Amtsgericht Düsseldorf Christoph Metzelder muss vor Gericht – Ex-Fußballer tritt Vorwürfen entgegen

Düsseldorf · Das Amtsgericht Düsseldorf hat die Klage gegen den ehemaligen Bundesligaprofi Christoph Metzelder zugelassen. Die Ermittler werfen ihm vor, es unternommen zu haben, einer Person Besitz an kinderpornografischen Schriften zu verschaffen.

 Christoph Metzelder (Archiv).

Christoph Metzelder (Archiv).

Foto: dpa/Oliver Killig

In rund neun Wochen soll der Strafprozess gegen den Ex-Fußballprofi und früheren Nationalspieler Christoph Metzelder (40) beim Amtsgericht beginnen. Das hat die Justizbehörde am Montag mitgeteilt und als Termin für den Prozessauftakt den 29. April genannt.

Die Anklage verdächtigt Metzelder, im Jahr 2019 kinder- und jugendpornografische Schriften besessen zu haben. Angeklagt sei er außerdem wegen 29 Fällen „des Unternehmens, einer anderen Person Besitz an kinderpornografischen Schriften zu verschaffen“, wie es in der Gerichtsmitteilung weiter heißt. Metzelder, der die Vorwürfe im Ermittlungsverfahren angeblich noch bestätigt haben soll, trete nun „den Vorwürfen entgegen“, teilte das Amtsgericht mit. Für die öffentliche Verhandlung über diese Anklagepunkte sind bereits zwei weitere Prozesstermine benannt, ein Urteil könnte demnach am 10. Mai zu erwarten sein.

Nach rechtsstaatlichen Prinzipien hat jeder Angeklagte grundsätzlich als unschuldig zu gelten – bis ein Gericht alle Vorwürfe geprüft hat, zu einem gegenteiligen Urteil gekommen ist und dieser Richterspruch dann rechtskräftig geworden ist. Diese sogenannte Unschuldsvermutung bis zu einem rechtskräftigen Urteil hat auch bei Ex-Nationalspieler Metzelder zu gelten.

Aktuell hat das Amtsgericht die von der Staatsanwaltschaft gegen Metzelder zusammen getragenen Vorwürfe zunächst formell geprüft, befand danach, dass hier ein „hinreichender Tatverdacht“ gegen den 40-Jährigen bestehe – und hat deshalb die vorgelegte Anklage gegen ihn jetzt zugelassen. Erst nach diesem Schritt werden sämtliche Vorwürfe dann in einem öffentlichen Prozess geklärt.

In einem Beschluss des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts aus dem Jahr 2020 Jahr hieß es, „das in der Anklageschrift (…) wiedergegebene Ermittlungsergebnis“ im Fall Metzelder „beruhte unter anderem auf der geständigen Einlassung des Antragstellers, der Aussage einer Zeugin sowie sichergestellten Bilddateien“.

Im jetzt anberaumten Prozess vor dem Amtsgericht will sich Metzelder laut Gerichtsmitteilung aber offenbar gegen die Vorwürfe zur Wehr setzen. Im Falle eines Schuldspruchs in solchen Fällen könnte dann eine Geld- oder auch eine Freiheitsstrafe verhängt werden.

Der Entscheidung des Amtsgerichts zum Prozessbeginn im April ging eine monatelange juristische Auseinandersetzung zwischen den Anwälten von Metzelder und den Gerichten voraus. So gab das Oberverwaltungsgericht (OVG) Metzelders Anwälten in Teilen Recht - zuvor hatte es Beschwerden darüber gegeben, dass das Amtsgericht in einer Mitteilung den Namen des prominenten Fußballers genannt hatte. Laut OVG hätte das Amtsgericht nicht mit einer ins Internet gestellten Pressemitteilung informieren dürfen. Zumindest durfte der Inhalt für die Öffentlichkeit mit voller Namensnennung und den Tatvorwürfen nicht abrufbar sein.

In dem frühen Stadium des Strafverfahrens sah das OVG durch das Amtsgericht diverse Verstöße. So seien das allgemeine Persönlichkeitsrecht, das Recht des Antragstellers auf ein faires Verfahren und die Unschuldsvermutung verletzt worden. Auch habe das Gericht zu viele Details genannt. Dass der Name Metzelder gegenüber Pressevertretern genannt wurde, war für die Richter am OVG kein Problem. In dem Beschluss wies der Senat ausdrücklich auf die „Prominenz des Antragstellers und sein bisheriges Engagement für Kinder und Jugendliche und zwar gerade auch für die Bekämpfung des Kindesmissbrauchs“ hin.

Anfangs hatte das LKA Hamburg die Ermittlungen geleitet, weil der Hinweis auf den Tatverdacht von einer Frau aus Hamburg kam. Sie habe angegeben, von dem früheren Fußballprofi kinderpornografisches Material über Whatsapp erhalten zu haben. Der Hinweis an die Polizei kam letztlich von einem Dritten, nicht von der Frau selbst, teilte die Staatsanwaltschaft Hamburg damals mit. Die Frau wurde daraufhin als Zeugin befragt, sagte Liddy Oechtering, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hamburg, vor einem Jahr unserer Redaktion.

Das Verbreiten kinderpornografischen Materials wird in Deutschland mit einer Freiheitsstrafe von mindestens drei Monaten bis höchstens fünf Jahren bestraft.Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf übernahm später das Verfahren, da Metzelder seinen Wohnsitz in Nordrhein-Westfalen hat.

Metzelder kommt aus dem westfälischen Haltern am See. Der Innenverteidiger spielte als Profi bei Borussia Dortmund, Real Madrid und Schalke 04, wo er 2013 seine Profilaufbahn beendete. 2002 wurde er mit dem Nationalteam Vizeweltmeister. Schon während seiner aktiven Karriere setze sich Metzelder für soziale Projekte ein. 2006 gründete er die Stiftung „Zukunft Jugend“ mit der er sich vor allem für sozialbenachteiligte Kinder einsetzte. 2011 wurde er von der damaligen Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) für sein Engagement mit dem Verdienstorden des Landes NRW ausgezeichnet.

2006 trat er in die CDU ein. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) berief Metzelder 2017 für Schul- und Bildungsthemen in sein Wahlkampfteam. Beruflich konzentrierte sich der Vater einer Tochter zunächst auf Sportmarketing. Bei seinem Jugendverein TuS Haltern war er 1. Vorsitzender, zudem zunächst Co-Trainer der ersten Mannschaft und der U19. Bei dieser übernahm er 2014/15 den Posten als Cheftrainer. Bei Preußen Münster war er bis Anfang 2020 im Aufsichtsrat. Von 2013 bis 2019 war er Experte beim TV-Sender Sky

(csr/rent/dpa)
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