Jahresrückblick 2013 Das sind die Verlierer des Jahres
Barack Obama
Optimistisch war US-Präsident Barack Obama nach seiner Wiederwahl in die neue Amtszeit gestartet. Aber was mit Schwung begann, endete in zähem Desaster: Die Gesundheitsreform "Obamacare", das wichtigste und größte Reformwerk des Präsidenten, versandete in technischen Schwierigkeiten und dem Hohn der Republikaner. Das neue Waffengesetzt ließ Obama nach Widerstand im Kongress selbst wieder fallen. Die NSA-Affäre belastet den Präsidenten international zunehmend. Und im Herbst standen die USA finanziell am Abgrund: Der Streit um das Schuldenlimit der USA führte das Land an den Rand der Zahlungsunfähigkeit. Beim "government shutdown" mussten Beamte in den Zwangsurlaub, Behörden und öffentliche Einrichtungen blieben fast zwei Wochen lang geschlossen.
Die Fifa
Ist alles nur gekauft? Der Weltfußballverband Fifa und sein Vorsitzender Joseph „Sepp" Blatter müssen sich Vorwürfe gefallen lassen, bei der Entscheidung für Katar als Austragungsort der WM 2022 ordentlich kassiert zu haben. Außerdem wird die Fifa kritisiert, weil sie Todesfälle und menschenunwürdige Arbeitsbedingungen auf den Baustellen in Katar verharmlost hat.
François Hollande
Frankreichs gebeutelter Präsident François Hollande nimmt gleich einen ganzen Haufen Probleme mit ins neue Jahr. Lösungen dafür sind bisher nicht zu erkennen. Hollande hat mit unbequemen Zahlen zu kämpfen: Die Rekord-Arbeitslosigkeit liegt mit 11,1 Prozent mehr als doppelt so hoch wie in Deutschland. Gleichzeitig wächst die zweitgrößte Wirtschaftsmacht der Eurozone seit Jahren kaum. Die Stimmung im Land ist mies und der Präsident kam 2013 auf den niedrigsten Beliebtheitswert eines französischen Präsidenten überhaupt: Nur 20 Prozent Zustimmung maß das Ifop-Institut.
Silvio Berlusconi
Ein Jahr voller Tiefschläge erlebt Italiens früherer Regierungschef Silvio Berlusconi. Im Juni wird er im "Ruby"-Prozess in erster Instanz zu sieben Jahren Haft verurteilt. Im August folgt sein erster rechtskräftiger Schuldspruch wegen Steuerbetrugs. Zu allem Übel schließt ihn der Senat aus seinen Reihen aus. Der Versuch, die Regierung von Ministerpräsident Enrico Letta zu stürzen, war kurz zuvor gescheitert. Durch seinen Rauswurf aus dem Senat und den Ausstieg aus der Regierung hat Berlusconi politisch an Einfluss verloren. Dem Milliardär drohen weitere Verurteilungen und damit möglicherweise auch ein langer Hausarrest.
Annette Schavan
Am Ende wurde ihr der Doktortitel wegen Plagiates doch aberkannt - Bildungsministerin Annette Schavan trat zurück. Wahrscheinlich auf Druck der Kanzlerin, der dieser Entschluss dem Vernehmen nach sehr schwer gefallen ist.
Oberlandesgericht München
Peinliche Pannen noch vor Beginn des wichtigsten Prozesses des Jahres: Beim NSU-Prozess vor dem Oberlandesgericht München bekamen türkische Journalisten keine Zuschauer-Plätze, obwohl die meisten Opfer der Nazi-Bande Türken waren. Nach dem europaweiten Protest verloste das Gericht die limitierten Plätze - mit dem Ergebnis, das zwar die „Brigitte“ dabei sein durfte, Medien wie die „Süddeutsche Zeitung“ jedoch leer ausgingen. Vertrauen in die Justiz zu haben, fällt vor dem Hintergrund solcher Weltferne schwer.
