Bescheidener Rahmen für Trauung Charles und Camilla heiraten für einige hunderttausend Pfund

London (rpo). Zur ersten Hochzeit von Prinz Charles strömten gekrönte Häupter und Staatschefs in die St-Paul's-Kathedrale, eine Million Menschen säumten die Straßen in London, und 700 Millionen verfolgten die Feier weltweit im Fernsehen. Zu Charles' zweiter Hochzeit kommt nicht einmal seine Mutter. Die bescheidene Zeremonie mit Camilla Parker Bowles am Freitag steht in scharfem Kontrast zur märchenhaften Feier von 1981 mit Prinzessin Diana.

Jedenfalls wird es billiger. 1981 schlug die Hochzeit mit schätzungsweise 1,5 Millionen Euro zu Buche. Die Behörden in Windsor kassieren 285 Pfund (414 Euro) für eine standesamtliche Trauung an einem Freitag und 156 Pfund (227 Euro) pro Stunde Miete für das Rathaus. Dennoch könnte sich die Gesamtrechnung auf mehrere hunderttausend Pfund addieren.

Damals fuhren Charles und seine junge Braut in einer von Pferden gezogenen Kutsche vor, während die Menge an den Straßen sie hochleben ließ. Er trug seine Fregattenkapitän-Uniform, sie elfenbeinfarbenen Taft mit einer acht Meter langen Schleppe. Ein Dutzend Präsidenten und Mitglieder der europäischen Königshäuser waren unter den Gästen. Später küsste sich das junge Paar auf einem Balkon des Buckingham-Palastes vor einer begeisterten Menge.

Doch schon bald holte die Wirklichkeit das Märchen ein. 15 Jahre später wurde das angebliche Traumpaar geschieden, die Partner warfen sich gegenseitig Untreue vor.

Am 8. April werden Charles und seine langjährige Geliebte, die Diana für das Scheitern ihrer Ehe verantwortlich machte, von Schloss Windsor zum Rathaus gefahren, wo sie wie jedes Jahr zahlreiche andere Paare vor 30 Gästen von einem Standesbeamten getraut werden. Der Bräutigam wird wahrscheinlich einen Anzug tragen, die Braut ein Kleid der kleinen Londoner Firma Robinson Valentine. Unter den Gästen sind die Kinder der Brautleute: die Prinzen William und Harry sowie Camillas Kinder Laura und Tom. Königin Elizabeth bleibt der Zeremonie dagegen fern, um das Ereignis nicht aufzuwerten.

Kein Fernsehsender wird das Ja-Wort übertragen, dafür aber die darauf folgende Segnung des Paares in einer Kapelle des Palastes. Sie wird geleitet vom Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, dabei erklingen Musik von Bach und Händel sowie drei Choräle, die die Brautleute mögen. Die frisch Vermählten stellen sich sodann auf den Stufen des Schlosses der Presse, anschließend geht es zu einem Empfang für die Familien und Freunde - angeblich mit Finger-food-Büfett. Die Schaulustigen dürften weniger zahlreich sein als an jenem Sommertag vor einem Vierteljahrhundert in London.

Flitterwochen wieder in Schottland

Charles und Camilla liegen mit ihrer maßvollen Feier im Trend. "Bei der ersten Hochzeit geht es um weiße Kleider im Prinzessinnen-Stil, um Pferdekutschen und darum, die größte Party deines Lebens zu schmeißen", sagt Victoria Black vom Fachblatt "Cosmopolitan Bride". "Wenn ein Paar zum zweiten Mal heiratet, dann ist es gewöhnlich schon ein bisschen älter und mehr daran interessiert, seinen besonderen Tag mit engen Freunden etwas schlichter zu begehen."

Einiges ändert sich nicht. Schon Charles und Diana verbrachten ihre Flitterwochen in Schottland, wo der Prinz gern angelt und spazieren geht. Auch mit seiner neuen Frau reist der Prinz nach Schottland, und zwar in die Birkhall Hunting Lodge in den Highlands. Parker Bowles, ein ausgewiesener Jagdfan, dürfte sich dort wohler fühlen als das Stadtkind Diana.

Die Einstellung der Öffentlichkeit ist der vielleicht größte Unterschied zwischen den beiden Hochzeiten. Der Hochzeitstag von Charles und Diana, der 29. Juli 1981, wurde zu einem öffentlichen Feiertag erklärt und am Vorabend mit einem gigantischen Feuerwerk im Hyde Park eingeläutet. Zwei Jahrzehnte später haben zahlreiche Skandale - von Dianas Affären bis zu Harrys Nazi-Kostüm - das Ansehen der Königsfamilie deutlich sinken lassen. Im vergangenen Monat erklärten 67 Prozent in einer Umfrage, sie würden die Feier nicht oder wahrscheinlich nicht im Fernsehen verfolgen.

Doch wenn der lebhafte Handel in den Andenkenläden von Windsor nicht täuscht, dann könnten die Herzen doch noch für Charles und seine Herzogin von Cornwall dahinschmelzen. Im Souvenirshop Dhillons gingen schon 1.200 Geschirrtücher sowie hunderte Charles-und-Camilla-Becher, Kühlschrankmagnete und Gedenktafeln über den Ladentisch, seit die Hochzeit im Februar bekannt gegeben wurde. "Auch die teuren Sachen verkaufen sich", sagt Miteigentümerin Kashmir Dhillon. "Wir haben nie gedacht, dass das so populär würde." Und sie fügt hinzu: "Sie hätten schon vor langer Zeit heiraten sollen - ihnen alles Gute. Es ist wahre Liebe. Er hat es verdient, jetzt glücklich zu sein."

(ap)
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