Berlin-Wilmersdorf Schüsse und Autobrand bei versuchtem Banküberfall

Berlin · Erst am Freitag heulten in Berlin zahlreiche Polizeisirenen nach einem missglückten Überfall auf einen Geldboten. Nun erneut Alarm: Diesmal versuchen die Täter, in eine Bank zu gelangen. Es fallen Schüsse, ein Auto wird in Brand gesetzt.

 Mehrere Täter haben in Berlin versucht, eine Bank zu überfallen. Die Täter sind auf der Flucht.

Mehrere Täter haben in Berlin versucht, eine Bank zu überfallen. Die Täter sind auf der Flucht.

Foto: dpa/Paul Zinken

Es ist erst ein paar Wochen her, da ist an diesem Ort ein Geldbote überfallen und um einen Koffer voller Scheine gebracht worden. Am Dienstagmorgen gegen 9.30 Uhr versuchen nun mehrere Täter, in die noch geschlossene Bankfiliale in Berlin-Wilmersdorf zu gelangen. Es fallen mehrere Schüsse, als sie im Hof auf einen Sicherheitsmann treffen, wie die Polizei am Abend mitteilt. Der Wachmann wird verletzt. Bevor die Täter ohne Beute flüchten, setzen sie noch das Fahrzeug in Brand, mit dem sie in ein Fenster gefahren waren, um sich Zugang zur Filiale zu verschaffen.

Ein Zeuge sagt später der „Berliner Zeitung“ (online), es habe einen lauten Knall gegeben. Die Täter seien zunächst zu Fuß in Richtung der nahe gelegenen Autobahn 100 geflüchtet, teilt die Polizei mit. „Dort sollen sie schließlich in ein dunkles Fahrzeug gestiegen sein und ihre Flucht unerkannt in Fahrtrichtung Norden fortgesetzt haben.“ Die Suche nach ihnen dauere an. Weitere Details bleiben auch am Abend unklar: Wie viele Täter waren es? Wer hat geschossen, und wie oft?

Die Abläufe versucht die Polizei nach der Tat zu rekonstruieren. Der Tatort ist am Vormittag weiträumig abgesperrt, maximal sind rund 150 Einsatzkräfte beteiligt. Insbesondere der Innenhof der Filiale in der Detmolder Straße am Bundesplatz, wo sich alles abspielte, wird von Beamten vor neugierigen Blicken abgeschirmt. Auch für Anwohner ist zunächst kein Durchkommen.

Ermittler prüfen, ob Überwachungskameras die Tat aufgezeichnet haben. Kriminaltechniker nehmen sich den zurückgelassenen Wagen vor. Wie stark er - und damit mögliche Spuren - durch die Flammen zerstört wurde, war nicht bekannt. Allerdings konnten Polizisten den Brand bereits vor Eintreffen der Feuerwehr löschen, wie die Feuerwehr schildert. Beamte hören außerdem Aussagen von Zeugen. Aus der Luft macht eine Drohne Aufnahmen. Experten interessieren sich zudem etwa für Glassplitter, die Auskunft darüber gäben, in welche Richtung Glas zerstört wurde, erläuterte Polizeisprecher Thilo Cablitz vor Ort.

Mit allen Informationen zusammengenommen versuche man, sich ein Bild der Abläufe zu machen. Cablitz vergleicht die Situation mit einem Mosaik. Die vielen verschiedenen Zeugenaussagen müssten mit dem Spurenbild abgeglichen werden. In den ersten Minuten nach dem Überfall sind viele Spekulationen am Tatort zu hören. So spricht selbst ein Sprecher der Feuerwehr zunächst von einem Einsatz wegen eines brennenden Geldtransporters. Laut Polizei war aber kein Geldtransporter vor Ort.

Der angeschossene Sicherheitsdienstmitarbeiter wird nach einer ersten Versorgung vor Ort im Krankenhaus behandelt, Lebensgefahr besteht nicht, wie es von der Feuerwehr hieß.

Die Sprecherin der Bank, Frauke van Bevern, zeigt sich erleichtert: „Bislang sehen wir nur Sachschaden“, sagt sie. Zwei Angestellten, die vor der Öffnung der Filiale um 10.00 Uhr bereits vor Ort waren, gehe es den Umständen entsprechend gut. Ihnen werde eine psychologische Betreuung angeboten.

Am 16. Juni war ein Bote überfallen worden, der die Filiale in der Detmolder Straße mit Geld beliefern wollte. Zwei Unbekannte erbeuteten einen Geldkoffer und entkamen - es soll eine halbe Million Euro erbeutet worden sein. Die Täter bedrohten den Geldboten mit einer Waffe. Einer der Räuber sprühte Reizgas, es kam nach Angaben der Polizei zu einer körperlichen Auseinandersetzung mit dem Boten. Dabei sei es dem Duo gelungen, dem 56-Jährigen den Geldkoffer und die Waffe zu entwenden. Anschließend rannten die Räuber zu einem wartenden Fluchtauto, unterwegs warfen sie die Waffe des Boten weg.

Erst am vergangenen Freitag war ein Überfall auf einen Geldboten in einer Bankfiliale in einem Kaufhaus am Neuköllner Hermannplatz missglückt. Die Täter versprühten Reizgas, 12 Menschen wurden leicht verletzt. Der Geldbote konnte sich und das Geld jedoch in Sicherheit bringen, so dass die Täter nach Polizeiangaben vom Sonntag ohne Beute flüchteten. 200 Einsatzkräfte waren beteiligt, unter anderem an einer aufwendigen Durchsuchung des Gebäudes.

Von einer Häufung solcher Vorfälle könne man nicht sprechen, sagt Polizeisprecher Cablitz wenige Stunden nach dem neuen Fall. Er verwies auch auf unterschiedliche Vorgehensweisen der Täter. Ein Zusammenhang werde aber selbstverständlich geprüft. „Wir sind nicht naiv.“ Zu der Tat vom Freitag gehe die Polizei aktuell den umfangreich gesicherten Spuren nach.

(özi/dpa)
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