Rauschgiftring zerschlagen Fahnder stellen Stoff für 2,3 Tonnen Crystal Meth sicher

Wiesbaden · Fahnder aus mehreren Bundesländern und Tschechien haben einen Rauschgiftring in Leipzig und Prag zerschlagen. Wie das Bundeskriminalamt (BKA) am Donnerstag in Wiesbaden mitteilte, wurde eine große Menge einer Chemikalie sichergestellt, mit der rund 2,3 Tonnen der Droge Crystal Meth mit einem geschätzten Straßenverkaufswert von 184 Millionen Euro hergestellt werden könnten.

"Erstmals ist es in Deutschland gelungen, eine solche große Menge sicherzustellen", sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke am Donnerstag in Wiesbaden. "Crystal macht schnell abhängig und ist extrem gefährlich", warnte er.

Die Ermittler durchsuchten am 5. und 8. November 19 Wohn- und Geschäftsobjekte in Leipzig und nahmen sieben Verdächtige fest. Dabei wurden auch Bargeld, Munition, gestohlene Ausweise und Dutzende Mobiltelefone sichergestellt. Sieben weitere mutmaßliche Mitglieder der Bande wurden am 8. November von tschechischen Ermittlern festgenommen. Dabei wurden auch Schusswaffen und Bargeld sichergestellt. Die Ermittlungen gingen weiter, sagte der Vizeleiter der tschechischen Nationalen Antidrogen-Zentrale (NPC), Peter Ko?í, in Wiesbaden. "Wir sind dabei, weitere Personen zu identifizieren."

Hauptbeschuldigter ist ein 32-jähriger Chemie- und Pharmahändler aus Leipzig. Dieser hatte dem BKA zufolge Chlorephedrin im europäischen Ausland produzieren und nach Deutschland liefern lassen. Gegenüber den Behörden täuschte der Händler die Vernichtung der Substanz vor, um sie dann illegal zur Rauschgiftproduktion weiterverkaufen zu können. Bei den anderen in Deutschland Festgenommenen handelt es sich um einen Aserbaidschaner (45), vier Armenier zwischen 22 und 47 Jahren und um eine Ukrainerin (24).

Laut BKA schmuggelte die Bande die Chemikalie in Mengen zwischen 10 und 20 Kilogramm nach Tschechien, wo in illegalen Laboren Crystal (Methamphetamin) daraus hergestellt wurde. Ein Teil des Rauschgifts wurde wieder nach Leipzig geliefert und dort an Zwischenhändler und Konsumenten verkauft. Der Handel mit Chlorephedrin ist den Angaben zufolge zwar grundsätzlich erlaubt, die Chemikalie wird aber legal nur zu Forschungs- und Versuchszwecken genutzt.

Im vergangenen Jahr seien in Deutschland insgesamt 80 Kilogramm Crystal sichergestellt worden, sagte Ziercke zur Bedeutung des neuen Fundes. Auch im laufenden Jahr seien die Fahnder bislang nur auf 50 Kilogramm Crystal gestoßen. Die Droge ist vor allem in Sachsen und Bayern verbreitet, von dort hat sich der Verkauf auch nach Thüringen, Hessen und Nordrhein-Westfalen ausgeweitet.

"Crystal Meth ist deshalb gefährlich, weil es schnell abhängig macht", sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), der Nachrichtenagentur dpa. "Es ist für die Konsumenten interessant, weil es gut verfügbar ist, und es ist auch eine Preisfrage, das heißt es ist vergleichsweise günstig.

Nach Worten von BKA-Chef Ziercke belegt der Fall die internationale Vernetzung des organisierten Rauschgifthandels und die Größe der kriminellen Gewinne, die dabei erzielt werden. Bislang seien Chemikalien für die illegale Rauschgiftproduktion in großen Mengen fast ausschließlich aus China bezogen worden, bei Crystal wurden auch ephedrinhaltige Medikamente aus Polen verwendet. Doch die Produktion des Grundstoffs in Europa im Auftrag eines Deutschen und der Schmuggel in die Tschechische Republik seien neu, sagte Ziercke.

An der Zerschlagung beteiligt waren das Bundeskriminalamt, die Staatsanwaltschaft Leipzig, das Landeskriminalamt Sachsen, die Polizeidirektion Leipzig, die Polizei in Thüringen, das Zollfahndungsamt Dresden und tschechische Behörden.

(dpa)
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