Coronavirus in Deutschland Experte rechnet mit über 60 Prozent Infektionen

Der Virologe Christian Drosten geht von vielen Coronavirus-Fällen in den kommenden Jahren aus. Deutschland sei aber bestens vorbereitet. Unternehmen in der Region bereiten für die kommenden Tage dennoch Notfallprogramme vor.

Mönchengladbach: Wie das Labor Dr. Stein Proben auf Coronavirus untersucht
8 Bilder

So wird im Labor nach dem Coronavirus gesucht

8 Bilder
Foto: Bauch, Jana (jaba)

Experten zufolge sind hierzulande hohe Infektionszahlen mit dem neuartigen Coronavirus zu erwarten. „Es werden sich wahrscheinlich 60 bis 70 Prozent infizieren, aber wir wissen nicht, in welcher Zeit“, sagte einer der führenden Virologen in Deutschland, Christian Drosten von der Berliner Charité, am Freitag. „Das kann durchaus zwei Jahre dauern oder sogar noch länger.“ Problematisch werde das Infektionsgeschehen nur, wenn es in komprimierter, kurzer Zeit auftrete. „Darum sind die Behörden dabei, alles zu tun, um beginnende Ausbrüche zu erkennen und zu verlangsamen.“ Deutschland sei aber hervorragend vorbereitet, betonte Drosten. Immer mehr Wissenschaftler glauben zudem, dass das neue Coronavirus wie das Grippevirus hierzulande dauerhaft vorkommen wird.

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, sagte der „Passauer Neuen Presse“: „In ein paar Jahren werden wir mit einer weiteren grippeartigen Erkrankung leben, die Covid-19 heißt und gegen die wir impfen können. Jetzt gilt es, den Übergang zu managen.“

Bislang gibt es in Deutschland nach der offiziellen Zählung des Robert-Koch-Instituts mindestens 53 Nachweise von Coronavirus-Infektionen. Davon sind mindestens 37 Fälle in den vergangenen Tagen bekannt geworden. Das Virus breitet sich weltweit aus: Neu hinzu kamen in Europa die Niederlande, Litauen und Weißrussland, während am Freitag mit Nigeria erstmals auch ein afrikanisches Land südlich der Sahara einen Fall der Lungenkrankheit Covid-19 meldete, die durch das neuartige Coronavirus ausgelöst wird.

Deutschland droht aufgrund der Epidemie eine Abschwächung der Wirtschaftskraft. Wegen der Personalausfälle und der teils drastischen Quarantäne-Maßnahmen insbesondere in China strauchelt die Konjunktur. „Die export­orientierte deutsche Wirtschaft wird durch die Unterbrechung von internationalen Lieferketten besonders schlimm getroffen“, sagte Stefan Schneider, Chefvolkswirt der Deutschen Bank für Deutschland. Die Folgen des Coronavirus könnten in der Bundesrepublik zu einer Rezession führen. Das heißt, dass die Wirtschaftsleistung in zwei aufeinanderfolgenden Vierteljahreszeiträumen nachlässt.

Die Reisemesse ITB Anfang März in Berlin wurde abgesagt. Der Düsseldorfer Konsumgüterkonzern Henkel entschied, dass die Bilanzpressekonferenz am Mittwoch nur als Videokonferenz stattfinden wird. Zusätzlich fällt auch eine internationale Führungskräfteveranstaltung aus, die für die zweite Märzwoche in Düsseldorf geplant war. Die internationale Messe für Technologien der Metallbearbeitung, die eigentlich ab dem 10. März stattfinden sollte, wurde verschoben. Das teilten der Veranstalter und die Düsseldorfer Messe gemeinsam mit. In den Supermärkten sorgt die Angst vor dem Erreger für erste Hamsterkäufe. Begehrt sind vor allem Desinfektionsmittel und Mundschutzmasken.

Im Kreis Heinsberg gab Landrat Stephan Pusch unterdessen bekannt, dass sich dort mittlerweile 35 Personen mit dem Virus infiziert haben. Ausgangspunkt ist mutmaßlich ein Ehepaar aus Gangelt, das derzeit in der Uniklinik Düsseldorf behandelt wird. Der Kreis erwägt, eine Ambulanz für Coronavirus-Fälle in Gangelt einzurichten. Dort könnten dann möglicherweise Infizierte in einem eigenen Zentrum getestet und behandelt werden, sagte Pusch.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort