Proteste in Mecklenburg-Vorpommern Castor-Transport erreicht Lubmin

Magdeburg (RPO). Der Castor-Zug mit rund 2.500 hochradioaktiven Brennstäben hat am Donnerstagabend sein Ziel erreicht. Gegen 21.50 Uhr kam der im französischen Cadarache gestartete Atommülltransport am stillgelegten Kernkraftwerk Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern an. Für die 1.500 Kilometer lange Strecke benötigte der Zug nahezu 50 Stunden.

Der Castor-Transport 2010 in Daten
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Foto: dapd

Zuvor war die letzte Blockade auf der Bahnstrecke beseitigt worden. Zwei Aktivisten von Robin Wood hatten sich mit einer Betonkonstruktion an die Schienen angekettet und für eine sechsstündige Verspätung des Zuges gesorgt.

Die in einem von der Polizei abgesperrten Sicherheitsbereich stehenden vier Castor-Waggons sollen nach Angaben der Energiewerke Nord (EWN) in Kürze auf das Kraftwerksgelände und anschließend in das benachbarte atomare Zwischenlager Nord (ZLN) rangiert werden.

Der Zug mit den vier Castoren mit hochradioaktivem Atommüll war am Dienstagabend in der südfranzösischen Kernforschungsanlage Cadarache losgefahren und hatte in der Nacht zum Donnerstag weitgehend unbehindert Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt passiert. Der Transport enthält Brennstäbe aus einem ehemaligen staatlichen Forschungsreaktor bei Karlsruhe und dem atomgetriebenen deutschen Versuchsfrachter "Otto Hahn", dessen Reaktor 1979 abgeschaltet worden war.

Auf dem Weg durch Mecklenburg-Vorpommern musste der Zug am Donnerstagmorgen erstmals kurzzeitig stoppen, weil Atomkraftgegner bei Ludwigslust die Gleise blockierten. Auf dem letzten, 22 Kilometer langen Streckenabschnitt zwischen Greifswald und Lubmin kam der Zug dann nur noch stockend voran. Zunächst hatten bei Brünzow wenige Kilometer vor dem Zwischenlager rund 200 Demonstranten die Bahngleise besetzt.

Einige hundert Meter weiter hatten sich danach in einem Wald bei Diedrichshagen zwei Aktivisten der Umweltorganisation Robin Wood angekettet. Stundenlang arbeitete die Polizei daran, den Mann und die Frau von einem Betonblock auf den Gleisen zu trennen, was ihr kurz nach 20 Uhr gelang. Danach waren noch Arbeiten an dem Gleisstück notwendig, bevor der Zug weiterfahren konnte.

Ebenfalls auf der Castor-Strecke vor Lubmin entrollten Greenpeace-Aktivisten von einer über die Gleise führenden Brücke ein Plakat mit der Aufschrift "Stopp Castor nach Lubmin". Die Umweltschutzorganisation forderte, den atomaren Abfall nach dem Verursacherprinzip in Baden-Württemberg zwischenzulagern, da er vorwiegend dort produziert wurde. Die Polizei sicherte den Castor-Transport in Mecklenburg-Vorpommern mit über 3000 Beamten ab. Insgesamt wurden etwa 100 Atomkraftgegner vorübergehend in Gewahrsam genommen, wie ein Sprecher der zentralen Polizeipressestelle für den Castor-Transport in Anklam sagte.

Das Zwischenlager Nord in Lubmin war ursprünglich nur dafür gedacht, den Atommüll aus den zwei stillgelegten DDR-Atomkraftwerken Lubmin und Rheinsberg aufzunehmen. Mit dem jüngsten Castor-Transport wurden erstmals hochradioaktiver Atommüll aus früheren westdeutschen Kernforschungsprojekten nach Lubmin gebracht. Anders als die Abfälle in Gorleben und Ahaus, die bis auf wenige Ausnahmen aus der Stromerzeugung in kommerziellen Kraftwerken stammen, gehören diese dem Staat.

(apd/csr)
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