Prozess um weltbekannte Burg Rheinfels Der Prinz von Preussen will seine Burg zurück

Koblenz/St. Goar · Der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers möchte den einstigen Familienbesitz, Burg Rheinfels in St. Goar, nach fast 100 Jahren zurück haben. Dafür ist er vor Gericht gezogen.

  Die Luftaufnahme mit einer Drohne zeigt den aktuellen Zustand der Burg Rheinfels.

Die Luftaufnahme mit einer Drohne zeigt den aktuellen Zustand der Burg Rheinfels.

Foto: dpa/Thomas Frey

Das Landgericht Koblenz bezweifelt allerdings seinen Besitzanspruch. Georg Friedrich Prinz von Preußen fordert mit einer Klage den einstigen Familienbesitz hoch über St. Goar am Rhein zurück. In einer mündlichen Verhandlung am Donnerstag äußerte der Vorsitzende Richter Christian Stumm Zweifel an der Argumentation des in Potsdam lebenden Ururenkels des letzten deutschen Kaisers. Die Kammer will ihre Entscheidung am 25. Juni verkünden.

In dem Rechtsstreit geht es um das riesige Gemäuer hoch über St. Goar im Herzen des Welterbes Oberes Mittelrheintal. Der Ururenkel des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. war am Landgericht nicht anwesend, nur sein Anwalt und sein persönlicher Berater.

Der in Potsdam lebende Prinz von Preußen hatte das Land Rheinland-Pfalz und das an die Ruine angrenzende Burghotel verklagt. Laut dem Stadtbürgermeister von St. Goar, Horst Vogt (CDU), wäre ein Verlust der Burg dramatisch: Stadt, Land und Hotel hätten hier Millionen investiert. Die Stadt ist dem beklagten Land in dem Rechtsstreit beigetreten.

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„Die Burg Rheinfels ist das Herz von St. Goar“, betont Vogt. „Für mich hat das den Anschein eines kleinen Beutezugs der Hohenzollern, die ernten wollen, was sie nicht gesät haben.“ Die Berliner Anwaltskanzlei des Prinzen wollte sich vor der mündlichen Verhandlung nicht zu der Klage äußern.

Das Haus Hohenzollern hatte Burg Rheinfels seit dem 19. Jahrhundert besessen. Nach dem Untergang des Kaiserreichs wurde die Stadt St. Goar 1924 Eigentümerin, mit der Auflage, das Gemäuer nicht zu verkaufen. 1998 schloss das Städtchen mit der Betreibergesellschaft des luxuriösen Hotels direkt neben der Burgruine einen Erbpachtvertrag für 99 Jahre mit der Option auf eine ebenso lange Verlängerung.

Der Prinz von Preußen argumentiert in seiner Klage, dieser Vertrag komme einem untersagten Verkauf gleich. Es gebe eine sogenannte Rückauflassungsvormerkung im Grundbuch. Diese kann in bestimmten Fällen eine Rückübertragung eines Grundstücks an einen Alteigentümer ermöglichen.

Das Mainzer Kulturministerium geht nach früheren Angaben von keinem Erfolg der Klage aus. Auch Bürgermeister Vogt sagt: „Ich bin optimistisch.“ Er schließe aber eine jahrelange Auseinandersetzung über mehrere Instanzen mit dem Hohenzollern-Chef nicht aus. Schon die Klageschrift umfasse rund 300 Seiten. In der Verhandlung am Donnerstag wurde eine Entscheidung noch nicht erwartet. Gegen einen Richterspruch wäre eine Berufung beim Oberlandesgericht in Koblenz möglich. Burghotel-Betreiber Gerd Ripp hat nach eigenen Angaben vom Kläger die mündliche Zusicherung bekommen, unabhängig von rechtlichen Entscheidungen das noble Haus weiter betreiben zu können.

Rheinfels ist eine der größten Burgruinen am Oberen Mittelrhein und soll bei der dort geplanten Bundesgartenschau 2029 zu einem zentralen Schmuckstück werden. Noch ist die Anlage mit einem Gewirr von Tunneln ein Sanierungsfall. Rund 15 Millionen Euro wären dafür laut Bürgermeister Vogt nötig. Fünf Millionen Euro davon habe das Land Rheinland-Pfalz zugesagt. Jetzt stocke die Sanierung wegen des Rechtsstreits: „Das wirft uns zurück.“ Aus Sicherheitsgründen sind Teile der Burg für Besucher ohne Führung bereits gesperrt. Das Gemäuer war im 13. Jahrhundert erbaut und Ende des 18. Jahrhunderts von französischen Revolutionstruppen gesprengt worden.

(felt/dpa)
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