Datenklau bei der Landesbank Berlin Bislang laut Polizei keine Geschädigten in Kreditkartenaffäre

Frankfurt/Main (RPO). Nach dem Diebstahl zehntausender Kreditkartendaten haben sich bislang keine Geschädigten bei der Polizei gemeldet. Es sei zwar nicht völlig auszuschließen, dass es zu Missbrauchsfällen gekommen sei, zunächst könne man aber Entwarnung geben, erklärte Polizeisprecher Karlheinz Wagner am Montag. Die Frankfurter Rundschau hingegen meldete zahlreiche Briefe von Betroffenen an ihre Redaktion.

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Foto: ddp

Die Ermittlungen konzentrierten sich derzeit darauf, wie das Paket mit den Daten zur "Frankfurter Rundschau" gelangt sei. Dazu arbeite man intensiv mit allen Beteiligten zusammen.

Die Kundendaten der Landesbank Berlin (LBB) wurden bereits am Freitag an die Redaktion der Zeitung geschickt. Der Karton sollte laut LBB von der Frankfurter Filiale der Servicefirma Atos Wordline per Kurier nach Berlin gesendet werden, wo er nie ankam. Das Unternehmen archiviert für die Bank Zahlungsvorgänge. Bei Atos hieß es am Montag, man arbeite intensiv mit den Ermittlern zusammen und könne wegen der laufenden Ermittlungen keinerlei weitere Aussagen machen. Bei der LBB war zunächst niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Geschädigte melden sich bei Zeitung

Die "Frankfurter Rundschau" berichtet, dass bei dem Blatt Schreiben von Kunden aus ganz Deutschland eingegangen. Darin beklagen die Absender, dass Unbekannte Beträge von bis zu 5000 Euro abgebucht hätten. Ob die Missbrauchsfälle etwas mit dem Daten-Paket der Berliner Landesbank LBB zu tun haben, das dem Blatt am Freitag zugespielt wurde, ist unklar.

Die Folien, sogenannte Mikrofiches, enthalten dem Blatt zufolge Namen, Adressen, Kreditkarten- und Kontonummern und Bezahlvorgänge. Die Daten stammen demnach aus dem Jahr 2008. Viele Auflistungen bildeten die Einkäufe von Kunden im August ab. Betroffen sind laut "FR" Kreditkarten der LBB selbst sowie Karten, die über andere Unternehmen ausgestellt wurden. Auch Auslandsbuchungen, Rücküberweisungen und komplette Zahlungsabwicklungen zwischen Firmen und Banken sind demnach nachvollziehbar.

Polizeisprecher Wagner erklärte, ersten Abgleichen zufolge sei das Paket, das bei der "Rundschau" angekommen ist, vollständig. Es habe auch unzustellbare Briefe mit PIN-Nummern enthalten, doch diese seien alle unversehrt. Über die Motivation für den Datenklau habe man noch keinerlei Erkenntnisse.

Rufe nach härteren Bandagen im Kampf gegen Datenmissbrauch

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries forderte in der "Berliner Zeitung" eine lückenlose Aufklärung. Dieser neuerliche Vorfall zeige, "dass uns das Thema Datenschutz weiter intensiv beschäftigen wird", betonte die SPD-Politikerin. Kritik äußerte sie an den Kontrollen der Länder beim Datenschutz. Die Länder müssten ihre Datenschutzbehörden personell besser ausstatten, damit sie ihren Aufgaben auch gerecht werden könnten. Auch müssten die Kompetenzen der Datenschutzaufsichtsbehörden erweitert werden.

"Der Umgang mit Daten in Privatfirmen muss viel stärker kontrolliert werden als bisher", sagte SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse". Der Gesetzentwurf von Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) für einen verbesserten Schutz von Kundendaten könne "nur ein erster Schritt sein. Eine Möglichkeit wäre es, "den Unternehmen vorzuschreiben, dass sie ihre Kundendaten selbst verwalten müssen und nicht mehr an externe Dienstleister weitergeben dürfen", sagte er.

Sein Kollege Sebastian Edathy brachte eine Pflicht zur Verschlüsselung solcher Daten ins Spiel. Es stelle sich grundsätzlich die Frage, ob der jüngste Kabinettsbeschluss zum Datenschutz im parlamentarischen Verfahren um die Bestimmung erweitert werden muss, dass Kundendaten grundsätzlich verschlüsselt werden", sagte er der "Thüringer Allgemeinen".

(AP)
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