Jürgen Tritten und die Grünen
Pünktlich zur Bundestagswahl holt die Vergangenheit die Grünen ein: Die Partei und vor allem der bisherige Fraktionsvorsitzende im Bundestag und Spitzenkandidat Jürgen Trittin muss sich mit Vorwürfen auseinandersetzen, Pädophile in den eigenen Reihen geduldet zu haben: Ein Parteiprogramm, an dem Tritten einst mitwirkte, hieß Sex mit Kindern gut. Wenig hilfreich sind da auch die aktuellen Forderungen der Grünen nach einem „Veggie-Day“ in deutschen Kantinen, den viele Wähler als Gängelung empfinden. Das Ergebnis bei der Bundestagswahl: Die Grünen sacken auf 8,4 Prozent ab und liegen damit noch 0,2 Prozentpunkte hinter der Linken.
Rainer Brüderle und die FDP
Rainer Brüderle stolpert über ein Dekolleté. "Sie können ein Dirndl auch ausfüllen", soll der Endsechziger einer jungen Reporterin an einer Hotelbar zugeraunt haben. Auf Twitter starten Frauen daraufhin eine Anti-Sexismus-Kampagne mit dem Hashtag "#aufschrei". Ein Fremdgeh-Portal plakatiert Brüderle am Berliner Bahnhof Zoo: "Diskreter und anonymer als jede Hotelbar." Der Politische Aschermittwoch ist um ein Thema reicher. Brüderle schweigt sich durch den Medienrummel hindurch. Seine Partei stürzt indes bei der Bundestagswahl im Herbst ab. Zum ersten mal in der Geschichte der Bundesrepublik ist die FDP nicht im Bundestag vertreten.
Johannes Ponader und die Piraten
Streit, Zerwürfnisse, Verletzungen: Das letzte Jahr hat den Piraten arg zugesetzt. Bei der Bundestagswahl sind sie auf 2,2 Prozent gelandet und damit weit entfernt vom eigentlich geplanten Einzug in den Bundestag. Schon bei den Landtagswahlen in Bayern und in Niedersachsen waren die Piraten gescheitert. Auf dem Höhepunkt ihrer kurzen politischen Karriere hatten sie 2012 noch zweistellige Umfragewerte erzielt, sie zogen in vier Landesparlamente ein. Es folgten jedoch interne Querelen, vor allem um den damaligen Geschäftsführer Johannes Ponader. Der als Sandalen-Mann in den Polit-Talkshows bekannt gewordene Ponader gilt als das Symbol für demn internen Streit bei den Piraten. "Die Sache mit Johannes" heißt das parteiintern. Alle wissen, was gemeint ist.
Peter Löscher
Zunächst galt der österreichische Manager Peter Löscher als Retter, der Siemens aus dem Korruptionssumpf befreite. Doch dann mehrten sich die Pannen: Verspätete Lieferung von ICE-Zügen, teure Verzögerungen bei der Anbindung von Nordsee-Windparks und Gewinnwarnungen in Serie. Im August zog der Siemens-Aufsichtsrat die Reißleine und zwang Löscher, den Chefsessel zu räumen. Die Ablösung schlug Wellen bis nach Berlin, wo sich die Kanzlerin ein Ende der Turbulenzen bei Deutschlands Vorzeigekonzern wünschte. Auch sonst waren die Kollateralschäden erheblich: Der frühere Chef der Deutschen Bank, Josef Ackermann, verließ den Siemens-Aufsichtsrat nach dem Löscher-Rauswurf wegen "Differenzen in Stil und Fairnessfragen".
Textilarbeiter in Bangladesch
Fast hundert Menschen starben, als eine illegal errichtete Textilfabrik in Dhaka in Bangladesch einstürzte. Bei Bränden in verschiedenen anderen Fabriken starben im Laufe des Jahres dutzende weitere Menschen. Die Firmen halten sich nicht an Arbeitsschutzvorschriften, die Menschen arbeiten unter schlimmsten Bedingungen. Die Textilfirmen rechtfertigen sich mit dem extremen Preisdruck auf den internationalen Märkten.
