Verena Becker in Haft Buback-Sohn hofft auf neuen RAF-Prozess

Karlsruhe/Berlin (RPO). Zwei Tage nach der Verhaftung der ehemaligen RAF-Terroristin Verena Becker durch die Bundesanwaltschaft fordern Politiker die Offenlegung aller Ermittlungsakten über den Mord an Siegfried Buback aus dem Jahre 1977. Sohn Michael Buback wünscht sich indes einen neuen RAF-Prozess gegen Becker.

 Michael Buback regierte überrascht auf die Festnahme Verena Becker.

Michael Buback regierte überrascht auf die Festnahme Verena Becker.

Foto: dpa Pool, AP

Es war eines der spektakulärsten Attentate in der Geschichte der Bundesrepublik: RAF-Terroristen überfielen am 7. April 1977 den Generalstaatsanwalt Siegfried Buback, töteten ihn und seine beiden Begleiter.

Die Umstände des Anschlags wurden nie ganz aufgeklärt, doch jetzt könnte der Fall eine entscheidende Wendung nehmen. In der Hauptrolle: Verena Becker, die bereits am Donnerstag durch Beamte des Bundeskriminalamts festgenommen wurde.

Buback-Sohn wünscht sich Prozess

Der Sohn des ermordeten früheren Generalbundesanwalts reagierte mit Erstaunen auf die Festnamen: "Ich konnte es kaum glauben." Michael Buback weiter: "Ich hatte inzwischen die Hoffnung aufgegeben, dass diesem dringenden Tatverdacht nachgegangen wird." Es sei zu wünschen, dass es zu einer Anklage und zu einem Prozess komme.

Der 64-jährige Chemie-Professor sagte, seit mehr als zwei Jahren weise er darauf hin, dass Becker mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Ermordung seines Vaters beteiligt gewesen sei. Viele hätten es sich aber "einfach nicht vorstellen können, dass es Tatbeteiligte gibt, die für das schwere Verbrechen bislang weder angeklagt noch verurteilt worden sind".

Forderungen aus der Politik

FDP-Generalsekretär Dirk Niebel fordert indes das Innenministerium auf, sämtliche Akten über den Mord offenzulegen. Gerade angesichts der neuen Indizien sei dies "zwingend notwendig". Sonst setze man sich dem Vorwurf der Vertuschung aus. Bislang hält das Ministerium die Verfassungsschutz-Dokumente über das RAF-Attentat auf Buback unter Verschluss.

Auch Unions-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach drängt auf eine umfassende Aufklärung. "Die Vermutung des Buback-Sohnes Michael, dass der Verfassungsschutz jemanden deckt, der vielleicht an einem Mord beteiligt war, beinhaltet einen massiven Vorwurf", sagte er, "ich hoffe nicht, dass der sich eines Tages bestätigt." Buback habe aber einen Anspruch darauf, "dass das Tatgeschehen rückhaltlos aufgeklärt wird".

Nach Ansicht des früheren Präsidenten des Bundeskriminalamtes, Hans-Ludwig Zachert, sollte für Becker "die Kronzeugen-Regelung angewendet werden". Wenn es gelänge, Becker durch einen Straf-Rabatt zum Reden zu bringen, könnte sie zur Aufklärung mehrerer RAF-Verbrechen beitragen, sagte Zachert, der von 1990 bis 1996 BKA-Präsident war.

Verriet sich Becker selbst?

Becker hatte sich offenbar versehentlich selbst ins Visier der Fahnder gebracht. Am RAF-Bekennerschreiben zum Buback-Attentat hatten Forensiker DNA-Spuren Beckers gefunden. Parallel dazu hatten die Behörden Beckers Telefon abgehört. In den Gesprächen offenbarte sie gegenüber Bekannten, dass sie die Ereignisse von damals belasteten und sie einige Dinge aufschreiben wolle.

Laut "Spiegel"-Bericht waren die Notizen für die Bundesanwaltschaft zusammen mit anderen Indizien nun Anlass für den Haftbefehl. Die Bundesanwälte werfen ihr vor, an dem Mord beteiligt gewesen zu sein, nicht aber, die tödlichen Schüsse abgegeben zu haben.

Die Beamten ließen Becker etwas Zeit und schlugen am 20. August zu. Ihre Wohnung wurde durchsucht und Unterlagen sichergestellt. Deren Inhalt begründet zusammen mit weiteren Beweismitteln den dringenden Tatverdacht gegen Becker, sagt die Staatsanwaltschaft.

Am Donnerstag dann die Wende. Zunächst berichtete die "Bild"-Zeitung, ein Reporter habe bei Becker geklingelt und sie gefragt, ob sie Buback erschossen habe. Becker habe geantwortet: "Nein, das wissen Sie doch. Die Sache ist für mich erledigt." Schließlich kamen BKA-Beamte und nahmen sie fest.

(DDP/ndi)
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