Brandbrief an Intendant Hamburger NDR-Beschäftigte monieren „Klima der Angst“

Beschäftigte des NDR-Landesfunkhauses in Hamburg haben an den Intendanten geschrieben und eine neue Führungskultur gefordert. Zudem widersprechen sie massiv den Aussagen von Funkhausdirektorin Sabine Rossbach, berichten von Einflussnahme auf Berichterstattung im Widerspruch zu redaktionellen Entscheidungen und einem „Klima der Angst“.

 Der Schriftzug NDR steht am Eingang des NDR an der Rothenbaumchaussee in Hamburg (Symbolbild).

Der Schriftzug NDR steht am Eingang des NDR an der Rothenbaumchaussee in Hamburg (Symbolbild).

Foto: dpa/Markus Scholz

„Wir können uns eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Sabine Rossbach nicht mehr vorstellen“, schreiben sie in dem am Dienstagabend auf dem Twitteraccount von NDR Recherche veröffentlichten Brief an Intandant Joachim Knuth, der nach Darstellung der NDR-Reporter von zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den Intendanten gerichtet wurde.

Rossbach steht in der Kritik, weil sie ihr Amt als NDR-Funkhauschefin für Vetternwirtschaft ausgenutzt haben soll. Laut Recherchen der Nachrichtenplattform „Business Insider“ konnte ihre ältere Tochter Anna Hesse als Inhaberin einer PR-Agentur jahrelang ihre Kunden in NDR-Programmen platzieren. Die jüngere Tochter habe eine Festanstellung im Sender bekommen.

Rossbach hat die Vorwürfe in einer schriftlichen Stellungnahme zurückgewiesen. In dem Brief indes wird ausdrücklich der Darstellung widersprochen, die Redaktion des „Hamburg Journals“ sei in ihrer Entscheidung bezüglich der strittigen Beiträge frei gewesen. Zudem heißt es in dem Schreiben: „Konstruktive Kritik und Diskussionen auf Augenhöhe gab es kaum. Viele von uns haben das als Klima der Angst erlebt.“

Wie die NDR-Reporter zuvor berichtet hatten, ist der Verdacht der Vetternwirtschaft der Geschäftsleitung des Senders offenbar seit mindestens fünf Jahren bekannt. Das hätten Recherchen einer unabhängigen NDR-Investigativeinheit ergeben. Laut den NDR-Reportern wendete sich die „Hamburger Morgenpost“ im Juli 2017 mit einer entsprechenden Anfrage an die Pressestelle. Der NDR habe damals geantwortet, „nicht konkretisierte anonyme Vorwürfe“ kommentiere er nicht.

Der NDR habe den Vorgang anschließend „offenbar auf sich beruhen“ lassen, berichten die Reporter weiter. Auf Nachfrage habe der NDR ihnen jetzt mitgeteilt, die persönliche Verbindung zwischen Rossbach und der PR-Agentur ihrer Tochter sei 2017 Inhalt von Gesprächen Rossbachs mit der damaligen Redaktionsleitung des „Hamburg Journals“ gewesen. Wie danach verfahren wurde, sei derzeit Bestandteil einer Klärung.

(felt/epd)
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