Missbrauchsvorwürfe in katholischer Kirche Bistum Erfurt stellt Strafanzeige gegen Priester

Erfurt (RPO). Das Bistum Erfurt hat bei der Staatsawaltschaft Mühlhausen gegen einen Priester Strafanzeige wegen sexueller Nötigung von vier Minderjährigen gestellt. Wie ein Bistumssprecher am Freitag in Erfurt mitteilte, sollen sich die Taten zwischen 1980 bis 1996 zugetragen haben, als der Mann als Seelsorger arbeitete. Er habe die Vorwürfe im Rahmen kirchlicher Befragungen eingeräumt.

Wie entdeckt man, ob ein Kind missbraucht wird?
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Foto: AP

Weitere Einzelheiten nannte der Sprecher nicht. Bis zum Abschluss der Untersuchungen durch Staatsanwaltschaft und Kirche bleibt der Priester, der zuletzt als Hausgeistlicher in einem Seniorenheim in der Diözese Würzburg tätig war, von allen seelsorglichen Aufgaben entbunden.

Zugleich räumte das Bistum Erfurt Versäumnisse bei der Informationspolitik ein. Der beschuldigte Priester war den Angaben zufolge in der Zeit vom Januar 2004 bis August 2006 als Gefängnisseelsorger in der thüringischen Jugendstrafanstalt Ichtershausen und der Justizvollzugsanstalt Tonna tätig.

Thüringer Justizministerium wurde nicht informiert

Obwohl dem Bistum damals der Vorwurf der sexueller Nötigung bekannt gewesen sei, habe es den Geistlichen als Gefängnisseelsorger eingesetzt, ohne das Thüringer Justizministerium zu informieren. "Für diese falsche Entscheidung übernimmt das Bistum Erfurt die Verantwortung", hieß es in der Mitteilung des Bistums.

Der Priester war im August 2006 aufgrund von Verstößen gegen die Anstaltsordnung vom Dienst als Seelsorger im Strafvollzug entbunden worden und in die Diözese Würzburg gewechselt. Mit dem Justizministerium sei vereinbart worden, zukünftig vor jeder Neuberufung eines Seelsorgers für den Strafvollzug sich nicht nur auf das polizeiliche Führungszeugnis zu beschränken, erklärte das Bistum Erfurt. Vielmehr solle "sorgfältiger unter Auswertung aller Informationen" geprüft werden, was einem Einsatz entgegen stehen könnte.

Vorwürfe nun auch in Dänemark

Derweil hat auch die katholische Kirche in Dänemark mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs in ihren Einrichtungen zu kämpfen. Wie die Tageszeitung "Berlingske Tidende" (Freitag) berichtete, soll ein noch im Amt befindlicher katholischer Priester auf der Insel Seeland einen Messdiener mehrfach missbraucht haben.

Der Pressesprecher des Bistums Kopenhagen, Niels Messerschmidt, bestätigte von den anonymen Anschuldigungen Kenntnis erhalten zu haben. Bischof Czeslaw Kozon stehe mit dem betreffenden Priester im Gespräch.

Wie Messerschmidt weiter mitteilte, habe Kozon nach Beginn des europaweiten Missbrauchsskandals die Gläubigen aufgerufen, sich bei ihm zu melden, falls sie Erfahrungen mit sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche gemacht hätten. Daraufhin seien bislang zwölf Hinweise beim Bistum Kopenhagen eingegangen.

Alle Informationen wurden der Polizei weitergeleitet. Außerdem überprüfe das dänische Sozial- und Justizministerium gegenwärtig die kirchlichen Richtlinien zum Umgang mit sexuellem Missbrauch.

(AFP/KNA/nbe)
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