Bestseller "Gomorrha" verriet zu viel Camorra setzt Killer auf Buchautor Saviano an

Rom (RP). Auf den Tag genau sind es zwei Jahre, seit Roberto Saviano von sieben Polizisten begleitet wird, wo immer er sich hinbewegt. Saviano, Autor des Bestsellers "Gomorrha", wusste, dass sein Leben bedroht ist. Jetzt hat er eine neue Bestätigung dafür: Ein Mafia-Kronzeuge soll ausgesagt haben, dass die Clans ihren öffentlichen Ankläger noch vor Weihnachten ermorden wollen.

Bestseller "Gomorrha" verriet zu viel: Camorra setzt Killer auf Buchautor Saviano an
Foto: AP, AP

Der Grund ist offenbar, dass "Gomorrha", das 1,2 Millionen Mal in Italien verkauft wurde, in 42 Ländern verlegt wird und dessen Verfilmung seit September auch in den deutschen Kinos zu sehen ist, zu viel Aufsehen erregt hat. Die Camorra betreibt ihre Geschäfte, die von Schutzgelderpressung über Drogen- und Waffenhandel bis zum Abschöpfen öffentlicher Aufträge reichen, am liebsten im Stillen. Es war Savianos Ziel, diese Stille zu durchbrechen. Im Zentrum seines Buches steht der berüchtigte Clan der Casalesi, der aus einem Geflecht von Familien aus Casal di Principe, 20 Kilometer nördlich von Neapel, besteht.

Todesurteil

Die Casalesi sollen es auch gewesen sein, die das Todesurteil gegen Saviano ausgesprochen haben. Der Kronzeuge Carmine Schiavone, der seit 1993 mit der Polizei zusammenarbeitet, habe den Behörden jetzt auch den Mord-Plan der Casalesi gegen Saviano verraten. Schiavone lebt mit neuer Identität in Mittelitalien und steht angeblich noch mit Teilen des Clans in Verbindung. Nach seinen Angaben sind bereits die Vorbereitungen für das Mordkomplott angelaufen.

Wie ein weiterer Mafia-Aussteiger berichtet, habe sich einer der brutalsten Killer in der Provinz Caserta, Giuseppe Setola, bereits nach Sprengstoff und einem Fernzünder umgehört. Setola gilt als der Hauptverantwortliche für eine Terrorkampagne, die seit Mai 2008 die Provinz Caserta erschüttert. Killerkommandos haben seither insgesamt 15 Personen, darunter Unbeteiligte und Angehörige von Justiz-Kollaborateuren ermordet. Erst vor knapp vier Wochen erschossen Killer in Castel Volturno sieben Männer.

Mörderischer Plan

Während die Ermittler offiziell davor warnten, die Angaben der Kronzeugen überzubewerten, hieß es aus Justizkreisen, dass die Informationen schlimmste Befürchtungen bestätigten. Angeblich werde sogar überlegt, Saviano eine Zeit lang im Ausland in Sicherheit zu bringen.

"Man lebt ständig im Verdacht, hat kein Vertrauen, ist einsam und die Leute um dich herum verschwinden", so beschrieb Saviano erst kürzlich sein Leben auf der Flucht vor der Camorra. "Was soll ich tun. Es geht weiter wie vorher. Ich habe keine andere Wahl als mich aufzulehnen", sagte er nun der Zeitung "La Repubblica".

(RP)
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