Schweizer Kommune Berliner Arzt hatte Kontakt zu Schweizer "Tantra-Uni"

Berlin (RPO). War der festgenommene Berliner Arzt, in dessen Therapiesitzung zwei Menschen starben, Therapeut oder Scharlatan? Er besaß eine offizielle Zulassung – aber seine Methoden waren illegal. Kollegen distanzieren sich von ihm. Offenbar hatte der Arzt auch Kontakt zu einer Kommune in der Schweiz, die Drogen als Therapiemethode befürwortet.

Berlin (RPO). War der festgenommene Berliner Arzt, in dessen Therapiesitzung zwei Menschen starben, Therapeut oder Scharlatan? Er besaß eine offizielle Zulassung — aber seine Methoden waren illegal. Kollegen distanzieren sich von ihm. Offenbar hatte der Arzt auch Kontakt zu einer Kommune in der Schweiz, die Drogen als Therapiemethode befürwortet.

Nach der tödlichen Gruppentherapie-Sitzung in Berlin ist Haftbefehl gegen den verantwortlichen Psychotherapeuten ergangen. Der 50-Jährige werde der Körperverletzung mit Todesfolge in zwei Fällen und der gefährlichen Körperverletzung in sechs Fällen verdächtigt, teilte die Berliner Staatsanwaltschaft am Montag mit. Zwei Männer starben nach einer seiner Gruppen-Therapie-Sitzungen, ein dritter Patient lag am Montag noch im Koma. Ein Polizeisprecher bezeichnete den Zustand des 55-Jährigen als lebensgefährlich. Den anderen Patienten gehe es den Umständen entsprechend gut. Der Arzt hatte nach Angeben der Behörden keine Tötungsabsicht, die Todesfälle sind offenbar ein Unfall.

Der Arzt hatte eine Zulassung als Psychotherapeut, doch das Verabreichen von Drogen ist keine anerkannte Therapie, wie viele Verbandsvertreter nun bekräftigen. Nach Information der "Berliner Morgenpost" soll es sich bei dem Drogencocktail neben Ecstasy auch um Heroin, Amphetamine und psychogene Pilze gehandelt haben, die den Patienten per Spritze oder Tabletten verabreicht wurden. Die Berliner Staatsanwaltschaft wollte das am Montag nicht bestätigen.

Eine Behandlung mit Drogen oder ähnlichen Substanzen habe mit Psychotherapie nichts zu tun, erklärte der DPtV-Vorsitzende Dieter Best. Sein Mitgefühl gelte den Angehörigen der Opfer. "Wir sind erschüttert, dass so etwas möglich ist, verwahren uns aber dagegen, dass Scharlatanerie, wie sie hier betrieben wurde, mit Psychotherapie in Verbindung gebracht wird", erklärte Best.

Auch über den Arzt will die "Berliner Morgenpost" Details erfahren haben: Demnach wurde Garik R., der "Garri" genannt wurde, in Usbekistan geboren. In den 90er Jahren bildete er in der Nähe von Kassel auch Heilpraktiker aus, berichtet die Zeitung. Das Blatt zitiert Regina K., die von 1994 bis 1997 Ausbildungsseminare bei dem Therapeuten besuchte. Sie schilderte ihn gegenüber der Zeitung als "sehr zuverlässigen Arzt", der stets "superkorrekt" gewesen sein. Den Vorfall könne sie sich nicht erklären.

Laut "Berliner Morgenpost" fungierte Garik R. und seine Frau als Kontaktpersonen für die soernannte Therapeutisch-Tantrisch-Spirituellen Universität Nennigkofen-Lüsslingen in der Schweiz. Dort soll auch eine Seminar von Garik R. unter dem Titel "Heimat finden, Heimat schaffen, Heimat sein" angekündigt gewesen sein.

Der Kommune gehören nach eigenen Angaben 80 Erwachsene und 55 Kinder an. Chef der ist der Psychiater und Psychotherapeut Samuel Widmer. Er hatte laut "Berliner Morgenost" in der Schweiz die offizielle Genehmigung, seinen Patienten LSD und Amphetamine zu verabreichen.

(sdr/fb)
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