Parmakängurus, Zwergantilopen und Brillenpinguine Füchse töten immer mehr Tiere im Berliner Zoo

Berlin · Im Berliner Zoo treiben Füchse ihr Unwesen. Sie kommen in der Nacht, schleichen sich in die Gehege und reißen seltene Tiere, die keine Möglichkeit haben zu fliehen. In den vergangenen Wochen fielen den Füchsen rund 40 Tiere zum Opfer - so viel wie noch nie.

 Im Berliner Zoo treiben Füchse ihr Unwesen (Symbolbild).

Im Berliner Zoo treiben Füchse ihr Unwesen (Symbolbild).

Foto: afp, CARL DE SOUZA

Seit zehn Jahren kommen die Füchse in den Berliner Zoo im Stadtteil Tiergarten, um sich Futter zu holen, berichtet Zoo-Sprecherin Claudia Bienek. Zur Beute wurden unter anderem so wertvolle Tiere wie Parmakängurus, Zwergantilopen und Brillenpinguine aus Südafrika. Neben den Exoten fallen ihnen auch heimische Enten zum Opfer.

Die Zahl der getöteten Tiere sei in der jüngsten Zeit auffällig hoch, zumal Parmakängurus nicht eben kleine Tiere seien, sagt die Zoo-Sprecherin. "In den vergangenen Wochen haben sie rund 40 Tiere gerissen", sagt Bienek, "das ist so viel wie noch nie." Die Gründe sind unklar.

In den Medien wurde über eine Vergrößerung des Fuchsbestands in der Nähe des Zoos spekuliert. Das kann der Wildtier-Experte der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Derk Ehlert, nicht bestätigen. "Im Zoo Berlin gibt es seit Jahren ein einzelnes Fuchsrevier", sagt er, ein zweites liege in der Nähe. Es sei unwahrscheinlich, dass sich auf dem Gelände des Zoos mehrere Reviere angesiedelt hätten. Zu einem Fuchsrevier gehörten bis zu fünf Tieren.

Ehlert kümmert sich um die Wildtiere in der Hauptstadt, denn außer Füchsen gibt es unter anderem auch zahlreiche Wildschweine, die zwischen den Häuserzeilen nach Nahrung suchen. "Berlin bietet den Tieren gigantische Futtermengen", sagt er. Mülltonnen und offene Mülleimer offerierten Mahlzeiten ohne jeden Aufwand.

"Sicherheitslücke" im Zoo

Den Fuchsbestand schätzt er auf rund 1600 Exemplare in der Stadt. Er habe sich in den letzten Jahren nicht vergrößert. Und dass Füchse im Zoo Beute holen, sei nichts Neues. "Sie haben schon immer Einzeltiere geholt", sagt er, denn Füchse seien "Opportunisten". "Sie gehen dahin, wo es leichte Beute gibt und unterscheiden nicht zwischen geschützten und nicht geschützten Tieren."

Ehlert sieht den Grund für die Zunahme eher in einer "Sicherheitslücke" im Zoo. Beschädigte Drahtzäune oder defekte Gitter könnten eine Ursache für die verstärkten nächtlichen Beutezüge der Füchse sein.

Auch der Zoo sieht eine bessere Sicherung seiner Tiere als bestes Mittel gegen die Füchse. "Wir verstärken Elektrodraht und Wassergräben", berichtet Bienek. Kleinere Tiere würden abends nicht mehr in die Gehege gelassen. Vor allem würden die menschlichen Bewohner des Zoos aufgefordert, die Augen offen zu halten. Rund zwei Dutzend Pfleger, Biologen, Tierärzte und Kuratoren leben ständig auf dem Gelände des Zoos. Sie sollen versuchen, den Füchsen auf die Schliche zu kommen.

Ein Abschuss der Tiere kommt nicht in Betracht. Im Zoo Berlin ist das Jagen von Füchsen nicht erlaubt. Im Tierpark in Berlin-Friedrichsfelde, der ebenfalls ein Fuchs-Problem hat, gibt es zwar eine Ausnahmegenehmigung, aber eine langfristige Lösung ist das nicht. "Wann immer man Füchse schießt, kommen sofort andere nach", sagt Ehlert.

(AFP)
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