Zoff um Kampagne Bundeswehr erklärt, was sie sich bei der Ford-Anzeige dachte

Köln · Die Bundeswehr hat in Köln eine stark in die Kritik geratene Job-Kampagne gestartet und wirbt vor den Ford-Werken mit einem Plakat. Auf diesem ist zu lesen „Job Fort“ in der bekannten Schriftart des Autoherstellers.

 Vor den Ford-Werken in Köln hatte die Bundeswehr einen Wagen mit der Jobanzeige positioniert.

Vor den Ford-Werken in Köln hatte die Bundeswehr einen Wagen mit der Jobanzeige positioniert.

Foto: dpa/-

Mit einer eigenwilligen Werbekampagne hat die Bundeswehr den Autobauer Ford und dessen Mitarbeiter verärgert. Mit dem Slogan „Job Fort? Mach, was wirklich zählt“, spielte die Bundeswehr nach eigenen Angaben bewusst auf den drohenden Stellenabbau im Kölner Autowerk an. Das Motiv wurde als Anzeige in einer lokalen Boulevardzeitung geschaltet. Ein Wagen mit dem „Job Fort?“-Plakat fuhr vor dem Kölner Ford-Werk auf und ab.

Der Betriebsrat von Ford Europa kritisierte die Bundeswehr für die Kampagne, für die das Wort „Fort“ wie das Logo des Autobauers gestaltet wurde. „Das ist absolut unangemessen und respektlos“, sagte Martin Hennig, Betriebsratschef von Ford Europa: „Die Bundeswehr instrumentalisiert auf geschmacklose Weise Schicksale für Werbezwecke“. Dass eine staatliche Organisation das nötig habe, sei erschreckend, sagte Henning der Deutschen Presse-Agentur.

Aus Unternehmenskreisen hieß es am Donnerstag, Ford verhandle seit einiger Zeit mit der Bundeswehr, ob von den Stellenkürzungen betroffene Mitarbeiter bei der Truppe unterkommen könnten. Die Werbeaktion gefiel dem Autobauer aber nicht: „Wir haben versucht, diese Kampagne zu verhindern. Das Bundesverteidigungsministerium war hierzu in keiner Weise gesprächsbereit“, sagte Reiner Ludwig, Geschäftsführer für Personalwesen der Ford-Werke. Eine Sprecherin des Bundesverteidigungsministeriums bestätigte, dass es „vorher Gespräche und Hinweise auf unsere Aktion gegeben“ habe.

Die Sprecherin betonte, man wolle niemanden beleidigen: „Die Bundeswehr will Menschen, die von Stellenabbau betroffen sind, eine berufliche Perspektive in Uniform oder in unserem zivilen Bereich anbieten.“ Die Aktion sei für einen Tag in Köln und Wolfsburg gelaufen. Dort hätten vor dem VW-Werk Lieferwagen den Spruch „Einen Job fürs Volk wagen“ gezeigt.

Ein Sprecher des VW-Konzernbetriebsrates kritisierte die Aktion ebenfalls. „Werbung darf sicherlich frech sein, aber sie darf nicht zur Frechheit werden“, so der Sprecher. Volkswagen hatte kürzlich bekanntgegeben, in den nächsten fünf Jahren könnten 5000 bis 7000 Stellen wegfallen.

Zu den Kosten der Aktion sagte das Bundesverteidigungsministerium auf dpa-Anfrage, dass sie für die Lieferwagen im „niedrigen einstelligen Tausenderbereich“ gelegen hätten. Wieviel die Anzeigen in Zeitungen und Sozialen Medien kosteten, ließ das Ministerium zunächst offen.

Bei Ford in Köln und in Saarlouis sollen demnächst 5400 Stellen über Abfindungen und Frühverrentungen wegfallen. Insgesamt hat der Autohersteller in Deutschland - inklusive eines kleinen Forschungsstandorts in Aachen - 24 000 Mitarbeiter als Stammbelegschaft. Hinzu kommen noch Leiharbeiter, die ebenfalls von dem Sparkurs betroffen sein sollen.

(mja/dpa)
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