Maserati als Dienstwagen Berliner Treberhilfe-Chef soll zurücktreten

Berlin (RPO). Der umstrittene Chef der Berliner Treberhilfe, Harald Ehlert, soll nach dem Willen zweier Aufsichtsratsmitglieder als Geschäftsführer zurücktreten. "Wir appellieren an Herrn Ehlert, sich komplett aus der Treberhilfe zurückzuziehen", sagte der Vorstand des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, Thomas Dane, am Mittwoch.

 Treberhilfe-Chef Harald Ehlert.

Treberhilfe-Chef Harald Ehlert.

Foto: ddp

Ehlert war bundesweit in die Schlagzeilen geraten, weil er als Chef der gemeinnützigen Einrichtung einen 114.000 Euro teuren Maserati als Dienstwagen fuhr. Mittlerweile lässt er sein Amt ruhen.

Das Zwischenergebnis eines externen Prüfberichtes habe ergeben, dass mehrere Sachverhalte, die die Gemeinnützigkeit der Treberhilfe berührten, nicht nachvollziehbar seien, sagte Dane. Einzelheiten wollte er nicht nennen, da ein von Ehlert eingesetzter Anwalt mit juristischen Schritten gedroht habe.

Ehlert und der Vorstand der Treberhilfe gefährdeten durch ihr Handeln und ihre Haltung "kaltblütig" die Arbeit der gemeinnützigen Sozialorganisation, kritisierte das Aufsichtsratsmitglied. Auch sei er nicht mehr tragbar, da das Vertrauensverhältnis "nachhaltig gestört" sei. Der Forderung nach einem Rückzug Ehlerts schloss sich auch die frühere Berliner Sozialsenatorin Heidi Knake-Werner (Linke) an, die wie Dane ebenfalls dem Aufsichtsrat angehört.

Knake-Werner sagte, Transparenz müsse jetzt ein "Gebot der Stunde" sein. Der erst vor zwei Wochen gegründete Aufsichtsrat der Treberhilfe ist über den Verbleib Ehlerts allerdings uneins. Während Dane und Knake-Werner die Absetzung Ehlerts fordern, halten zwei weitere Aufsichtsratsmitglieder, die zugleich dem Vorstand der Treberhilfe angehören, an dem Geschäftsführer fest.

Aufträge vom Land in Gefahr

Zur Abberufung Ehlerts ist laut Dane allein der Vorstand berechtigt. Wenn Ehlert nicht zurücktritt, wird die Treberhilfe nach Einschätzung des Diakonie-Chefs auf Dauer keine Aufträge mehr vom Land Berlin erhalten. "Zwingliche Folge wäre die Insolvenz der Treberhilfe", sagte Dane. Die derzeit insgesamt 280 Sozialarbeiter der Treberhilfe setzen sich unter anderem für Jugendliche und Obdachlose in Berlin ein.

"Noch ist keine Transparenz hergestellt", sagte Dane. Es bedürfe weiterer Prüfungen bezüglich des steuerlichen Status der Treberhilfe und möglicher Pflichtverletzungen. Die anderen beiden Aufsichtsratsmitglieder hätten Dane und Knake-Werner hingegen aufgefordert, den Prüfbericht zurückzuziehen und anderweitig zu vergeben. Der Diakoniechef rechnet nun damit, dass der Aufsichtsrat wegen der unterschiedlichen Auffassungen abberufen wird. Die frühere Berliner Sozialsenatorin fügte hinzu, es scheine nicht zu gelingen, eine "einvernehmliche Lösung" zu finden.

Neben der Nutzung des Maseratis und anderer hochwertiger Dienstwagen wurde Ehlert auch wegen angeblich widriger Arbeitsbedingungen kritisiert. So warf die Berliner CDU der Treberhilfe vor, Mitarbeiter nur die Hälfte ihres Lohns gezahlt zu haben. Auch ein Betriebsrat sei bewusst abgeschafft worden.

Als Konsequenz aus der sogenannten Maserati-Affäre will die Berliner Sozialsenatorin Carola Bluhm (Linke) in Zukunft Sozialeinrichtungen zu bestimmten Verhaltensregeln verpflichten. Der Maserati wurde auf Drängen der Diakonie mittlerweile verkauft.

Die Affäre war öffentlich geworden, nachdem der seit dem Jahr 2007 auf die Treberhilfe zugelassene Luxuswagen in Mecklenburg-Vorpommern geblitzt worden war. Da die Hilfsorganisation den Fahrer nicht nennen wollte, sollte sie ein Fahrtenbuch führen. Dagegen hatte Ehlert zunächst geklagt.

(DDP/felt)
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