„Es tut mir unendlich leid“ Beschuldigter zeigt nach tödlicher Gleisattacke in Frankfurt Reue

Frankfurt · Die Tat des Mannes aus Eritrea, der im vergangenen Jahr einen Jungen und dessen Mutter vor einen ICE gestoßen hatte, sorgte bundesweit für Entsetzen. Jetzt steht der Beschuldigte vor Gericht.

 Ein Justizbeamter führt den Beschuldigten in den Gerichtssaal.

Ein Justizbeamter führt den Beschuldigten in den Gerichtssaal.

Foto: dpa/Arne Dedert

Im Prozess um die tödliche Gleisattacke am Frankfurter Hauptbahnhof hat sich der Beschuldigte zu der Tat geäußert. „Es tut mir unendlich leid, ganz besonders für die Familie“, hieß es in einer Erklärung, die der Anwalt des Mannes zum Prozessbeginn am Mittwoch abgab. Der 41-Jährige soll einen Jungen und seine Mutter Ende Juli vergangenen Jahres vor einen einfahrenden ICE gestoßen haben. Der Achtjährige kam ums Leben, die Mutter konnte sich in letzter Minute retten. Die Tat sorgte bundesweit für Entsetzen. (Az.: 5/22 Ks 16/19)

Im Prozess las ein psychiatrischer Sachverständiger aus Gesprächsprotokollen vor. Demnach sagte der aus Eritrea stammende Mann, er könne sich an die Tat nicht erinnern. Falls die Vorwürfe zuträfen, handele es sich um den größten Fehler seines Lebens. Frauen und Kinder müsse man beschützen.

Die Staatsanwaltschaft hat den Mann nicht angeklagt, sondern beantragt in einem sogenannten Sicherungsverfahren seine dauerhafte Unterbringung in der Psychiatrie, da eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit bestehe, dass er weitere Taten begehe.

Die Familie des Jungen aus dem Hochtaunuskreis tritt in dem Verfahren als Nebenkläger auf. Ebenso wie eine heute 79-Jährige, die der Mann gestoßen haben soll. Sie stürzte auf den Bahnsteig. Er floh, doch Passanten verfolgten ihn und er konnte außerhalb des Bahnhofs festgenommen werden. Später wurde der Mann in einem psychiatrischen Krankenhaus untergebracht.

Der Eritreer soll 2006 als Flüchtling in die Schweiz gekommen sein. Dort lebte er mit Ausnahme eines kleinen Verkehrsdelikts unauffällig, galt als zuverlässig und fleißig. Im Juli 2019 kam es dann zum Ausbruch häuslicher Gewalt. Er schloss seine Frau und seine drei Kinder in der Wohnung ein, bedrohte eine Nachbarin mit einem Messer - und machte sich davon. In der Schweiz wurde der Mann national zur Fahndung ausgeschrieben. Er selbst erklärte nach der Gleisattacke, dass er wenige Tage zuvor von Basel mit dem Zug nach Frankfurt gekommen sei.

Der Tat folgte in Deutschland eine Debatte über die Sicherheit an Bahnsteigen - auch, weil nur wenige Tage zuvor eine Frau in Nordrhein-Westfalen vor einen Zug gestoßen und tödlich verletzt worden war. Bundesregierung, Bahn und Bundespolizei richteten eine gemeinsame Arbeitsgruppe ein, um für mehr Sicherheit zu sorgen.

(dpa/cpas)
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