Anklage wegen Spionage Deutscher soll sensible Bundestags-Daten an Russen verraten haben

Berlin/Karlsruhe · Auf eigene Faust soll ein Deutscher Informationen über den Bundestag an die Russen weitergegeben haben. Zugang dazu bekam der 55-Jährige, weil seine Firma sich um die Betriebssicherheit von elektrischen Geräten kümmerte.

 Absperrgitter stehen vor dem Reichstagsgebäude in Berlin. (Archivfoto)

Absperrgitter stehen vor dem Reichstagsgebäude in Berlin. (Archivfoto)

Foto: dpa/Dorothee Barth

Ein 55-jähriger Deutscher soll sensible Informationen über Bundestagsgebäude an den russischen Geheimdienst verraten haben. Die Bundesanwaltschaft erhob Anklage gegen Jens F. wegen des Verdachts der geheimdienstlichen Agententätigkeit. Der Mann aus dem Raum Berlin habe „aus eigenem Antrieb“ gehandelt und sei nicht vom russischen Geheimdienst angeworben worden, erklärte ein Sprecher der Bundesanwaltschaft.

Die Firma des 55-Jährigen sei wiederholt damit beauftragt worden, die Sicherheit von elektrischen Geräten zu überprüfen, teilte die Anklagebehörde am Donnerstag in Karlsruhe mit. Der Mann habe dabei Zugriff auf Dateien mit den Grundrissen der Liegenschaften des Bundestags gehabt.

Spätestens zwischen Ende Juli und Anfang September 2017 habe er sich entschlossen, die Daten an den russischen Militärgeheimdienst GRU weiterzugeben. Er schickte demnach eine selbstgebrannte CD-Rom an einen Mitarbeiter in der russischen Botschaft in Berlin, der hauptamtlich für den Militärgeheimdienst tätig ist.

Der 55-Jährige sei nicht in Untersuchungshaft, weil es keinen dringenden Tatverdacht und keine Fluchtgefahr gebe, sagte der Sprecher der Bundesanwaltschaft. Nun müsse der Staatsschutzsenat des Kammergerichts Berlin anhand der vorgelegten Indizien entscheiden, ob er die Anklage zulässt. Das Motiv des Mannes sei noch unklar, er habe jedenfalls vorher keine Kontakte nach Russland gehabt. Wodurch der mutmaßliche Spion aufgeflogen ist, wollte der Sprecher nicht sagen.

(chal/dpa)
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