Neues Flugabwehrsystem Bundeswehr ersetzt Patriot durch Meads

Berlin/Washington · Die Bundeswehr hat sich für den Kauf des milliardenschweren Flugabwehrsystems Meads entschieden.

 Das Meads-Luftabwehrsystem im Einsatz.

Das Meads-Luftabwehrsystem im Einsatz.

Foto: dpa, htf

Wie die ARD am Montag berichtete, bekam ein Konsortium um den US-Konzern Lockheed Martin und das europäische Unternehmen MBDA den Zuschlag. An MBDA sind Airbus, die britische BAE Systems und Finmeccanica aus Italien beteiligt. Auch die Nachrichtenagentur Reuters erfuhr aus Regierungskreisen, dass die Firmen den Auftrag erhalten sollen.

Das neue System soll die Patriot-Batterien von Raytheon ersetzen. Der US-Konzern hatte mit einer modernisierten Variante geworben. Lockheed-Chefin Marillyn Hewson zeigte sich im Mai optimistisch, dass eine Bundeswehr-Entscheidung für Meads weitere Aufträge aus anderen Ländern nach sich ziehen könnte. Insgesamt sind mehr als vier Milliarden Dollar in die Entwicklung von Meads geflossen. Deutschland ist mit rund 1,2 Milliarden Euro daran beteiligt.

Derweil hat die Opposition die geplante Ausrüstung der Bundeswehr mit Meads scharf kritisiert. "Das Rüstungsabenteuer Meads droht zum nächsten Milliardengrab zu werden", sagte die Grünen-Verteidigungsexpertin Agnieszka Brugger der Deutschen Presse-Agentur. "Statt eine kluge Sicherheitspolitik zu verfolgen, arbeitet Ursula von der Leyen lieber die Wunschzettel der Rüstungsindustrie ab."

Der Linke-Verteidigungsexperte Alexander Neu forderte von der Leyen auf, zunächst ein Luftverteidigungskonzept vorzulegen. "Was soll Meads, wenn es ein solches Konzept noch nicht gibt?", sagte er der dpa. "Wir haben es mit einem System zu tun, dessen Leistungsmerkmale bislang nicht ausreichend vorhanden sind, und dessen Preis hoch ist."

Der Entschluss für eine neue Flugabwehr gilt als eine der wichtigsten rüstungspolitischen Entscheidungen dieser Legislaturperiode. Meads (Medium Extended Air Defense System) hat eine lange Vorgeschichte. An der Entwicklung waren die USA, Deutschland und Italien beteiligt. Der Bundestag brachte die deutsche Beteiligung bereits vor einem Jahrzehnt auf den Weg. Die USA entschieden später jedoch, das System nicht zu beschaffen. Die jetzige Entscheidung bestätigte auch der US-Senator Charles Schumer, in dessen Bundesstaat New York Lockheed einen wichtigen Standort hat. Er sei von der deutschen Botschaft in Washington informiert worden, sagte er der Zeitung "Post-Standard".

(REU)
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