„Gedankenlos und von Gier getrieben“ Das sagt der „Held der Steine“ über Lego
Düsseldorf · Mit seinem kritischen Rezensionen zu Lego-Produkten wurde Thomas Panke auf Youtube zur Berühmtheit. Doch seine Meinung zu dem Spielzeugriesen hat sich verändert. Inzwischen regiere bei Lego nur noch die Gier.
Thomas Panke (38) ist gelernter Informatiker. 2012 erfüllte er sich mit dem winzigen Lego-Fachgeschäft „Held der Steine“ in Frankfurt-Sachsenhausen einen Lebenstraum. Seinen Online-Shop bei der Händler-Plattform bricklink.com lässt er derzeit ruhen. Am bekanntesten ist er ohnehin durch seine Videos auf dem eigenen YouTube-Kanal.
Darin nimmt er kein Blatt vor dem Mund. Panke misst Lego an höchsten Standards, lobt durchaus auch – kritisiert den Hersteller der , aber auch beinahe sprichwörtlich teuren Bausteine etwa mit den Worten „Grütze“ und „Gerümpel“, „Ramsch“ und "Schrott", „schäbig" und „albern“. Diese Begriffe fallen allerdings immer in Bezug auf konkrete Mängel.
„Jeder Firma kann das passieren, jeder kann mal Schmu machen“, sagt Panke in einem Video, „aber nach dem 15. Schmu in Folge… glücklicherweise gibt es noch ein paar Leute, die sich in diesem Elend mit guten Ideen durchsetzen können.“ Die Harry-Potter-Serie etwa sei „weltklasse, da ist mal einer aus dem Suff aufgewacht. Aber wenn der Preis, die Funktionen oder die Farben nicht stimmen, fange ich an zu motzen.“
Die vogelwilde Nummerierung der Bausätze kommentiert er mit „Ich weiß nicht, was die sich morgens einwerfen - aber es muss was Wildes sein, was wirklich Wildes.“
Anders als vielen anderen „anerkannten“ Fan-Medien schickt Lego Panke nach dessen Angaben keine kostenlosen Testexemplare zu. Grundsätzlich wäre er dafür offen gewesen, sagt er dazu. „Lego kann allerdings komplett vergessen, dass ich nette Sachen über ein Set sage, wenn es ein Stümper-Set ist. Und wahrscheinlich schicken die einem eh ’ne Liste mit Sachen, die man sagen soll - nö, nö, nö…“
Das Modell eines Aston Martin verreißt Panke wie folgt: „Der ist viel zu teuer, viiiiieeel zu teuer. Ganz schrecklich. 150 Euro für nicht mal 1300 Teile. Kein Mensch weiß, woher dieser völlig absurde Preis kommt.“ Und das sage er als James-Bond-Fan, Aston-Martin-Fan, und Lego-Fan sowieso. „Wie sympathisch ist eine Firma, die sagt: ‚Die zahlen alles und merken nix, also geben wir uns null Mühe.‘? Das macht mich wütend!“ Die Designer des Bausatzes seien unschuldig; in der Größe ließen sich die Rundungen des Originals schlicht nicht nachbauen. Fakt sei aber: „Das ist kein Aston Martin DB5 – das ist ein Trabi!“ Ausnahmsweise legte Panke auch schriftlich nach: „Die Entscheidung von Lego, dieses Produkt zu erschaffen, war lieb- & gedankenlos und ist von Gier getrieben, die Designer haben noch das Beste aus der Vorlage gemacht.“
Auch strategische Entscheidungen des Spielzeugriesen kritisiert Panke häufig: „Lego lässt Produkte zum Jahresende auslaufen. Das ist an Blödheit nicht zu überbieten. Ab Oktober, November werden Sets nicht mehr produziert, die aber noch in den Weihnachtskatalogen stehen... die komplett neuen Sets wiederum wandern erst am 27.12. in die Läden. Bei Playmobil geht der Zyklus wenigstens bis Ende Januar – wesentlich intelligenter.“
Gegenüber den „Online Marketing Rockstars“ bezifferte Panke die Folgen, die seine kritischen Videos für seine eigenen Umsätze als Händler haben: So habe er statt geplanter 150 Exemplare eines Lego Technik-Abschleppwagens für einen Durchschnittspreis von 200 Euro „nur vier oder fünf Stück“ verkauft; das Video wurde bislang mehr als eine Million Mal geklickt.
Noch höher dürften seine Einbußen durch das extrem erfolgreiche Video (1,8 Millionen Klicks) zum Lego-Modell des Bugatti Chiron sein; dieser sollte zur Einführung 370 Euro kosten.
Seine detailreichen und doch flotten Videos haben Panke bislang 35 Millionen Abrufe und 160.000 Abonnenten eingebracht. Viele schreiben ihm, er hätte sie nach 20, 30, 40 Jahren Pause wieder zu Lego-Fans gemacht. Viele betonen aber auch, sie hätten mit den Plastiksteinen überhaupt nichts am Hut – seine Videos sähen sie aus purem Vergnügen.