Aktuelle Studie Bildung: Doch mehr Aufsteiger als gedacht

Köln · Gleiche Bildungschancen für alle – dieses Ziel hat sich die Politik schon lange gestellt. Doch Studien zeigen immer wieder, wie schwierig dies in der Realität umzusetzen ist. Eine Studie des arbeitgebernahen Instituts für deutsche Wirtschaft (IW) in Köln zeigt nun allerdings, dass es in Deutschland doch mehr Aufsteiger gibt, als bisher vermutet wurde.

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Foto: dpa, Angelika Warmuth

Gleiche Bildungschancen für alle — dieses Ziel hat sich die Politik schon lange gestellt. Doch Studien zeigen immer wieder, wie schwierig dies in der Realität umzusetzen ist. Eine Studie des arbeitgebernahen Instituts für deutsche Wirtschaft (IW) in Köln zeigt nun allerdings, dass es in Deutschland doch mehr Aufsteiger gibt, als bisher vermutet wurde.

Laut der Studie, aus der das "Handelsblatt" und die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zitieren, hat knapp ein Drittel der 35- bis 44-Jährigen einen höheren Abschluss als ihr Vater. Einen niedrigeren Abschluss hat demnach nur knapp ein Fünftel. Noch besser sähen die Zahlen aus, wenn man die Daten der Mütter zugrunde lege. Nach diesen hätten 40 Prozent einen höheren Abschluss, nur jeder elfte sei ein Bildungsabsteiger.

Die Studie steht damit im Gegensatz zu vielen anderen Studien, die in den vergangenen Monaten oder auch Jahren aufgelegt wurden. Denn immer wieder wird in Deutschland betont, wie schwierig es ist, als Kind von Nichtakademiker-Eltern aufzusteigen. So hatte etwa die Bertelsmann-Stiftung im Oktober berichtet, dass junge Menschen, die die Schule wechseln, eher von der höheren Schulform auf die niedrigere wechseln als umgekehrt.

Die OECD sah dies anders

Auch das "Handelsblatt" berichtet von einer OECD-Studie, nach der die junge Generation in Deutschland sogar etwas schlechter ausgebildet sei als ihre Eltern. Laut dem IW-Experten Wido Geis liege dies vor allem daran, dass die OECD die Gruppe der 25- bis 34-Jährigen untersucht habe. Da bei diesen die Bildungswege aber noch länger gewesen seien, wirke sich dies negativ auf die Bilanz der Bundesrepublik aus. Da nun aber Gymnasium und Studium verkürzt seien, dürfte sich nach Angaben von Geis diese Effekte auf Dauer abmildern.

So besuchten laut der IW-Studie im Jahr 2009 insgesamt 22 Prozent aller 17-Jährigen, deren Vater keinen Beruf erlernt hat, ein Gymnasium, im Jahr 2000 waren es lediglich 17 Prozent. Auch stieg der Anteil der Gymnasiasten, deren Eltern maximal eine Lehre gemacht hätten. Insgesamt, so zitiert das "Handelsblatt" die IW-Experten Mita Fischer und Wido Geis, hätten gerade "junge Menschen aus 'bildungsfernen' Familien stark von der Bildungsexpansion profitiert.

Probleme bei Kindern von Alleinerziehenden

Doch auch die Studie des IW zeigt trotz aller positiven Zahlen, dass es tatsächlich noch immer schwierig ist für Nichtakademiker-Kinder, in Deutschland aufzusteigen. So schreibt die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" mit Bezug auf die Studie, dass die Vorbildfunktion der Eltern noch immer ein wesentlicher Faktor sei in Bezug auf die Bildungschancen. Demnach besuchen Kinder, deren Eltern von Sozialleistungen leben, bei gleichen Einkommensverhältnissen wesentlich seltener ein Gymnasium als junge Menschen, deren Eltern ein Einkommen beziehen.

Auch zeigt die Studie noch einen weiteren Wermutstropfen. Demnach funktioniere der Aufstieg in Bezug auf die Bildung noch nicht bei Kindern von Alleinerziehenden und Familien mit vielen Kindern. Vermutlich litten die Kinder darunter, dass die Mütter sie nur wenig unterstützen könnten (bei Alleinerziehenden) oder sie (bei Großfamilien) nur wenig Ruhe hätten zu Lernen. Das IW, so das "Handelsblatt" fordere daher, dass hier Ganztagsschulen Abhilfe schaffen müssten.

Für die Politik dürfte die Studie ein gutes Zeichen seien, denn wurden sie doch für die Verkürzung des Abiturs und der Umstellung von Magister und Diplom auf Bachelor- und Masterstudiengänge massiv kritisiert. Nun aber gibt es positive Zahlen des arbeitsgebernahen Instituts. Allerdings warnen die Arbeitgeber auch immer wieder vor einem zunehmenden Fachkräftemangel. Diesen zu bekämpfen, das ist auch in Berlin schon lange angekommen, gilt es entgegenzuwirken — auch durch Nutzung des eigenen Potenzials im Lande.

(das)
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