Papst-Entscheidung Bischöfe kritisieren Holocaust-Leugner

Düsseldorf (RP). Die Kritik an der Entscheidung von Papst Benedikt XVI., vier Bischöfe der erzkonservativen Priesterbruderschaft St. Pius X. zu rehabilitieren, nimmt in Deutschland weiter zu. Die Empörung entzündet sich dabei besonders an der Person des britischen "Traditionalistenbischof" Richard Williamson (68), der den Holocaust leugnet.

In einem Interview mit dem staatlichen schwedischen Fernsehen hatte Williamson erklärt, dass in den Konzentrationslagern der Nazis nicht sechs Millionen Juden umgekommen seien, sondern 200.000 bis 300.000 — und niemand von ihnen in Gaskammern.

Da dieses Interview im Priesterseminar der Bruderschaft Pius X. in Zaitzkofen bei Regensburg aufgezeichnet wurde, ermittelt nun die Staatsanwalt Regensburg gegen Williamson wegen Volksverhetzung. Das Leugnen des Holocaust steht in Deutschland unter Strafe.

Unterdessen reagierte Hans Joachim Meyer, Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, mit Entsetzen auf die "skandalöse Leugnung der Verbrechen am jüdischen Volk" durch Williamson. Nach Ansicht Meyers besteht zwischen "der fortdauernden Ablehnung der Ergebnisse des II. Vatikanischen Konzils durch die Traditionalisten und ihrer tief reaktionären und freiheitsfeindlichen Haltung ein enger Zusammenhang".

Auch die deutsche Bischofskonferenz distanzierte sich gestern von Williamson. Die Leugnung des Massenmordes an den Juden sei "inakzeptabel" und mit der katholischen Lehre unvereinbar, erklärte Matthias Kopp, Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, gegenüber unserer Zeitung. Er erinnerte unter anderem an den Vertrag zwischen Israel und dem Vatikan aus dem Jahre 1993, in dem gefordert wird, jede Form von Antisemitismus zu bekämpfen. Nach den Worten von Aachens Bischof Heinrich Mussinghoff gebe es "die dringende Bitte", die vier jetzt rehabilitierten Bischöfe auf das II. Vatikanische Konzil zu verpflichten.

Auch der Vatikan distanzierte sich von den Aussagen Bischof Williamsons: Kein Katholik, so schrieb gestern die offizielle Vatikan-Zeitung "Osservatore Romano", dürfe die Verurteilung des Antisemitismus in Frage stellen.

(RP)
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