Rocker-Clan unter Druck Berliner Hells Angels klagen gegen Clubverbot

Berlin · Der Ende Mai aufgelöste Berliner Rockerclub der Hells Angels wehrt sich gegen das vom Innensenat verhängte Clubverbot. Die Gruppe habe beim zuständigen Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg Klage gegen die Verfügung erhoben, bestätigte die Behörde am Freitag.

Dort reagierte man indes gelassen. "Der Ausgang bleibt abzuwarten", sagte der Sprecher der Innenverwaltung, Stefan Sukale. Das Klageverfahren werde einige Zeit in Anspruch nehmen. Ferner seien Anträge gestellt auf Herausgabe von Gegenständen, die bei der Durchsetzung des Verbots beschlagnahmt worden waren. Dabei geht es unter anderem um ein Motorrad und Einrichtungsgegenstände eines Nebenraums des Clubhauses. "Die Prüfung auf Herausgabe ist hier noch nicht abgeschlossen", hieß es.

Bevor die Hells Angels MC Berlin City verboten werden konnten, hatte sich der Club selbst aufgelöst. Die Polizei geht davon aus, dass der Plan von einem Verräter in den eigenen Reihen weitergegeben worden war. Daraufhin hatte die Behörde die Durchsetzung der Verbotsverfügung vorziehen müssen. Diese hatte Berlins Innensenator Frank Henkel (CDU) bereits rund eine Woche zuvor genehmigt.

Nach bundesweiten Razzien und einem diskutierten Verbot von Rockergruppen hatten die Hells Angels kürzlich auch ihren deutschlandweit tonangebenden Ortsclub in Hannover aufgelöst. Für die Behörden ist die Gefahr der Rockerkriminalität deswegen aber noch nicht gebannt. Möglicherweise steckt hinter der Auflösung nur ein taktisches Manöver. Der Nachrichtenagentur dapd bestätigte der Sprecher der Hells Angels, dass es Überlegungen zu einem Zusammenschluss aller bisherigen Charter in Deutschland gebe. Die Polizei will die Personen nun weiterhin verstärkt im Blick haben.

"Schlagkräftiger" Verein geplant

Es sei seine Hoffnung, dass sich alle Charter in Deutschland zu einem "schlagkräftigen" Verein zusammenschließen, sagte der in Rockerkreisen "Django" genannte Pressesprecher der Hells Angels, Rudolf Triller, der Nachrichtenagentur dapd. Nur so könne man sich gegen die "Polizeistaatsmethoden" und die "flächendeckende Volksverhetzung" wehren, fügte er hinzu.

Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) hält eine Neustrukturierung durchaus für denkbar. Die Hannoveraner Hells Angels könnten künftig in anderer Form ihre Geschäfte fortführen, sagte der BDK-Vorsitzende Bernd Carstensen im dapd-Interview. "Das Agieren aus dem Ausland ist eine mögliche Variante."

Auch die Polizei Hannover schließt die Gründung einer Nachfolgeorganisation nicht aus, wie Polizeipräsident Axel Brockmann am Donnerstag in Hannover sagte. Das Landeskriminalamt will genau prüfen, ob die angekündigte Auflösung nur ein "Lippenbekenntnis" ist. Niedersachsens Innenminister Uwe Schünemann (CDU) kündigte an, dass die Behörden aufmerksam die Handlungen dieser Personen im Blick haben werde. "Hier in Niedersachsen wird es auch in der Zukunft keine rechtsfreien Räume geben", sagte er.

Die Vorsitzenden der beiden Polizeigewerkschaften, Bernhard Witthaut und Rainer Wendt, mahnten nach der Auflösung zur Vorsicht. "Es steht zu befürchten, dass manche ehemalige Mitglieder in den Untergrund gehen, um dort neue Strukturen aufzubauen", sagte Wendt. Die Polizei müsse den Rockern weiter "auf den Füßen stehen und den Fahndungsdruck weiter hoch halten", ergänzte Witthaut.

Mit der Auflösung folgen die Hannoveraner dem Charter Potsdam, das bereits Mitte Juni sein Ende bekannt gegeben hatte. Offenbar war der Druck durch die laufenden Ermittlungen der Polizei zuletzt zu groß geworden. Das Landeskriminalamt geht davon aus, dass die Auflösung deswegen vorgenommen wurde.

Hells Angels kontrollieren Rotlichtviertel

In Hannover hatten die Hells Angels jahrelang eine besondere Rolle gespielt. Unter dem Präsidenten Frank Hanebuth, der auch deutschlandweit als die Führungsfigur bei den Rockern gilt, hat der Club das Rotlicht- und Amüsierviertel am Steintor kontrolliert. Nach zunehmender Kritik hatten sich die Rocker allerdings im November vergangenen Jahres aus dem Viertel zurückgezogen.

Zuletzt hatten die Innenbehörden der Länder den Druck auf die Hells Angels deutlich erhöht. In mehreren Bundesländern wurden bereits Verbotsverfügungen gegen einzelne Gruppen der Hells Angels ausgesprochen, so etwa in Hessen, Schleswig-Holstein, Bremen und Berlin. Zudem gab es mehrere Razzien, auch in Norddeutschland.

Die Offenbarungen eines Ex-Rockers der inzwischen aufgelösten Kieler Gruppierung Legion 81, einer Hilfstruppe der Hells Angels, hatten am 24. Mai zu einer Durchsuchungsaktion in Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen geführt, bei der rund 1.200 Polizeibeamte im Einsatz waren. Dabei wurde auch das Privathaus von Hanebuth durchsucht.

(dpa/dapd)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort