Zu wenig Honorar angemahnt Berliner Ärzte verweigern Schweinegrippe-Impfung

Berlin (RPO). Die Schweinegrippe-Impfung in Berlin droht sich wegen eines Honorarstreits zwischen Ärzten und Senat zu verzögern. "Wir führen die Impfung nicht durch", sagte die Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Berlin, Angelika Prehn, in einem Interview.

Schweinegrippe-Impfaktion: Fragen und Antworten
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Foto: AP

Statt der üblichen Vergütung von 7,10 Euro für eine Einfachimpfung will der Berliner Senat den Ärzten die Schweinegrippe-Impfung laut Prehn nur mit 5,50 Euro vergüten. Für die Zweitimpfung soll es 4,50 Euro geben. Die Vertreterversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung lehnte dies nun ab.

Die Berliner Ärzte bestehen nun auf einem höherem Honorar. "Allein die Beratung der Patienten wird viel Zeit in Anspruch nehmen, da die Menschen verunsichert sind. Das muss gerecht entlohnt werden", forderte Prehn in der Tageszeitung "B.Z.".

Impfmüdigkeit in Deutschland

In Deutschland herrscht angesichts der Schweinegrippe weiterhin eine große Impfmüdigkeit vor. Wie eine am Mittwoch veröffentlichte Umfrage der AOK Hessen unter 1650 Versicherten ergab, wollen nur 28,6 Prozent sich impfen lassen. Mehr als 60 Prozent schließen eine Impfung derzeit noch aus.

Nach Angaben der Krankenkasse stehen vor allem Menschen mit einem hohen Bildungsniveau der Impfung gegen die Schweinegrippe skeptisch gegenüber. So wollen sich nur 25,6 Prozent der Menschen mit Abitur sich immunisieren lassen, aber 55 Prozent der Menschen ohne Schulabschluss. Betrachtet man die unterschiedlichen Altergruppen, so nimmt die Zahl der Impfskeptiker mit dem Alter zu. So ist nach AOK-Angaben in der Altersgruppe der Menschen bis 30 Jahre die Impfbereitschaft mit 36,4 Prozent am höchsten.

Impfaktion startet nicht überall am Montag

Die Massenimpfaktion gegen die Schweinegrippe beginnt nicht in allen Bundesländern bereits am kommenden Montag. In Niedersachsen werde die Aktion erst Mitte bis Ende kommender Woche anfangen, teilte das Landesgesundheitsministerium am Mittwoch in Hannover mit. Trotzdem liege man voll im Plan. Die Politik rief unterdessen die Bevölkerung zur Teilnahme an der Impfung auf. Viele Menschen wollen sich nach wie vor nicht gegen die Schweinegrippe impfen lassen.

In Niedersachsen soll der Impfstoff Pandemrix Mitte der Woche in 400 ausgewählten Apotheken ankommen. Danach können sich chronisch Kranke, medizinisches Personal, Feuerwehrleute und Polizisten impfen lassen. Der Grund für die Verzögerung liegt im Impfstoffwerk in Dresden, wo nicht so viel Impfstoff produziert werden kann wie ursprünglich gedacht, wie der Sprecher des Thüringer Gesundheitsministeriums, Thomas Schulz, sagte. Der Freistaat hat derzeit den Vorsitz in der Gesundheitsministerkonferenz.

Der Sprecher betonte aber: "Das Schlüsselpersonal wird überall versorgt." Dazu gehören Arzte, Krankenschwestern, Polizei und Feuerwehr. Weil bei dieser Gruppe die Impfbereitschaft auch eher verhalten ist, kommen wahrscheinlich auch viele chronisch Kranke an die Spritze. Die normale Bevölkerung wird sich voraussichtlich ab Mitte bis Ende November impfen lassen.

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann appellierte unterdessen an die Bürger, sich den Impfstoff trotz vieler gegenteiliger Stimmen verabreichen zu lassen. Man dürfe sich von den Diskussionen der vergangenen Tage nicht verunsichern lassen, sagte der CDU-Politiker in Düsseldorf.

Selten Nebenwirkungen

"Ich bin davon überzeugt, dass eine rechtzeitige Impfung der beste Schutz gegen die sich unverändert ausbreitende neue Grippe ist", erklärte dagegen Gesundheitsminister Laumann. Der Impfstoff Pandemrix sei auf Wirksamkeit und Unbedenklichkeit geprüft worden. Grundsätzlich könne zwar niemand ausschließen, dass bei einer breiten Anwendung eines neuen Arzneimittels bislang unbeobachtete Nebenwirkungen auftreten. Dies sei erfahrungsgemäß aber sehr selten.

Am Wochenende wurde bekannt, dass der Bund einen anderen Impfstoff bestellt hat. Die Bevölkerung soll das Medikament Pandemrix mit Verstärkern (Adjuvanzien) gespritzt bekommen. Spitzenbeamte, Minister und Soldaten sollen dagegen das Mittel Celvapan erhalten, das ohne Wirkverstärker auskommt und von einigen Experten daher als weniger risikoreich betrachtet wird. Andere Wissenschaftler halten dagegen Celvapan für nicht ausreichend getestet.

(DDP/felt)
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