Sorge vor Coronavirus Bundesweite Schulschließungen rücken näher

Berlin · Angesichts der Verbreitung des Coronavirus könnten die Osterferien zumindest in besonders betroffenen Bundesländern vorgezogen werden. NRW weist in Deutschland die höchsten Infektionsfallzahlen auf.

 Viele Länder wie zum Beispiel Spanien schließen alle Schulen für zwei Wochen. (Archiv)

Viele Länder wie zum Beispiel Spanien schließen alle Schulen für zwei Wochen. (Archiv)

Foto: dpa/Alvaro Barrientos

Bundesweite Schulschließungen aufgrund der Coronavirus-Epidemie rücken näher. Bundeskanzlerin Ganz besondere Situationen erfordern auch besondere Maßnahmen. Das ist alles andere als irgendwie eine kleine Facette in einem Lauf der Geschichte, sondern es ist ein Einschnitt, der uns sehr viel abverlangt.“ Wo immer es möglich ist, solle auf Sozialkontakte verzichtet werden.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betonte: „Durch Corona ist die Welt eine andere. Dies ist eine echte Bewährungsprobe.“ Bayern will an diesem Freitag entscheiden, wie Schulschließungen konkret umgesetzt werden könnten. Die NRW-Regierung will ebenfalls am Freitag das weitere Vorgehen beraten. Schulthemen sind in Deutschland stets Ländersache.

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sagte mit Blick auf die Situation in Kitas, an Schulen und Universitäten, es solle reduziert werden, dass Menschen unterwegs sind und sich in engen Räumen begegnen.

Die Kultusministerkonferenz (KMK) der Länder hatte bereits am Donnerstagmittag deutlich gemacht, dass Schulschließungen in Betracht kommen. Der nordrhein-westfälische Elternverein hat sich für Schließungen ausgesprochen. „Die Verunsicherung bei Kindern und Eltern ist enorm. Als Vorsichtsmaßnahme sollten die Schüler in vorzeitige Osterferien geschickt werden, um die Situation zu entschärfen“, sagte die NRW-Vorsitzende des Elternvereins, Andrea Heck, unserer Redaktion. Sie hatte noch in der vergangenen Woche Schulschließungen als nicht notwendig erachtet. „Die Lage hat sich seitdem aber dramatisch verändert. Mich rufen viele besorgte Eltern an, die wissen wollen, was sie tun können, damit ihre Kinder nicht zur Schule müssen“, so Heck. In vielen Schulen fehlten schon Lehrer wegen Krankheit, so dass die Schüler ohnehin früher nach Hause gehen. „Die Schüler sind bereits stark verunsichert, wenn ein Lehrer nur einmal laut niest. So kann man keinen vernünftigen Unterricht mehr machen“, betonte Heck.

Nach Schätzungen des Deutschen Lehrerverbandes sind bundesweit bereits rund 150 Schulen wegen des Coronavirus geschlossen. Mehr als die Hälfte befinden sich im Kreis Heinsberg. Bisher sahen unter anderem das NRW-Schulministerium und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) von flächendeckenden Schulschließungen ab. Andere Staaten verfahren anders: Frankreich, Italien, Österreich, Polen, Griechenland, Tschechien, Dänemark und die Ukraine haben entweder landesweite Schulschließungen geplant oder bereits umgesetzt.

Der nordrhein-westfälische Philologenverband nimmt das NRW-Schulministerium in die Pflicht. „Die Schulen warten sehnlichst auf eine klare, verlässliche und für alle geltende Ansage, ob die Schulen geschlossen werden sollen oder nicht. Das Ministerium ist in der Verantwortung, eine Entscheidung zu treffen“, sagte die NRW-Vorsitzende Sabine Mistler unserer Redaktion. „Wir brauchen aber auf jeden Fall eine faire Durchführung des Abiturs.“ Hessen ist bereits einen Schritt weiter und stellt seine Abiturienten vom Unterricht frei. Die als Vorsichtsmaßnahme gedachte Regelung gilt vom kommenden Montag an bis zum Beginn der Osterferien, wie ein Sprecher des Kultusministeriums sagte.

In NRW bereiten sich Schulen derweil auf komplette Schließungen vor, indem sie schulinterne Vorgehensweisen zur Sicherstellung des Lernens außerhalb der Schule klären, so Philologen-Chefin Mistler. Sie betonte, dass man auch das Wohl der Schüler und Lehrer im Blick haben müsse.

In Deutschland gibt es laut Statistischem Bundesamt rund 43.000 Schulen (einschließlich Berufsschulen) mit elf Millionen Schülern und 820.000 Lehrern. Für die Schulen sind die Bundesländer selbst zuständig.

(RP)
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