Staatsschutz in Bayern ermittelt Unbekannte zünden Flüchtlingsunterkünfte an

Vorra · Drei geplante Flüchtlingsunterkünfte haben in der Nacht auf Freitag nahe Nürnberg gebrannt. Die Polizei ermittelt wegen des Verdachts auf Brandstiftung, wie ein Sprecher sagte.

Flüchtlingsunterkünfte in Bayern beschmiert und angezündet
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Flüchtlingsunterkünfte in Bayern beschmiert und angezündet

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Foto: dpa, dka soe

An einem der Gebäude im mittelfränkischen Vorra (Landkreis Nürnberger Land) wurden demnach Hakenkreuze und andere fremdenfeindliche Schmierereien entdeckt. Die Gebäude — eine leerstehende Gaststätte, eine Scheune und ein leerstehendes Wohnhaus — waren umgebaut worden und sollten Flüchtlingen als Unterkunft dienen.

Nun ermittelt der Staatsschutz. "Es spricht einiges dafür, dass es sich um Brandstiftung handelt", sagte am Freitag Polizeisprecher Robert Sandmann.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) will die Sicherheitsmaßnahmen verschärfen. "Entscheidend wird (...) sein, dass wir auf jeden Fall sicherheitshalber den Schutz anderer Asylbewerbereinrichtungen in Bayern noch verstärken", sagte er am Freitag im Bayerischen Rundfunk (Bayern2, Radiowelt am Morgen). "Es ist ganz offensichtlich Brandstiftung und diese Hakenkreuzschmierereien lassen den Verdacht zu, dass es sich hier um rechtsradikale Täter handeln könnte. Wir werden alles tun, um die Täter zu identifizieren."

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) verurteilte die mutmaßliche Brandstiftung als schändliche Tat. "Braunes Gedankengut hat keinen Platz in unserer freiheitlichen Gesellschaft", betonte er am Freitag. "Die Menschen in Bayern lassen sich durch die Provokation, den Hass und die Menschenverachtung, die aus dieser Tat sprechen, nicht beirren." Bayern zeichne sich aus durch die Hilfsbereitschaft und Unterstützung der Bürger "für diejenigen, die im Freistaat Schutz vor Krieg und Verfolgung und Obhut in Frieden suchen".

Bundesregierung verurteilt Tat

Die Flüchtlingsbeauftragte der Bundesregierung, Aydan Özoguz (SPD), verurteilte die mutmaßlichen Brandanschläge ebenfalls scharf. "Mit Hakenkreuzen und Brandanschlägen zeigen die Täter ihre abgrundtiefe Menschenfeindlichkeit", sagte Özoguz. "Und das in einer Zeit, in der Frauen, Männer und Kinder im wahrsten Sinne um ihr Leben rennen. Sie brauchen unseren Schutz und die Möglichkeit zu einem sicheren Leben."

Die Vorfälle in der Nähe von Nürnberg hätten wahrscheinlich einen fremdenfeindlichen Hintergrund, sagte auch die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Wirtz. Wenn sich der Verdacht erhärten sollte, sei dies eine abscheuliche Tat, betonte sie. "Ich kann im Namen der Kanzlerin sagen, dass es keine Hetze gegen Gläubige — welcher Religion auch immer — geben darf. Es gibt in Deutschland keinen Platz für Rassismus oder Fremdenfeindlichkeit."

Eine Anwohnerin hatte den Brand in der Gaststätte entdeckt und die Feuerwehr alarmiert. Aus den Fenstern quoll starker Rauch, wie der Polizeisprecher sagte. Kurze Zeit später wurde bemerkt, dass auch die anderen Gebäude in Flammen standen.

Es gelang der Feuerwehr demnach aber rasch, den Brand zu löschen. Ein Feuerwehrmann erlitt bei den Löscharbeiten leichte Verletzungen. Den Gesamtschaden schätzte die Polizei auf etwa 700.000 Euro. Die Häuser sind unbewohnbar.

(dpa/rtr)
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