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Barbara Schöneberger im Interview „Ich habe doch schon graue Haare“

Düsseldorf · Barbara Schöneberger präsentiert heute abend die deutsche Punktevergabe beim ESC. Im Interview mit unserer Redaktion erklärt sie, wie sie zum Singen gekommen ist, warum sie Helene Fischer beneidet und weshalb sie sich aus der #MeToo-Debatte heraushält.

Barbara Schöneberger.

Barbara Schöneberger.

Foto: Barbara Schöneberger/Benno Krähahn

Barbara Schöneberger moderiert am Samstagabend in der ARD den „Countdown für Lissabon“. Die 44-Jährige wird dann verkünden, an wen die deutsche Jury des Eurovision Song Contests (ESC) ihre Punkte vergeben hat. Wir trafen die Moderatorin und Sängerin vorher zum Interview.

Frau Schöneberger, was sagen Sie einem Fremden, was Sie beruflich machen? Musikerin, Moderatorin, Entertainerin, Comedian?

Barbara Schöneberger Ich sage, ich arbeite fürs Fernsehen. Den Deutschen muss ich das ja nicht mehr erklären. Wenn ich ein US-amerikanisches Visum beantrage, dann würde ich nicht Entertainerin eintragen. Das wäre jetzt etwas albern bei der Einreise.

Ist Ihre Musik also Ihr Luxus-Hobby?

Schöneberger Ich sehe mich nicht als Sängerin, sondern als Hausfrau und Mutter. Die Musik war schon immer ein Luxus-Hobby. Als vor zehn Jahren mein erstes Album kam, gab es schon strategische Überlegungen. Ich habe schon eine Weile für das Fernsehen gearbeitet und dann kam die Frage, was ich als nächstes mache. Ich kann jetzt nicht 30 Jahre lang den Echo moderieren – na gut, das hat jetzt auch andere Gründe. Wir scherzten über eine Unterwäsche- oder Bikinikollektion, denn ich kann ja nicht auch immer nur in Talkshows auftreten. Als mein Manager vorschlug, lass uns doch eine CD machen, da dachte ich: Mensch, niemand braucht eine CD von Barbara Schöneberger. Aber mit dem Titel „Jetzt singt sie auch noch“ stand das Konzept und am Ende war es ein Erfolg: Das Singen wurde zur Zusatzqualifikation. Wenn du mal bei Johannes B. Kerner ein paar Gags machst, merkt sich das niemand. Als ich dann anfing zu singen, haben die Leute gesagt: Mensch, die Schöneberger kann sogar singen!

Wobei Sie den Gesang nicht richtig gelernt haben.

 Barbara Schöneberger mit Michael Bröcker (li.) und Daniel Fiene.

Barbara Schöneberger mit Michael Bröcker (li.) und Daniel Fiene.

Foto: Michael Bröcker

Schöneberger Mein Vater hat mir immer gesagt, dass ich eine Opernausbildung machen solle, aber das fand ich uncool. Bei einer sehr netten Leipziger Opernsängerin habe ich eine Stunde Unterricht genommen. Die sagte mir: „Du atmest ja durch den Mund, du musst durch die Nase atmen.“ Da habe ich dann versucht über das Singen nachzudenken, das ging nicht gut. Heute gehe ich auf die Bühne und singe. Ich kann heute 30 Abende hintereinander singen, weil ich nicht darüber nachdenke. Andere singen so psychologisiert, räuspern sich ständig und haben Angst heiser zu werden – oder man stellt sich jeden Abend hin und macht einfach. Da beneide ich Helene Fischer. Sie trainiert und trainiert und kann dann ein bestimmtes Niveau erreichen. Das würde ich nicht hinkommen. Bei mir ist Talent der größte Feind der Exzellenz. Ich kann vieles ein bisschen gut, der Rest ist Spontanität.

Warum beneiden Sie Helene Fischer?

Schöneberger Helene ist ein Gesamtkunstwerk. Da kannst du nicht so wie ich sagen, ich komme um 14 Uhr und dann proben wir das einmal durch. Bei ihr steckt etwas anderes dahinter. Ich wäre auch gerne wie sie. Dann könnte ich ganz andere Konzerte spielen, andere Tanzeinlagen proben – aber dann ist 15 Uhr und es reicht mir.