Praktiker-Mitarbeiter
"20 Prozent auf alles - außer Tiernahrung": Die Rechnung ging für Praktiker nicht auf. Zahlungsunfähig musste die drittgrößte deutsche Baumarktkette im Juli Insolvenz anmelden. Das Ende traf rund 15.000 Beschäftigte in 300 Läden. Für die meisten von ihnen war das der Beginn einer langen Hängepartie. Ende November sicherte die Übernahme von 20 Max-Bahr-Standorten rund 1300 Arbeitsplätze. Eine Transfergesellschaft für rund 4000 soll kommen.
Markus Lanz
Viel gescholten und vielleicht chancenlos? Markus Lanz hat ein schweres Jahr hinter sich, aber die Moderation von "Wetten, dass..?" dennoch nicht hingeschmissen. Obwohl Tom Hanks sich öffentlich über die Sendung lustig machte und auch die "New York Times" auf die Show eindrosch, obwohl die Zuschauerzahlen sinken und die Reförmchen am Show-Konzept verpufften. Hat Lanz eine Chance oder ist der Show-Dinosaurier "Wetten, dass..?" schon ausgestorben und keiner hats gemerkt?
Pippi Langstrumpf
Politisch instrumentalisiert zu werden, ist nicht schön und klingt auch noch gruselig: SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles gab das Pippi Langstrumpf-Lied im Bundestag zum Besten: "Da-da-di-da-daaaaaaaa da-da-da-da-daaa-da-da... Ich mach mir die Welt, widde-widde-wie sie mir gefällt", um ihre Kritik am Eigenlob der Regierung zu intonieren. Das hat Pippi nicht verdient. Die Linke-Abgeordnete Sabine Zimmermann hakt schriftlich nach: Wie steht die Bundesregierung "zu dem seitens der Abgeordneten Andrea Nahles in ihrem melodischen Redebeitrag (...) geäußerten Vorwurf, es gebe Parallelen zwischen dem Agieren der Bundesregierung in den vergangenen vier Jahren und den Handlungsabsichten und Verhaltensweisen der Figur Pippi Langstrumpf aus dem bekannten Kinderbuch von Astrid Lindgren?" Der Staatsminister im Kanzleramt, Eckart von Klaeden (CDU), schreibt zurück: "Pippilotta Viktualia Rollgardine Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf hat in der Bundesregierung viele Fans." Ende vom Lied? Hoffentlich.
Franz-Peter Tebartz-van Elst
Er gilt als der "Protzbischof" von Limburg. Die Kosten für den Bau der neuen Bischofsresidenz explodierten wegen seiner extravaganten Wünsche, er flog erster Klasse zu den Armen in Indien. Schon lange vor dem Finanzskandal stand er in der Kritik: Sein Amt übe er "autoritär, fast monarchisch" aus, sagte einmal ein Kirchenrechtler. Die "Causa Tebartz" stürzt nicht nur das Bistum Limburg, sondern die katholische Kirche insgesamt in die Krise. Die Austrittszahlen steigen, die Rufe nach mehr Transparenz werden lauter. Einen Amtsverzicht oder gar Rücktritt des Bischofs halten viele in der Diözese für angebracht.
Uli Hoeneß
Im Jahr des größten sportlichen Triumphes "seines" FC Bayern München erlebt der Präsident persönlich einen tiefen Absturz: Im April wird er als Steuersünder enttarnt. Der 61-Jährige hatte sich selbst beim Finanzamt angezeigt wegen eines geheimen Kontos in der Schweiz. Hoeneß ist schlagartig kein Gutmensch mehr, sondern ein Steuerbetrüger. Konsequenzen zieht er nicht. Er bleibt auch Aufsichtsratsvorsitzender der FC Bayern AG, als die Anklage gegen ihn zugelassen wird. Im März muss Hoeneß in München vor Gericht.
Norbert Meier
Nur ein Jahr hielt sich die Fortuna Düsseldorf in der ersten Bundesliga. Neun Tage nach dem bitteren Last-Minute-Abstieg ging der 54-Jährige Trainer Norbert Meier. Er hatte den Traditionsclub 2008 übernommen und aus der 3. Liga in die Erstklassigkeit zurückgeführt. Meiers Nachfolger Mike Büskens ist auch schon wieder Geschichte.