NRW rund um die Uhr das Licht brennen. Der Grund: In den vom Bund gesponserten Beleuchtungsanlagen fehlt ein Bauteil. Die Dauerbeleuchtung der 53 NRW-Bahnhöfe kostet derzeit rund 800 Euro pro Tag.

Das sind die Bahnhöfe des Jahres 2010
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Den Sommer mag Britta Schumacher besonders gern. Dann ist es auch nach Büroschluss noch hell und sie kann, wenn sie gegen 17 Uhr von ihrem Arbeitsplatz aus in Richtung Bahnhof Hilden-Süd geht, noch ein paar Sonnenstrahlen genießen.

Umso erstaunter war die 46-Jährige, als sie den Haltepunkt neulich am Nachmittag voll beleuchtet vorfand: "Die Lampen flimmerten orange — am hellichten Tag", berichtet die Bürokauffrau. "Würde ich um die Uhrzeit zuhause meine Außenbeleuchtung anschalten, hielten mich die Nachbarn für verrückt. Aber wahrscheinlich hat die Bahn zu viel Geld."

Hat sie offenbar. 37,6 Millionen Euro aus den Konjunkturpaketen I und II muss der Konzern bis Jahresende in Nordrhein-Westfalen ausgegeben haben — danach fließen nicht verbrauchte Mittel zurück nach Berlin. Eine der 509 Maßnahmen, die die DB mit dem Geld in NRW angestoßen hat, ist der Kauf neuer Beleuchtungsanlagen für die Bahnhöfe.

Seit Mitte vergangenen Jahres wurden 120 der 700 Haltepunkte in NRW damit ausgestattet. Das Problem: "Unsere ungewöhnlich große Bestellung", so ein Bahn-Sprecher, "hat den Hersteller an seine Kapazitätsgrenzen gebracht." 53 der installierten Anlagen funktionieren deshalb noch nicht richtig. An den dazugehörigen Bahnhöfen brennt nun rund um die Uhr das Licht — in Hilden-Süd ebenso wie in Düsseldorf-Flingern, in Mönchengladbach-Rheydt und in Erkrath.

Konkret fehlt dort ein Bauteil in den Beleuchtungsanlagen, das den Kontakt zwischen den kleineren Haltepunkten zu den Sicherheitszentralen der großen Bahnhöfe herstellt. "Von diesen Zentralen aus kontrollieren wir, ob die Beleuchtung an den kleineren Bahnhöfen auch wirklich einsetzt, wenn es dort dunkel wird", erklärt der Bahn-Sprecher. "Solange wir das nicht verlässlich überprüfen können, lässt sich nicht ausschließen, dass plötzlich irgendwo das Licht ausgeht. Also lassen wir die Beleuchtung lieber rund um die Uhr an — aus Sicherheitsgründen." Zudem koste die Behandlung eines im Dunkeln verunglückten Fahrgastes mehr als die 800 Euro, mit der die Dauerbeleuchtung der 53 Bahnhöfe täglich zu Buche schlägt. Sie sei damit also auch wirtschaftlich vertretbar.

Verkehrsunternehmen und Fahrgastvertreter sehen das anders. Sie werfen der DB Station & Service vor, bei den Betriebskosten der Bahnhöfe eher sorglos zu wirtschaften — weil sie Ausgaben für Beleuchtung, Heizung oder Reinigung über die sogenannten Stationsgebühren auf die Verkehrsbetriebe umlegen kann, die die Haltepunkte nutzen. "Überzogene Standards an Regionalbahnhöfen sorgen für hohe Kosten", hieß es bereits 2004 in einer Studie des Dachverbands dieser "Bestellerorganisationen des Schienenpersonennahverkehrs", zu denen auch der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) gehört. So sei die Beleuchtung durch eng gesetzte Lichtmasten oft "extrem hell"

Ermitteltes Einsparpotenzial pro 100 Meter Bahnsteig: 5000 Euro. Diese Luxus-Ausstattungen lassen die Stationsgebühren pro Jahr um 2,5 Prozent steigen, so der Fahrgastverband Pro Bahn. In der Folge müssten die Verkehrsbetriebe die Zahl ihrer Züge geringfügig, aber stetig reduzieren.

Beim VRR tröstete man sich gestern damit, dass die nächste Preisrunde bei den Stationsgebühren erst 2014 stattfindet. Dann zeige sich, ob die Gebühren erneut höher werden, so eine Sprecherin. Über die Lieferpanne bei den Beleuchtungsanlagen der DB sagt sie: "Der Nahverkehr wird mit öffentlichen Mitteln finanziert — daher erwarten wir von allen Beteiligten, dass sie wirtschaftlich arbeiten. Wir machen das, indem wir die Aufträge europaweit ausschreiben."

Die Bahn verweist darauf, dass die verwendeten Anlagen nur von einem dafür zertifizierten Hersteller in Deutschland produziert werden. "Die Dauerbeleuchtung der 53 Bahnhöfe ist eine Situation, die unschön ist, aber unvermeidbar war", so der Sprecher. Bis November sollen alle Anlagen wie geplant funktionieren — wenn die Bahnhofslampen angesichts des saisonalen Dauergraus ohnehin immer leuchten dürften.

(RP)
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