Sie haben viele Fans bei älteren Frauen. Wie gehen Sie damit um, wenn gleichaltrige Personen sagen ,Hallo Frau Schöneberger, meine Mutter ist ein großer Fan?‘

Schöneberger Das ist schon länger so. Früher hatte ich mehr Männer unter meinen Fans. Heute habe ich vor allem Frauen im Publikum – aber jeden Alters. Das hat natürlich auch etwas mit meiner eigenen Zeitschrift zu tun. Aber häufig kommen Mädels zu mir und sagen: „Oh, wenn meine Mutter wüsste, dass du hier bist.“

Sie sind für viele Frauen ein Vorbild. Fühlen Sie sich in der #MeToo-Debatte herausgefordert etwas zu sagen?

Schöneberger Ich werde ja immer eingeladen, wenn es um diese Themen geht. Aber ich sage dann ab, weil ich keine Lust habe, mich auf politisches Parkett zu begeben. Ich bin wie ich bin, alle Frauen sollten so sein dürfen, wie sie sind. Es gibt schlimme Übergriffe, es gibt Komplimente, die aufgebauscht werden. Mir ist das zu hysterisch, zu viel Politik.

Helene Fischer hat man vorgeworfen, dass sie in ihrer Position für Frauen mehr bewegen könnte…

Schöneberger Da kann ich Helene Fischer sehr gut verstehen, dass sie nur für ihre Musik stehen möchte. Sie hat sich ja auch zu dem Thema auf Facebook geäußert. Es ist für sie ja auch ungerecht. 36.000 Leute haben einen Echo bekommen und dann heißt es in einigen Medien: Helene Fischer sagt kein Wort. Bloß weil sie 17 Echos bekommen hat? Warum sollte sie?

Wie politisch sehen Sie sich am Ende?

Schöneberger Ich verhalte mich nicht politisch, auch wenn mein Verhalten manchmal so verstanden wird. Das ist auch okay. Ich will nicht lesen „Schöneberger sagt euch, wie ihr zu leben habt.“ Meine Meinung ist: Jede Frau muss so leben können, wie sie gerne will. Sie kann arbeiten gehen, sie kann eine Horde Kinder bekommen oder eben keins. So stelle ich mir eine moderne, emanzipierte Frau vor. Wenn du dich bei der #MeToo-Debatte einmischst, kannst du nur verlieren. Gewalt an Frauen wurde mit Sätzen vermischt wie, darf man einer Frau im Büro noch sagen ,Dein Jackett sitzt gut.‘

Also halten Sie sich lieber raus?

Schöneberger Ich werde häufig gefragt in Talkshows zu diesem Thema zu gehen. Ich bin natürlich der Meinung, Frauen sind keine Opfer. Aber wenn wir uns jetzt mit vielen Frauen unterhalten, dann sind eben doch welche dabei, die Opfer sind. Ich sehe mich halt nicht als Opfer und finde Frauen sollten sich auch nicht in eine Opferrolle reinreden lassen. Von daher bin ich da die Falsche und kann da nicht immer mit reden. Das überlasse ich dann lieber Sophia Thomalla.

Das neue Album „Eine Frau gibt Auskunft“ ist kein Beitrag zur Debatte?

Schöneberger Nein! Es geht bei meiner Musik um Zwischenmenschliches und bei MeToo geht es von oben nach unten. Ich habe versucht ein Album zu machen, das möglichst viele Frauen anspricht. Viele Frauen sollen sich wiederfinden. Es spiegelt nicht mein Leben wieder, ich bin nicht getrennt und mein Mann hat keine 23-jährige Freundin … glaube ich…

Woher kommen Ihre Ideen zu den Songs?

Schöneberger Da musste ich in der Branche jetzt nicht so weit schauen. Einmal rechts, einmal links und dann siehst du das alles vor dir. Ich möchte Musik machen, die meiner Lebensphase entspricht. Ich kann nicht mehr singen, wie ich den Mann dort drüben ins Bett bekomme. Die Texte kommen aus der Mitte meines Lebens und das beschäftigt sich ja auch viel mit anderen Leuten. Die haben jetzt alle Kinder, die ersten Ehen gehen kaputt und der eine oder andere hat sich sein Leben vielleicht anders vorgestellt. Diese Themen kennt man zwischen 40 und 50. Bei meiner nächsten CD geht es dann um Meniskusoperationen und Arthrose.

Egal ob im Fernsehen oder auf dem roten Teppich, viele halten Sie für uneitel. Sind Sie es?

