Anteil im Osten am geringsten Jeder Vierte in Deutschland hat Migrationshintergrund

Wiesbaden · In Deutschland leben mehr Menschen mit Migrationshintergrund. In manchen Bundesländern liegt ihr Anteil bei mehr als 30 Prozent, im Osten sind es zum Teil weniger als 10 Prozent.

 Menschen laufen durch eine Fußgängerzone.

Menschen laufen durch eine Fußgängerzone.

Foto: dpa/Franziska Kraufmann

Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland ist in den vergangenen Jahren deutlich gestiegen. Während 2009 etwa 19 Prozent der Bevölkerung ausländische Wurzeln hatten, waren es im Jahr 2019 rund 26 Prozent, wie das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) am Dienstag in Wiesbaden mitteilte. Somit hat mehr als jeder vierte Bewohner der Bundesrepublik ausländische Wurzeln. Gründe für den Anstieg seien vor allem Zuzüge von Arbeitskräften aus dem europäischen Ausland und die Zuwanderung aus Krisenregionen.

Innerhalb Deutschlands zeigen sich laut BiB regional starke Unterschiede. So lebten vor allem in großen Städten, Ballungsgebieten und wirtschaftlich starken Regionen mit international tätigen Unternehmen Menschen mit ausländischen Wurzeln. Bremen führt die Liste der Bundesländer an: Dort haben demnach 36,5 Prozent der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. Es folgen Hessen, Hamburg, Baden-Württemberg und Berlin mit jeweils um die 33 Prozent. Die niedrigsten Werte haben Brandenburg, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit jeweils um die acht Prozent.

BiB-Soziologe Nils Witte erklärte: „Die Anziehungskraft großer Städte und Ballungsräume war und ist für Neuankömmlinge besonders stark.“ Ein weiterer Punkt sei der Zuzug von sogenannten Gastarbeitern und deren Familien ab den 1950er Jahren in manchen Regionen. In der ehemaligen DDR hingegen hätten relativ wenige Menschen ohne deutschen Pass gelebt. Erst in den vergangenen zehn Jahren seien stärker Menschen aus dem Ausland nach Ostdeutschland zugewandert, so Witte.

Migrationshintergrund haben laut Definition Personen, die entweder selbst ohne deutsche Staatsangehörigkeit geboren sind oder mindestens ein Elternteil haben, das ohne deutsche Staatsangehörigkeit geboren ist.

Unterdessen teilte das Statistische Bundesamt mit, dass die Nettozuwanderung nach Deutschland im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen ist. 2020 sind rund 220.000 Personen mehr nach Deutschland zu- als fortgezogen; 2019 hatte es noch 327.000 mehr Zu- als Fortzüge gegeben. Auch wanderten insgesamt im vergangenen Jahr weniger Menschen nach Deutschland ein oder aus. Die Zahl der Zuzüge sank von etwa 1,5 Millionen im Jahr 2019 auf 1,1 Millionen 2020, die Zahl der Fortzüge sank von 1,2 Millionen auf 966.000. Die meisten Zu- und Fortgezogenen waren Menschen mit nicht-deutscher Staatsbürgerschaft.

Die Statistiker begründeten den Rückgang an Wanderungen mit Einschränkungen in der Corona-Pandemie. Der starke Rückgang falle überwiegend in die Zeit von März bis Dezember. Deutsche Staatsbürger wanderten demnach am liebsten in die Schweiz aus, gefolgt von Österreich und den USA. Die nach Deutschland Zugewanderten kamen am häufigsten aus anderen europäischen Staaten.

Innerhalb Deutschlands wanderten rund eine Million Menschen über Bundeslandgrenzen, das waren etwa sechs Prozent weniger als 2019. Brandenburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern gewannen Einwohner dazu, während Berlin und Baden-Württemberg Einwohner an andere Bundesländer verloren.

(c-st/kna)
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