Schöneberger Es gibt selten einen Punkt, an dem ich dann doch eitel bin. Bei Dingen die bleiben, wie beim Foto für ein CD-Cover. Das habe ich aber auch erst jetzt gelernt. Als ich mit 25 in dem Geschäft angefangen habe, kam ein Visagist, der malt dich schlecht an, sagt, es sehe super aus, dann glaubst du dem. Irgendwann verstehst du dann, dass es am allerbesten ist, wenn du dich selbst um deine Sachen kümmerst. Ich bin kein Kontrollfreak und finde es super, wenn sich andere um meine Sachen kümmern. Aber bei manchen Punkten weiß ich, dass ich es selber besser als die weiß. Deswegen sage ich zu Kameramännern die nur 1,65 Meter groß sind: Stellt euch und eure Kamera auf eine Kiste, weil die Kamera ein bisschen höher als mein Gesicht sein muss, sonst sieht es doof aus. Früher war mir das wurscht, heute achte ich drauf. Das hat aber etwas mit Professionalität zu tun und nicht so sehr mit Eitelkeit. Gemessen an meinem Erfolg bin ich sehr uneitel – mir ist das alles wurscht.

Haben Sie Angst davor, dass mit 50 die Anfragen von Moderationen auf einmal abnehmen?

Schöneberger Im Gegenteil! Es gibt dann doch ganz andere Zielgruppen. Und wie wir alle wissen, gibt es von den Alten mehr als von den Jungen. Insofern laufe ich in meine beste Zeit noch rein. Angst vor der Zukunft hatte ich nur ganz am Anfang meiner Karriere beim Fernsehen. Da habe ich mein Leben weit hinter den finanziellen Möglichkeiten gelebt. Ich kenne Kollegen, die haben sich vom ersten Gehalt dann gleich ein großes Auto gekauft, oder die 80er-Jahre Penthaus-Wohnung mit weißen Sprossenfenstern. Ich habe dann aber schnell gelernt: Wenn man sich nicht blöd anstellt, im Schwung und flexibel bleibt, dann wird es immer eine Möglichkeit geben, irgendwo zu arbeiten.

Sie sind als „Blondes Gift“ berühmt geworden. Angst vor grauen Haaren?

Schöneberger Ich habe sie doch schon. Schauen Sie mal hier!

Wikipedia schreibt „Schönebergers bislang größter Erfolg war ‚Blondes Gift‘“ – stimmt das?

Schöneberger Das ist eine Unverschämtheit. Das ist ja schon 20 Jahre her. Wir haben vor allem durch Wiederholungen die Deutschen durchdrungen. Es war aber das entschiedenste Projekt für mich. Es hat mich auf die Schiene gesetzt, auf der ich heute noch fahre und ich profitiere immer noch von der Sendung. Die Leute erinnern sich immer noch dran.

Wie kalkuliert ist Ihre Karriere?

Schöneberger Wenn die Zuschauer sagen „die Barbara ist eine von uns“, dann gehört das zwar zu meinem Geschäftsmodell, aber ich habe mir das nicht von Anfang an so überlegt. Es gibt Karrieren, die am Reißbrett entstanden sind. Ich habe immer aus dem Bauch entschieden. Das Unperfekte gehörte bei mir schnell dazu. Das fing schon bei „Blondes Gift“ an. Eigentlich wurde mir die große Show versprochen, aber dann klappte die Deko zusammen. Das ist direkt gut angekommen und du gehst immer dahin, wo die Lacher sind.

Ihre neue Musik ist aber ganz schön mainstreamig im Vergleich zur ersten CD.

Schöneberger Klar, es ist Pop. Natürlich will man machen, was gerade angesagt ist. Ich will ja kein Punk-Album für eine kleine Gruppe machen. Das ist der Spagat zwischen Kunst und Kommerz. Letztendlich ist das mein Leben.

Wann kommt die nächste 20.15-Uhr-Sendung mit Barbara Schöneberger?

Schöneberger Die NDR-Talkshow ist auch nach zehn Jahren noch weiter mein Zuhause. Ich bekomme jede Woche Angebote, bei denen ich die Sendung aufgeben müsste. Das mache ich aber nicht. Ich kriege viele deutsche Fernsehshows angeboten. Ich habe weder den finanziellen Engpass, noch habe ich den Geltungsdrang, dass ich in der ARD um 20:15 Uhr stattfinden muss. Ich mache den Bambi, bis vor kurzem den Echo, ich mache den Eurovision Song Contest, den Deutschen Radiopreis, dann brauche ich nicht noch meine eigene Show.

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